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0530 - Land der Amazonen

0530 - Land der Amazonen

Titel: 0530 - Land der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Merlin niedergestoßen hatte, dafür bestraft werden; immerhin kam Stygia um ihren Genuß, ihn leidend sterben zu sehen.
    Aber daraus ließ sich kaum eine Chance ableiten. Auch wenn Zamorra es darauf anlegte, die Amazonen so zu provozieren, daß sie kaum eine andere Möglichkeit hatten, als ihn zu erschlagen, brachte ihm das nicht sonderlich viel ein. Erstens wäre er dann tot. Zweitens konnte er nicht sicher sein, wie eng gefaßt Stygias Befehle waren. Möglicherweise war es den Amazonen gleich, ob sie im Kampf gegen Zamorra starben oder später von Stygia als Bestrafung hingerichtet wurden. Zamorra konnte auch nicht gänzlich sicher sein, ob sie alle überhaupt Leben im Sinne seiner Denkmodelle waren. Dies war eine künstlich geschaffene Sphäre, und vermutlich waren auch deren Bewohner künstlich…
    Andererseits war Zamorra echtes Leben, das auch sterben konnte. Starb er, hatte er keine Möglichkeit mehr, zu flüchten, und er konnte auch Nicole nicht mehr zur Seite stehen. Von der ursprünglichen Absicht, Sid Amos zu retten, ganz zu schweigen…
    Solange er lebte, gab es noch Hoffnung. Vielleicht gelang es ihm, wenn er sich beruhigte, die Amazonen und vor allem auch Stygia auszutricksen.
    Er bedauerte nur, daß er nichts für Merlin hatte tun können. Vielleicht war er sogar für das Ende des Zauberers verantwortlich, denn er hatte doch seinen Namen genannt! Erst daraufhin war die Amazone durchgedreht und hatte Merlin ihr Schwert in den Leib gestoßen!
    »Nein«, murmelte er. Ob er die Schuld dafür trug oder nicht - Schuldgefühle waren in diesem Moment das letzte, was er sich leisten durfte. Dennoch tat der Gedanke weh, wollte ihn lähmen. Er mußte sich gewaltsam dagegen wappnen.
    Und hoffen, daß er es schaffte, Stygia eine Nase zu drehen.
    Trotz des furchtbaren Verlustes.
    Er sah wieder zu Merlin und dann zu Nicole, die immer noch so am Boden lag, wie er sie zuerst gesehen hatte. Warum erwachte sie nicht endlich?
    ***
    Asmodis nahm der toten Amazone die Waffen ab. Ein seltsames Gefühl war in ihm entstanden, wie er es noch nie bewußt erlebt hatte. Es war - Bedauern? Schuldgefühl? Der Verdacht, vielleicht einen Fehler begangen zu haben? Daß es falsch gewesen war, die Amazone zu töten?
    Aber er brauchte ihre Lebensenergie. Und die Amazonen hatten sich als seine Feinde erwiesen.
    Also war es in Ordnung, sie mit allen Mitteln zu bekämpfen. Sie waren darauf aus, ihn zu töten.
    Sie dienten seiner Feindin Stygia. Er aber wollte überleben, und wer sich mit ihm anlegte, mußte eben den Preis dafür bezahlen.
    Er verließ die Zelle. Wie die Türöffnung, die in der glatten Wand entstanden war, wieder geschlossen werden konnte, wußte er nicht. Vermutlich gab es einen verborgenen Geheimschalter, oder es wurde durch Magie bewirkt. Die aber wollte er jetzt nicht einsetzen. Er durfte sie nicht einfach vergeuden, die Kraft, die er mühsam wieder in sich aufgebaut hatte. Er würde sie noch brauchen, wenn er Stygia entgegentrat. Er hoffte, daß er zwischendurch noch weiteren Amazonen begegnete, deren Lebensenergie er in sich aufnehmen konnte. Es durften nur nicht zu viele gleichzeitig sein, denn sonst würde er doch bei seiner Magie Rettung suchen müssen, was ihn wiederum genau die Menge an Energie kosten würde, die er vielleicht anschließend hinzugewann, wenn man ihm die Zeit dafür ließ. Dann aber war ein Kampf unsinnig.
    Der Gang war in beiden Richtungen leer; keine Amazonen zu entdecken. Die Zellentür mußte hinter Asmodis offen bleiben. Es störte ihn nicht. Bis auf diese einzelne Amazone schien derzeit niemand Interresse für den Gefangenen zu zeigen, ebensowenig für vielleicht andere, die sich in diesem Kerker befinden mochten.
    Asmodis wandte sich nach rechts. Wieder durchzuckte ihn ein seltsames Empfinden. Warum schlug er diese Richtung ein? Er wußte, daß er sich früher grundsätzlich immer nach links gewandt hätte. Waren diese seltsamen Empfindungen und sein verändertes Verhalten Teil dessen, was mit ihm geschah?
    Jetzt nur keinen weiteren Schwächeanfall! Es wäre sein sicherer Tod.
    Er beschloß, seinen Gefühlen nachzugeben und sich von ihnen lenken zu lassen. Zumindest solange, bis er Stygia vor sich hatte und sie mit Schwert und Magie töten konnte. Bislang hatte er nicht sonderlich viel gegen sie gehabt. Er hatte eingegriffen, als sie gegen Julian Peters vorgehen wollte, ansonsten hätte er mit ihr durchaus zurechtkommen können. Sie war die Fürstin der Finsternis, das konnte er

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