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0531 - Die Flammenhexe

0531 - Die Flammenhexe

Titel: 0531 - Die Flammenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bemühen. Ein Blick in Richtung OP-Korridor: Die Lampe brannte noch. Der Arzt arbeitete noch.
    »Komm durch«, flüsterte sie. »Überlebe, cheri. Ich habe getan, was ich konnte. Du mußt durchkommen. Wir haben doch noch so viel vor… wir sind doch beide unsterblich…«
    Aber das Wasser von der Quelle des Lebens schützte nicht vor Pistolenschüssen, Dolchstößen und anderen mörderischen Gemeinheiten…
    ***
    Britt Malcolm handelte instinktiv. Sie ließ sich einfach fallen - seitwärts, aus der Schußrichtung hinaus. Gleichzeitig benutzte sie das Aufblitzen des Mündungsfeuers, um McRae einen Schlag zu versetzen. Er taumelte seitwärts, drückte noch einmal ab. Ein weiterer Hieb, magisch geführt! Er schrie wild auf, begriff nicht, was da geschah, wer ihn schlug. Woher sollte er wissen, daß seine Bettgespielin eine Hexe war, deren Waffe das Feuer darstellte?
    Er drehte sich, richtete die Waffe erneut auf Britt Malcolm, die katzengleich aufsprang. Sie griff ihn an, schaffte es, ihm die Pistole aus der Hand zu schlagen. Britt sah sie fallen; ihre linke Hand berührte McRaes Schläfe. Als die Pistole aufschlug, löste sich ein weiterer Schuß. Die Flammenmacht benutzte die Hexe, um sich einem Zitteraal gleich zu entladen. Buchstäblich wie vom Blitz getroffen brach McRae bewußtlos zusammen.
    Britt stand vor ihm, sah auf ihn hinab. Sie konnte kaum glauben, was geschehen war, mußte es erst einmal verarbeiten. Er hatte einfach auf sie geschossen! Und nur durch ihre schnellen Reflexe hatte sie überlebt! So überraschend, wie er die Waffe gezogen und geschossen hatte, hätte er jede andere Person wenigstens verletzen müssen, die Pistole war sogar bereits durchgeladen und entsichert gewesen; er hatte nur abzudrücken brauchen. Das bedeutete, daß er von Anfang an geplant hatte, sie zu ermorden. Aus gekränkter Eitelkeit - weil er annahm, sie habe noch bei einem anderen Liebhaber einen »Hausbesuch« gemacht…
    Er mußte durchgedreht sein.
    So etwas kam bei normalen Menschen bisweilen vor, sogar bei paranormalen, zu denen sie als Hexe gehörte. Aber warum ausgerechnet jetzt? Nur weil sie unterwegs gewesen war? Kein Grund, sie sofort töten zu wollen. Er hatte sie ja nicht einmal angehört, hatte nicht geglaubt, was sie ihm erzählte…
    Jetzt lag er betäubt vor ihr. Was sollte sie tun?
    Er hatte sie töten wollen.
    Also würde auch sie ihn töten.
    Die Leiche verschwinden zu lassen, war das geringste Problem. Ein Opfer für den Fürsten der Finsternis… nein, für die Fürstin, korrigierte sie sich sofort. Danach würde sie keine Last mit der Leiche mehr haben.
    Diese Nacht war nicht ganz so verlaufen, wie Britt Malcolm sie sich ursprünglich vorgestellt hatte. Aber sie beabsichtigte, sie nun wenigstens zu einem für sie zufriedenstellenden Ende zu bringen.
    Was hatte er gesagt? Mich, Britt, lügt niemand an. Und wenn, dann nur ein einziges Mal und niemals wieder. Daraus folgerte nach der bestechenden Logik von Mr. John W. McRae: Mich, John, versucht man nur ein einziges Mal zu töten und niemals wieder.
    Niemals wieder, John McRae…
    ***
    Als Nicole schon die Augen zufallen wollten, tauchte der Arzt auf. Nicht, wie man es aus so miserablen wie häufig gesendeten Ärzte-Serien aus dem Fernsehen kennt, mit locker herunterhängendem, gelösten Mundschutz, die Schutzkappe noch auf dem Haar, und sich lässig die Handschuhe ausziehend - diese Utensilien hatte er längst entfernt und sich auch die Hände gewaschen. Er steuerte Nicole an, nachdem eine Schwester ihm einen kleinen, hindeutenden Wink gegeben hatte. »Alles in Ordnung«, erklärte er. »Der Patient wird überleben - aber fragen Sie mich nicht nach dem Warum. Es ist nicht meine Schuld.«
    »Schuld?«
    Der Arzt lächelte. »Nun ja - wir Medizinmänner versuchen uns hin und wieder mit ein wenig schwarzem Humor oder manchmal sogar Zynismus über die Runden zu helfen, wenn sonst nichts mehr geht. Mister Zamorra wird die Schußverletzung überleben. Die Kugel aus seinem Körper zu holen, war übrigens ein kleines Problem, obgleich es nach einem völlig glatten, problemlosen, so gut wie tödlichen Schußkanal aussah. Die meiste Zeit habe ich mit dem Versuch verbracht, herauszufinden, wieso sich die Wunde bereits zu zwei Dritteln geschlossen hatte, weshalb kein Blut mehr austrat und weshalb der Mann mehr Blut in seinem Körper besitzt, als er eigentlich haben dürfte - dem Bericht nach muß er eine Unmenge verloren haben. Eine solche Selbstheilungskraft habe ich in

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