0531 - Die Macht der Sieben
abermals auf. Dieses Spiel wiederholte sich eine halbe Ewigkeit lang, bis der Gleiter endlich ruhig in der langen Dünung schaukelte.
Der Albino öffnete die Augen und sagte: „Schalten Sie endlich unser Funkgerät ein und rufen Sie um Hilfe, Sie Schlafmütze!"
*
Unser Hilferuf hatte ungeahnte Folgen. Zuerst erschien ein einzelnes Düsenflugzeug, kreiste dicht über uns und verschwand wieder. An den Hoheitszeichen erkannten wir es als Flugzeug des Südblocks.
Einige Minuten später tauchten gleichzeitig fünf Maschinen des Nord und des Südblocks auf. Sie hielten sich nicht lange bei der Vorrede auf sondern schossen ihre Kampfraketen aufeinander ab. Drei Nordblockflugzeuge und zwei Flugzeuge des Südblocks stürzten brennend ins Wasser.
Immer mehr Maschinen trafen ein. Beide Seiten kämpften erbittert darum, uns retten zu dürfen und hatten gar keine Zeit, uns zu retten. Einige hundert Meter von uns entfernt wölbte sich plötzlich die Wasseroberfläche auf. Als sie sich wieder glättete, konnte ich mehrere rote Schwimmwesten und ein Gummifloß auf den Wellen treiben sehen. Offenbar hatten sich zwei Unterseeboote ein Gefecht geliefert.
Dann tauchte ein schlanker Metallrumpf dicht neben uns auf.
Das Turmluk öffnete sich, und fünf Redmarer stiegen heraus.
Sie schossen mit einem an Deck befestigten Apparat mehrere Magnettrossen zu uns, die klickend am Rumpf des Raumgleifters hafteten. Dann riefen sie uns zu, herüberzuhangeln.
Wir taten unser Bestes, beflügelt durch zwei Düsenjäger des Südblocks, die auf uns herabstießen. Ein Schauer von Kampfraketen schoß herab, traf jedoch nicht.
Der Albino war als erster auf dem Unterseeboot. Er half den vor Angst zitternden Raumsoldaten, während über uns die Luftkämpfe mit noch größerer Erbitterung tobben. Ich wartete, bis der letzte Soldat gerettet war, dann ließ ich mich bereitwillig ins Turmluk schieben. Mit dem letzten Blick sah ich, daß unser Raumgleiter von einer Raketensalve zerfetzt wurde, dann ließ ich los und stürzte in den Bauch des Unterseebootes.
Wie ich bereits aus dem Verhalten der Südblock-Piloten geschlossen hatte, waren wir von einem Nordblock-U-Boot gerettet worden. Allerdings hatten beide Seiten einen Preis für diese Rettung bezahlt, der mir im Vergleich zum Gewinn unmäßig hoch erschien.
Erst drei Tage später, bei unserer Einfahrt in den Hafen Valgarus, begriff ich, weshalb die Führung des Nordblocks keine Opfer gescheut hatte, um uns zu retten. Fast die gesamte Bevölkerung der Stadt Valgarus war zum Hafen gekommen, vier Militärkapellen spielten und alle anwesenden Kriegsschiffe schossen Salut.
Wir wurden gefeiert, als ob wir Feldherren wären, die eine siegreiche Schlacht geschlagen hatten.
„Der Maytkor braucht ein paar Helden, um sein Prestige aufzupolieren" flüsterte Batriaschwili mir zu.
Wir wurden zu einer Tribüne geleitet, von hohen Offizieren begrüßt, und ein Marschall der Nordblock-Streitkräfte hielt eine pathetische Rede über die bösen Südblockler, das tapfere Volk des Nordblocks und den überlegenen Kampfgeist seiner Soldaten.
Das Volk jubelte, schwenkte Fähnchen und ließ Sprechehöre erschallen Ich kam mir vor wie auf einem Jahrmarkt.
Anschließend schüttelten der Marschall und Captain Rorvic sich demonstrativ die Hände. Bei anderer Gelegenheit wäre ich empört darüber gewesen, daß der Albino den Ruhm einheimste, der mir zustand, aber diesmal verzichtete ich gern darauf.
„Ich bitte Sie", sagte der Marschall, „mich zum Regierungspalast in Maytkorapol zu begleiten. Der Große Maytkor will Ihnen persönlich seinen Dank und seine Anerkennung aussprechen."
Daladmoc wandte den Kopf und blinzelte mir zu.
Plötzlich wurde mir klar, daß wir erreicht hatten, was wir wollten Wir erhielten Zutritt zum Regierungspalast und würden den Diktator des Nordblocks persönlich kennenlernen.
Vielleicht lernten wir schon sehr bald einige der Cynos, der heimlichen Herrscher von Redmare, kennen.
Ein Flugzeug brachte uns nach Maytkorapol, und eine Wagenkolonne holte uns vom Flugplatz ab. Unsere Fahrt zum Regierungspalast glich einem Triumphzug. Die Häuser waren mit Fahnen und Bildern geschmückt, Menschenmassen säumten unsere Straßen und schrien sich die Kehlen heiser. Man bewarf uns mit Plastikblumen - und auch mit einer Bombe.
Der Explosionskörper landete auf meinen Knien. Ich war im ersten Moment starr vor Entsetzen, dann wollte ich die Bombe nehmen und fortwerfen. Doch am Straßenrand
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