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0532 - Der Blutschwur

0532 - Der Blutschwur

Titel: 0532 - Der Blutschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unterschätzen dürfen. Sie sind einem Anschlag auf ihr Leben entgangen, sie haben sich aus unserem Treffpunkt befreien können, sie werden versuchen, uns zu finden. Wenn sie aber kommen, werden sie die Hölle erleben. Das alles laßt euch gesagt sein, doch ich will nicht nur in die Zukunft schweifen, ich möchte auch zu den dringenden Problemen der Gegenwart kommen. Wir haben uns auch deshalb hier zusammengefunden, weil wir ein neues Mitglied in unseren Kreis aufnehmen wollen. Ein junges Mädchen hat den Ruf vernommen. Die Sehnsucht nach dem Tod und nach dem Jenseits, wo es seine endgültige Freiheit finden will, hat sie zu uns geführt. Wir werden mehr, wir werden stärker, wir sind bereits eine Macht in dieser Stadt. Man fürchtet uns, man hat Angst, aber man gibt es nicht offen zu. Wir sind eine kleine dunkle Insel in einem grauen Meer aus Irrgläubigen…«
    Er ließ seine Worte wirken, und sie waren nicht ohne Eindruck geblieben, denn alle nickten ihm zu. Einige, die etwas deprimiert erschienen, waren durch diese Ansprache wieder aufgerichtet worden, so daß ihre Augen einen harten Glanz bekommen hatten, der den Willen widerspiegelte, es allen zu zeigen. Sie wollten beweisen, daß sie mächtiger und stärker waren. Mit seiner Hilfe konnten sie es schaffen.
    Wie auf Kommando richteten sie schließlich ihre Blicke auf die junge Dunja, die ebenfalls über das Gehörte nachdachte und in ihrem Entschluß bestärkt worden war, es endgültig bei dieser Gemeinschaft zu versuchen.
    Dekan Diavolo winkte ihr mit beiden Händen.
    »Komm her…« Sie zögerte noch.
    Das gefiel Goran nicht. »Geh schon!« zischelte er. »Man befolgt die Befehle des Meisters auf der Stelle.«
    »Laß sie bitte. Sie ist noch etwas unsicher, was sich nach dem Blutschwur ändern wird.«
    »Ja«, hauchte Dunja und nickte heftig, daß ihre schwarzen Locken anfingen zu zittern. »Ja, ich werde kommen.«
    »Dann geh auf ihr Grab, denn dort wirst du die Weihe der schwarzen Rose empfangen…«
    Dunja wußte nicht genau, was damit gemeint war. Man hatte sie in die Einzelheiten nicht so recht eingeweiht. Sie wußte allerdings, daß es etwas mit Blut zu tun hatte, mit ihrem Blut. Zweifel und Vertrauen stritten in ihrem Innern, in der Brust wohnten zwei Seelen, und sie sah auch, daß man sie sehr genau beobachtete.
    Das Mädchen ging zum Grab. Ein unsichtbares Band schien sie mit dem Meister zu verbinden. Auch wenn sie gewollt hätte, sie hätte gar nicht anders gekonnt, sie mußte einfach auf das Grab zugehen. Daß sie es erreicht hatte, merkte sie daran, daß der Untergrund wechselte. Er wurde weicher, sie sank bis zu den Knöcheln in die feuchte Erde ein.
    Am Rand des Grabes und ihr gegenüber wartete der Dekan. Er stand zwischen zwei Kerzen. Das Licht der oben spitz zulaufenden Flammen strich in die Höhe und streifte an seinen Seiten entlang. Es machte ihn zu einer ungewöhnlichen Figur, deren Umrisse aus dem Nichts erschienen und sich zitternd bewegten.
    Bei jedem weiteren Schritt holte Dunja aus. Der weiche Dreck klebte manchmal wie Leim an ihren Füßen.
    Dekan Diavolo streckte seinen rechten Arm aus und drehte die Hand so, daß Dunja auf die Fläche schauen konnte. Sie verstand das Zeichen und blieb sehen.
    Jetzt bewegten sich die anderen Mitglieder aus dem Kreis der schwarzen Rose. Sie traten näher an das Grab heran, so daß sie die Seiten beinahe mit den Fußspitzen berührten.
    »Ich werde jetzt zu dir kommen«, sagte Dibbuk und deutete bei seinen Worten ein Nicken an. »Du sollst die Weihe empfangen. Diese Nacht wird dir unvergeßlich bleiben, das schwöre ich dir. Wenn du erst zu uns gehörst, wird sich deine Sehnsucht nach der Freiheit verstärken. Du wirst darum flehen, das Jenseits sehen zu dürfen, und du wirst es kaum erwarten können.«
    »Ich bin bereit«, sagte Dunja leise. Sie wunderte sich über ihre Stimme, die ihr selbst so ungewöhnlich fremd vorkam.
    »Knie nieder!«
    Noch vor einigen Wochen hätte sie einen Teufel getan, wenn man sie so behandelt hätte. Dunja hatte zu den jungen Frauen gehört, die sich emanzipierten, die die Gleichstellung mit dem Mann wollten, die sich auch nichts gefallen ließen, und nun kam ihr diese Aufforderung völlig normal vor. Sie tat es sogar gern, ging in die Hocke und spürte schon bald die weiche Erde unter den Knien.
    Sie sank etwas ein, wollte sich mit den Händen abstützen, was der Dekan jedoch nicht zuließ.
    »Nein!« sagte er laut. »Du wirst in dieser Haltung bleiben. Laß deine Arme

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