0532 - Todespoker
sagten: Der Tod ist in der Nähe«, beharrte Spencer. Zamorra konnte sein Unbehagen fast körperlich spüren, dabei war außer seiner unbedachten Äußerung noch gar nichts passiert!
Er gab Nicole ein kaum wahrnehmbares Handzeichen. Lenk sie ab! bat er sie dann lautlos. Ihr würde schon etwas einfallen, Zamorra hatte jetzt keine Lust, sich durch ein umständliches Frageund Antwortspiel ablenken zu lassen, so sehr er auch das Informationsbedürfnis der beiden Beamten anerkannte.
Er achtete nicht mehr darauf, was Nicole sagte oder tat. Auf wen wartet der Tod? Wo? wandte er sich noch einmal an Merlins Stern .
Ich kann es nicht lokalisieren.
Dann paß gut auf mich auf, hörst du? verlangte Zamorra etwas enttäuscht. Ich werde jetzt dieses Haus betreten. Sieh zu, daß ich nicht in eine Falle tappe. Notfalls solltest du sofort angreifen oder das Schutzfeld um mich errichten.
Das Amulett reagierte nicht darauf. Zamorra ging, ohne sich weiter um die anderen zu kümmern, zur Eingangstür. Sie war nicht abgeschlossen; ungehindert konnte er eintreten.
Der Tod… wartete er vielleicht in Gestalt von Torre Gerret? Zamorra war auf fast alles vorbereitet…
***
Der Chrysler Le Baron trug ein Nevada-Kennzeichen. Der Lack schimmerte in Metallicweinrot, die Chromverzierung gleißte in der Sonne, und das cremefarbene Verdeck war zurückgeklappt - ein Narr, wer ein Cabriolet besaß und es bei dieser Hitze geschlossen fuhr. Die schwarzhaarige Mittzwanzigerin, die den Wagen, aus einem Laden kommend, zielbewußt anstrebte, war keine Närrin.
Es war weniger die im leichten Wind wehende Haarpracht oder das bunte, großzügig ausgeschnittene Minikleidchen mit den dünnen Spaghettiträgern, sondern vorwiegend das Kennzeichen, das Wolf Spengler veranlaßte, die Schwarzhaarige anzusprechen. »Verzeihen Sie meine plumpe Aufdringlichkeit«, sagte er. »Aber Sie fahren nicht zufällig auf Heimatkurs?«
Sie ließ die Einkaufstasche schnell im gutgefüllten Kofferraum verschwinden und klappte den zu, um sicherheitshalber zurückzutreten und das Auto zwischen sich und den jungen Fremden zu bringen. Rasch musterte sie ihn, erkannte seine prall gefüllte Reisetasche.
»Bei mir mitzufahren kostet etwas«, sagte sie spontan. »Ihren Ausweis, den ich vorher sehen möchte, und Ihre Bereitschaft, zwischendurch auch das Lenkrad zu übernehmen. Wohin wollen Sie?«
Er streckte den Arm aus und deutete nach Westen. »Irgendwo dorthin. New Mexico oder Nevada, oder Kalifornien… ich komme aus Deutschland und möchte Land und Leute kennenlernen. Ich bin Wolf Spengler. Warten Sie, mein Ausweis…«
Sie lachte leise auf. »Schon gut. Sie haben einen prachtvollen Akzent. Woher kommen Sie? Ruhrgebiet? Bergisches Land?«
»Köln. Sie kennen sich aus? Kaum ein Amerikaner weiß, wo auf dem Globus Deutschland überhaupt zu finden ist, und Sie versuchen Akzente einzuordnen?«
»Mein Mann hat in der Rhein-Armee gedient, bis 1991. Steigen Sie ein. Ich bin Laura Sherman. Ich muß noch ein paar Einkäufe tätigen, wenn Sie das nicht stört, und fahre dann direkt bis Reno durch - es sei denn, ein paar übereifrige Sheriffs stoppen meinen Tiefflug, weil ich den Sinn einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf schnurgerader, breiter Straße nicht einsehe.«
»Oha«, murmelte er. »Eine verkappte Rennfahrerin.«
»Sie können mich daran hindern, indem Sie sich selbst hinter das Lenkrad setzen. Einen Führerschein haben Sie ja wohl? Wenn nicht, stört mich das auch nicht weiter, aber dann haben Sie die Finger mehr am Lenkrad als an mir.«
Welch ein Herzchen! Aber lieber mit einer hübschen Verrückten im Cabrio unterwegs als in einem schlecht klimatisierten Greyhound-Bus, in einer engen Truck-Kabine oder mit einem teuren Mietwagen. Irgendwie würde er mit der Lady schon klar kommen, und er war ja nicht gezwungen, mit ihr gleich bis nach Reno zu fahren. Wo's ihm gefiel, würde er eben vorher aussteigen.
Er warf die Reisetasche auf die Rückbank und flankte über die geschlossene Tür auf den Beifahrersitz.
»In der City fahre ich aber nicht. Hier sind zu viele Verrückte unterwegs.«
»Einverstanden.« Sie lachte auf und strich sich durchs Haar. Einsteigen und die Zündung einschalten war fast ein einziger Bewegungsablauf. Irgendwie hatte sie es dabei geschafft, daß der Saum des ohnehin kurzen Kleidchens soweit verrutschte, daß von Sitte und Anstand kaum noch die Rede sein konnte. Statt dessen verzichtete sie großzügig auf den Sicherheitsgurt und hatte nur ein
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