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0532 - Todespoker

0532 - Todespoker

Titel: 0532 - Todespoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kopfschütteln dafür übrig, daß Spengler sich anschnallte. »Ein Mann, der sich selbst fesselt? Unglaublich…«
    Sie legte den Vorwärtsgang ein; als ihre Hand sich vom Wählhebel löste, fand sie einen Ruheplatz auf seinem Oberschenkel. Oha! Hatte sie nicht eben noch etwas von ihrem Mann gesagt? Aber der spielte vielleicht gerade ahnungsloser Engel in Reno und war damit viele hundert Meilen entfernt.
    »Erzählen Sie mir etwas von sich, Wolf«, verlangte sie, während sie den Le Baron mit einer Hand in den fließenden Verkehr einreihte. »Wie lange wollen Sie in den Staaten bleiben? Sind Sie allein hier unterwegs? Haben Sie eine Freundin?«
    »Eine? Über ein Dutzend!« übertrieb er schamlos. »Ausgerechnet in Reno warten zwei auf mich. Komischer Zufall, nicht? Und die beiden Hübschen sind auch noch mörderisch eifersüchtig. Eine ist mal wegen Totschlags angeklagt worden, mußte aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden. Dabei hat sie ihre Nebenbuhlerin vergiftet, und das für einen Mann, der nur ein häßlicher Zwerg war. Der Typ hat dann Selbstmord begangen.«
    Ihre aufdringliche Hand blieb auf seinem Oberschenkel. »Sie schwindeln, Wolf.«
    »Ich selbst bin eine Art Zwitterwesen«, fuhr er ungerührt fort. »Kennen Sie diese seltsame Heuschreckenart, die man ›Gottesanbeterinnen‹ nennt? Sie heißen so, weil sie sich in einer so aufgerichteten Stellung hinsetzen, wenn sie gefressen haben, daß es aussieht, als würden sie die vorderen Gliedmaßen zum Gebet erheben. Nun, die Weibchen dieser Insektenart pflegen ihre Männchen nach der Begattung aufzufressen. Ich bin eine genetische Mischung aus Mensch und dieser Heuschreckenart, aber bei mir ist das umgekehrt: Ich fresse das Weibchen auf. Ich bin kannibalisch.«
    Sie lachte wieder. »Sie hätten Romanschreiber werden sollen. Ah, erzählen Sie mehr. Wenn Sie Ihr, äh, Weibchen nach der Paarung auffressen, wie kann dann eine Vermehrung stattfinden? Vermutlich sind Sie der einzige Ihrer Art…«
    »Nein, nein, das funktioniert durch Zellteilung. Ich - warten Sie mal.«
    Sie fuhr durch eine Straße, die er nur zu gut kannte.
    Vor dem Spiellokal, das um diese Zeit natürlich noch nicht geöffnet hatte, parkte ein dunkler Chrysler Saratoga. Und neben dem Chrysler stand Detective Spencer, ein anderer Mann, eine schlanke Frau in schwarzem Lederoverall und - Professor Zamorra?
    Auf einem der Buchumschläge war sein Foto abgedruckt worden. Und dieser Mann ähnelte dem Foto erstaunlich.
    Das alles konnte kein Zufall mehr sein.
    »Was ist los?« fragte Laura Sherman, ohne ihre rechte Hand zu entfernen.
    »Halten Sie bitte an, Laura!«
    »Wozu? Hier habe ich nichts zu schaffen.«
    »Anhalten!« schrie er auf. Von einem Moment zum anderen blitzte eine Vision in ihm auf. Er sah sich wieder am Pokertisch sitzen. Aber diesmal waren sie alle, die spielten, keine normalen Menschen.
    Sondern Skelette!
    »Nun stoppen Sie doch endlich!«
    Sie fuhr weiter.
    Da löste er seinen Gurt, stieß die Tür auf und sprang aus dem fahrenden Wagen.
    ***
    Ein breitschultriger Mann im Muscle-Shirt und mit tätowierten Oberarmen trat Zamorra entgegen.
    »Wir haben noch nicht geöffnet, Sir«, sagte er nicht unfreundlich. »Sehen Sie, wir schließen morgens um halb sechs, und zwischen Aufräumen und Herrichten brauchen wir alle auch ein paar Stunden Schlaf und Freizeit, okay? Wenn Sie gegen neun Uhr heute abend…«
    Zamorra hob abwehrend die Hand. »Ich bin kein Kunde«, sagte er. »Ich gehöre zu Detective Spencer von der Mordkomission. Es geht um den Vorfall von der vergangenen Nacht. Sie erinnern sich sicher.«
    »Ach ja. Ein Cop.« Der Tätowierte wurde sofort etwas abweisender. »Was wollen Sie noch? Sie und Ihresgleichen haben in der letzten Nacht den Betrieb mehr als nur gestört. Mister Sledge erwägt, Ihren Haufen auf Schadenersatz zu verklagen. Sie sind hochgradig geschäftsschädigend, wissen Sie das? Nur weil ein Betrunkener einen anderen Betrunkenen für tot gehalten hat, hetzt er uns einen Haufen Gesetzeshüter auf den Hals, die nichts Dümmeres zu tun haben, als überall im Weg zu stehen und unsere Gäste zu belästigen. Was wollen Sie noch? Haben Sie in der letzten Nacht nicht schon genug angerichtet?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Die Welt ist schlecht«, gestand er. »Ich weiß. Man fühlt sich so unsicher, wenn überall Polizisten herumwuseln. Deswegen kommt Detective Spencer ja auch jetzt, bei Tage, während der Schließungszeit. Im Gegensatz zur

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