0533 - Julians Zauberschwert
der Stimmlage auf, und jetzt sah er auch individuelle Züge in seinem reptilischen Gesicht. Außerdem stimmte die Kleidung nicht überein: das war nicht Reek Norr, der Merlin begleitet hatte! Aber mit wem hatte er dann das Vergnügen?
»Ich bin Ti-Ak Shats, Norrs persönlicher Assistent!« erklärte der Sauroide. »Sie müssen mich doch kennen, YeCairn!«
»Woher?« brummte Gevatter Tod, der sich beim besten Willen nicht an diesen Echsenmann erinnern konnte.
Shats schnalzte. »Wenn Sie Probleme mit Ihrem Gedächtnis haben, können wir das vielleicht später einmal erörtern. Jetzt aber ist Merlin wichtiger als alles andere. Er ist eine bedeutende, wichtige Persönlichkeit in Ihrem Volk, habe ich gehört.« – Gevatter Tod hob die Brauen; er konnte sich nicht erinnern, daß in seiner Welt, in seinem Volk ein Merlin bedeutend gewesen sein sollte. Aber was wußte er überhaupt noch über seine Welt, nachdem die Katastrophe ihn hierher verschlagen hatte? Zudem schien es auch eher so, daß der Sauroide ihn in den gleichen Topf wie jenen Zamorra und die Menschen um ihn herum warf. Wer aber sollte ihm das auch verargen?
– »Sie sind von gleicher Art«, lieferte Shats ihm im gleichen Moment die Bestätigung. »Sie wissen besser als ich, was man für Merlin tun kann. Bitte, helfen Sie ihm und uns. Was können wir für ihn tun?«
»Beim Schrei des Bitterwolfs, woher soll ich das wissen?« knurrte YeCairn. »Zur Seite!«
Er kauerte sich über Merlin und untersuchte ihn. Dann schloß er die Augen und überlegte.
Damals, als er dem Kriegerhandwerk den Rücken gekehrt hatte, hatte er viel gelesen – viel mehr als vorher. Was von all dem angesammelten Wissen konnte er hier anwenden? Daß Merlin an Schwäche zusammengebrochen war, sah er sofort, und er fühlte auch, daß dieser Mann unter normalen Umständen über schier unglaubliche magische Macht verfügen konnte. Hier war sie ihm genommen worden.
Und das war nicht Merlins Schuld.
»Wir schaffen ihn in Reek Norrs Organhaus«, sagte YeCairn. »Und dann benötige ich…«
»Wohin, bitte?« unterbrach ihn Shats. »Was ist ein Organhaus?«
»Na, so was!« fauchte Gevatter Tod und deutete auf das Haus, vor dem sie standen.
Shats schüttelte langsam den Kopf. »Mit Ihrem Gedächtnis scheint es wirklich ein Problem zu geben, YeCairn. Reek Norr wohnt nicht in einem solch obskuren und gefährlichen Etwas. Er lebt wie jeder vernünftige Sauroide in einem ganz normalen Wohn-Ei.«
YeCairn glaubte, sich in einem Verwahrhaus für Geistesverwirrte zu befinden…
***
Zamorra wandte sich Julian zu. »Du hast auch Merlin hierher gebracht? Auch so zwangsweise wie mich?«
Der Träumer griff sich an die Stirn. »Sehe ich so aus? Wenn ich Merlin wollte, warum hätte ich mich dann mit dir in Verbindung gesetzt? Merlin kann nicht hier sein. Ich müßte davon wissen. Du unterliegst einer Täuschung, Echsenmann.«
»Der Echsenmann besitzt einen Namen, den du zwischenzeitlich gehört und verstanden haben mußt, Julian Peters«, sagte Zamorra scharf. »Reek Norr spricht dich auch nicht als Weichhäuter oder Lebendgebärenden an.«
»Letzteres dürfte ja wohl auch biologischer Schwachsinn sein – ich kann zeugen, aber nicht gebären.«
»Was die Sauroiden herzlich wenig interessieren dürfte«, sagte Zamorra. Er wandte sich der alten Frau zu. »Wir danken Ihnen für die Übermittlung der Nachricht, Ehrwürdige. Verzeihen Sie uns, daß einer meines Volkes persönliche Arroganz über Höflichkeit zu stellen wagt.«
»Ich kenne ihn nicht, also kann ich nicht über ihn urteilen«, sagte die Sauroidin. »Aber ich hörte, daß er es ist, der uns hierher brachte. Früher hielt ich den Träumer Julian Peters für einen großen Weisen.« Sie verneigte sich und ging hastig zurück in Richtung des Organhauses, aus dem sie gekommen war.
Kein Wort über den riesigen Kälte-Tempel!
Darüber äußerte Reek Norr sein Erstaunen. »Und jetzt auch noch Merlin in Schwierigkeiten? Wenn’s kommt, dann ganz dick und überall zugleich. Den Tempel weiter beobachten«, wies er die beiden anderen Sauroiden an. »Zamorra und ich gehen zu Merlin.«
Julian nickte er nur grüßend zu und zog Zamorra mit sich.
»Aber ich…« setzte Gat-Gar an, der sich an einen vorher erteilten Auftrag bezüglich Kleidung für den Warmblütigen erinnerte, aber sein Versuch, Norr anzusprechen, verhallte ungehört.
Langsam folgte Julian Zamorra und Norr. Auf seiner Stirn hatte sich eine steile Zornesfalte gebildet. So schnell
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