0533 - Julians Zauberschwert
den Tempel verließen.
Aber draußen konnte er nicht mehr weiter beobachten. Nicht an dieser Stelle. Hier gab es keine Wasserader. Die nächstliegende Kanalisation war zu weit entfernt, und viele Organhäuser waren, was ihren Wasserhaushalt anging, ohnehin autark, indem sie Regenwasser, Morgentau und Luftfeuchtigkeit für den täglichen Gebrauch ihrer Bewohner verwerteten. Zu diesen kleinen, eigenständigen Reservoirs hatte Siebenauge keinen Zugang.
Er hoffte, daß Zamorra von sich aus nach ihm zu suchen begann…
***
»Reek Norr!« stieß Zamorra hervor. »Alter Freund, dich zu sehen – bist du auch wirklich echt?« Er breitete die Arme aus und eilte auf den von zwei anderen, ihm unbekannten Sauroiden flankierten Echsenmann zu. Sie begrüßten sich herzlich. Julian stand im Abseits. Man registrierte ihn, das war aber auch schon alles. Wenn er sich vorgestellt hatte, daß die Sauroiden an Zamorra vorbei stürmen würden, um ihn als »ihren Retter« zu begrüßen und zu feiern, so sah er sich getäuscht. Offenbar war das Gesicht des Träumers nicht bekannt genug.
Norr löste die Umarmung. »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Zamorra«, grollte er. »Selten genug geschieht es, daß du uns besuchst – mußt du dabei aber auch noch einen Kälte-Tempel mitbringen?«
»Mitbringen?« entfuhr es Zamorra. »Ich bin von Orrac Gatnor niedergeschossen und als Opfer in diesen verdammten Tempel verschleppt worden! Konnte mich gerade noch selbst befreien! Drinnen liegt ein gefrosteter Kälte-Priester. Gatnor selbst ist geflüchtet, als er sah, daß mich niemand festhalten konnte. Bei Merlins hohlem Backenzahn, seit wann laßt ihr den Kälte-Kult überhaupt wieder zu?«
»Ich denke, wir haben uns einiges zu erzählen«, sagte Norr. »Gatnor also auch… die Welt steht kopf. Wer ist jener?« Er deutete auf Julian.
»Julian Peters. Der Schirmherr des Silbermondes.«
»Ah, der Träumer der Regenbogenbrücke und der Zukunftswelt. Willkommen«, rief Norr und winkte Julian zu, der nur knapp nickte und dabei das Gesicht verzog, als habe er in eine Zitrone gebissen. Er fühlte sich zu gering geschätzt und beleidigt. Vielleicht zu recht – aber Zamorra gönnte ihm diese, wenn auch sicher unverdiente, Zurückweisung durchaus. Vielleicht kam der Junge dadurch etwas früher auf den Boden der Tatsachen zurück.
Reek Norr legte Zamorra eine Hand auf die Schulter und dirigierte ihn einem seiner beiden Begleiter entgegen. »Das ist Gat-Gar«, sagte er. »Vielleicht sollte er dir Kleidung besorgen, Zamorra. Ich weiß nicht, warum der Träumer dich hergeholt hat – vielleicht deswegen «, und er deutete auf den Kälte-Tempel, »aber hätte er dir nicht wenigstens Gelegenheit geben können, dir etwas anzuziehen, als er dich aus dem Bett warf?«
Zamorra sah an sich herunter und stellte fest, daß er immer noch so nackt war, wie er auf dem OP-Tisch gelegen hatte. »Meine Kleidung befindet sich irgendwo in diesem Tempel«, sagte er.
Reek Norr schnalzte. »So ist das also«, murmelte er nachdenklich. »Vielleicht sollten wir doch erst einmal sehr eingehend miteinander reden, ehe wir diesen Tempel betreten und durchsuchen. Die Sache gefällt mir immer weniger. Gat-Gar, besorgen Sie dem Professor etwas zum Anziehen. In seiner Welt gehört Nacktheit zu den Tabus.«
»Sofort«, beeilte sich der andere Echsenmann. In diesem Moment eilte aus einem der umliegenden Organhäuser ein Sauroide auf die kleine Gruppe zu. An der Kleidung glaubte Zamorra ein weibliches Exemplar jener Spezies zu erkennen, die Farbe der Hautschuppen signalisierte ihm letztes Lebensviertel.
»Norr!« stieß die ältliche Sauroidin hervor. »Ich habe eine Nachricht für Sie! Die Organhäuser berichten, daß Merlin sich in Gefahr befindet. Er hat die Besinnung verloren.«
»Merlin?« echoten Zamorra und Norr zugleich.
Julian Peters hob überrascht die Brauen.
***
Unvermittelt tauchte Gevatter Tod neben Ti-Ak Shats auf. »Ich glaube, es liegt nicht an den Häusern selbst«, sagte er und sah auf Merlin hinab. »Es liegt auch nicht daran, daß ich die Häuser auf einem falschen Weg zu erwecken versucht haben könnte. Es ist etwas anderes. – Ich nehme an, daß er das tote Haus nicht berührt hat?«
Der Sauroide nickte. »Wir haben nicht einmal angefangen, da brach er bereits zusammen. Was haben Sie für eine Vermutung, YeCairn?«
Der stutzte.
Ihn kannte jeder, nur hatte er diesen Sauroiden noch nie zuvor gesehen. Jetzt, da er ihn sprechen hörte, fielen ihm Eigenheiten
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