0533 - Julians Zauberschwert
Namen zu geben. Vielleicht hing es damit zusammen, daß sie hier einen ganz neuen Anfang machten – und dieser neue Anfang zeichnete sich eben auch im Verzicht auf solche Kleinigkeiten ab.
Reek Norr wartete ungeduldig auf seine Verstärkung!
***
Ein anderer Sauroide trat zu Merlin. »Ich bin Ti-Ak Shats. Mir wurde gesagt, daß du der große Zauberer Merlin bist, der in der Welt der Lebendgebärenden eine große Bedeutung besitzt. Ich soll dir helfen und dich mit meiner magischen Energie unterstützen. Unsere Magie unterscheidet sich vermutlich voneinander. Wie kann ich dir behilflich sein? Da du vermutlich in diesen Dingen weit mehr Erfahrung besitzt als ich, wirst du mich anleiten müssen.«
»Öffne mir deinen Geist«, bat Merlin. »Ich werde versuchen, eine mentale Verschmelzung herbeizuführen. Für die Dauer dieser Verschmelzung wird dein Geist mir gehören und mein Geist dir. Du bist ich, und ich bin du. Wir werden ein Wesen in zwei Körpern sein. Aber ich muß dich bitten, mir die Steuerung zu überlassen. Vertraust du mir?«
»Wenn Reek Norr dir vertraut, kann ich es auch. Ich entspanne mich und lasse meinen Geist treiben, ja? Denken an Nichts, völlig frei…?«
»So ist es am einfachsten«, bestätigte Merlin.
Ti-Ak Shats hockte sich einfach auf den Boden, streckte sich zum Liegen aus. Interessiert beobachtete Merlin, daß sein sauroider Helfer sich nicht wie ein Mensch ausstreckte, sondern eine eher echsenartige Ruhehaltung einnahm. Aber wie er sich bettete, konnte Merlin eigentlich egal sein. Wichtig war nur, daß er Shats’ Geist Energie entnehmen konnte, um seine eigenen Verluste auszugleichen.
Er wartete einige Minuten, bis er spürte, daß Shats in eine Art Trancezustand glitt. Der Sauroide machte das schnell und ausgezeichnet, gerade so, als habe er langjährige Übung in diesen Dingen. Das konnte sogar sein, immerhin basierte die Zivilisation der Echsenmenschen zu einem sehr großen Anteil auf Magie. Technik war eher Beiwerk. Die Echsen hatten nie den Fehler gemacht, sich nur auf technische Wissenschaften zu verlassen und den Geist als unexakt und nicht wiederholbar zu überprüfen abzustempeln, wie es bei den Menschen der Fall war, die selbst der »Wissenschaft« Parapsychologie skeptisch gegenüberstanden und das Offensichtliche nicht wahrhaben wollten.
Nun tastete Merlin mental nach dem Geist des Sauroiden und fand ihn weit offen vor. Zielstrebig suchte er nach dem, was er benötigte, und begann Shats behutsam ein wenig Kraft zu entnehmen.
Aber etwas stimmte nicht.
Von einem Moment zum anderen fühlte er sich wie betrunken. Seine Sehschärfe ließ rapide nach, sein Gleichgewichtssinn ebenfalls. Das Blickfeld engte sich ein.
Ich muß mich von Ti-Ak Shats lösen! erkannte der Zauberer.
Aber er konnte es nicht mehr.
Die Sinne schwanden ihm. Er ruderte mit den Armen, suchte nach einem Halt, ohne ihn zu finden. Langsam sank er neben dem Sauroiden zusammen..
***
Zamorra konnte das Bauwerk unangefochten verlassen. Dabei erkannte er, daß es sich um den Tempel der Kälte handeln mußte. Er war früher, auf der Echsenwelt, einige Male in diesem Tempel gewesen, sowohl freiwillig als auch unter Zwang, und alles in diesem Gebäude kam ihm deshalb vertraut vor. Er begann sich zu fragen, ob er sich wirklich noch auf dem Silbermond befand, oder ob er in eine Zeitfalle geraten und auf die Echsenwelt versetzt worden war. Aber seines Wissens gab es dort keinen Tempel mehr. Jener Teil der Stadt, in der vor dem Exodus zum Silbermond die meisten Sauroiden gelebt hatten, mußte längst von der Auflösung erfaßt sein. Dort gab es jetzt nicht einmal mehr Weltraumschwärze – nur noch das absolute Nicht-Existieren.
Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, wie eine solche hypothetische Versetzung vonstatten gegangen sein sollte. Ohne Julians Willen konnte doch niemand die Echsenwelt betreten oder verlassen…
Außer Siebenauge! Der hatte es geschafft!
Aber – Siebenauge hatte sich Julian, dem Träumer, gezeigt! Zamorra selbst hatte ihn nicht gesehen. Daraus schloß der Parapsychologe, daß auch das geheimnisvolle, sympathische Krakenwesen Julians Traum-Gesetzen zwingend unterworfen war.
Es bestand zwar noch die Möglichkeit, daß Julian Zamorra und sich auf die sterbende Echsenwelt versetzt hatte. Aber Zamorra glaubte nicht daran. Es ergab keinen Sinn. Außerdem war er nicht sicher, ob Julian Raum und Zeit mit seinen Träumen so sehr manipulieren konnte, daß er aus der Realgegenwart bzw. dem
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