0534 - Der Unsichtbare
neuesten Stand der Technik zu bringen. Zamorra hatte Hawk in Florida kennengelernt, als Nicole und er ihren Freund Robert Tendyke besuchten. Hawk war gerade dabei gewesen, Tendykes Computer zu optimieren, und er, der diese Technik als Herausforderung sah, hatte spontan angeboten, sich auch um Zamorras Anlage zu kümmern. [3]
Nun hatte er den Verbund aus drei Pentium-Rechnern optimiert und zusätzliche Programme installiert, von denen Zamorra bisher nicht einmal geträumt hatte, weil er im Gegensatz zu Hawk kein Computerfreak war, sondern in diesen Geräten nur Maschinen zur Arbeitserleichterung sah. Was er mit dem Rechnerverbund machen konnte, war ihm erst klar geworden, als Hawk ihn lässig fragte:
»Was stellen Sie damit an, Professor? Kursberechnungen für interstellare NASA-Raumsonden, die ein paar tausend Jahre unterwegs sind und die Wega oder Cassiopeia umkreisen sollen? Diese Berechnungen können Sie aber der NASA überlassen…«
Es gab natürlich wesentlich effektivere Möglichkeiten.
Eine davon probierte Zamorra jetzt aus. Er versuchte sich zu erinnern, was Hawk ihm erklärt hatte, und gab die entsprechenden Befehle ein.
Dann hatte er zu warten. Selbst die superschnellen Pentium-Chips brauchten ihre Zeit, und daß sie parallel zusammengeschaltet werden konnten, brachte in diesem speziellen Fall nicht sehr viel mehr Nutzen.
Zamorra wartete.
Schließlich baute der Monitor, auf den der Verbund geschaltet war, das gewünschte Bild auf.
Ausgehend vom Fußabdruck, wollte Zamorra den Computer errechnen lassen, wie das dazugehörige Lebewesen aussehen könnte. Vergleichsdaten gab es zur Genüge – das Aussehen von Menschen im Vergleich zu ihren Fußabdrücken, das unterschiedlicher Tiere zu jeweils ihren Fährten.
Das Bild auf dem Monitor entstand.
Die Gestalt war annähernd humanoid. Also ein Kopf, ein Rumpf, zwei Arme, zwei Beine, aufrechtgehend.
Doch noch ehe Zamorra Einzelheiten erkennen konnte, erlosch das Bild.
Es ließ sich nicht wiederherstellen.
Auch die von Zamorra eingegebenen und gespeicherten Ausgangsdaten waren nicht mehr abrufbar.
Jemand hatte Zamorras Versuch erfolgreich sabotiert…
***
Im ersten Moment hielt er es für seinen eigenen Fehler, fragte sich, ob er eine falsche Befehlsangabe eingetastet hatte, die zum Absturz führen mußte. Immerhin war diese Art von Programm für ihn neu. Aber da alles gelöscht war, konnte er nichts nachvollziehen.
Er drückte auf die Taste der Sprechanlage, die sämtliche bewohnten Räume des Châteaus miteinander verband. »Raffael… ich habe gerade ein kleines Problem mit dem Computer, das Sie sich vielleicht einmal ansehen sollten!«
Früher war es Nicole gewesen, die sich am besten mit der hier installierten EDV auskannte, weil sie sie am intensivsten benutzte – eine Folge ihres Jobs als Zamorras Sekretärin. Aber in letzter Zeit hatte sich ausgerechnet der steinalte Raffael Bois, dem das garantiert niemand mehr zugetraut hätte, in die Computertechnik hineingekniet und hatte mittlerweile mehr Tricks auf Lager als Nicole. Wenn also jemand mit dieser Anlage zurechtkam, war das Raffael, der Hawk auch über die Schulter geschaut hatte, als dieser der Technik neuen Schwung brachte.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Raffael sich meldete. »Ich bin gleich oben, Monsieur.«
Wenig später war er da.
Nicole, die den Aufruf natürlich mitgehört hatte, tauchte ebenfalls auf. »Hat es nicht funktioniert?« fragte sie.
Zamorra winkte ab. »Scheint ein Systemabsturz zu sein. Vielleicht können Sie noch etwas von den Daten zurückholen, Raffael.«
»Erzählen Sie mir erst einmal, was geschehen ist, Monsieur«, bat der alte Diener.
Irgendwie hatte Zamorra dabei das Gefühl, daß Raffael nicht hundertprozentig bei der Sache war. Das erstaunte ihn. Aber er berichtete von seinem Vorhaben. Auch Nicole bekam jetzt erstmals mit, was Zamorra mit der geballten Computer-Power hatte herausfinden wollen: Das mögliche Aussehen des Wesens, das die ominösen Spuren in jenem Kellerraum und zwischen den Regenbogenblumen hinterlassen hatte!
Raffael ließ sich am zweiten der drei Terminals nieder, mit denen Zamorras großer, hufeisenförmiger Arbeitstisch bestückt war. Seine dünnen, im Alter knochig gewordenen Finger flogen über die Tastatur. Nach dem dritten Versuch wandte er sich Zamorra zu.
»Ich kann keine Löschung in dem bezeichneten Zeitraum feststellen, also kann ich auch keine Löschung rückgängig machen. Monsieur, sind Sie sicher, daß Sie diese
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