0534 - Die Hexen des Spuks
ich sagen. Ich war das, was man mit dem Wort ratlos umschreiben konnte.
»Liebe«, flüsterte der Kommissar, »was hat, verdammt noch mal das Wort Liebe mit dem schwarzen Feuer oder dem Spuk zu tun? Kannst du mir das erklären?«
»Nein!«
»Und dennoch muß es eine Verbindung geben«, erklärte der Kommissar. »Die Liebe allein schafft es, daß ein Körper nicht mehr verwest. Darüber sollte man mal nachdenken.«
»Lieber nicht«, widersprach ich. »Du drehst vielleicht noch durch.«
»Ach, hör auf.« Will schaute sich um. In diesem Kellerraum fand er nichts, nur eben die schwarz gestrichenen Wände. Auch den Boden untersuchten wir. Ich hatte gehofft, auf den Steinen einen Hinweis zu finden, das war nicht der Fall. Wir entdeckten weder Düsen noch Öffnungen, aus denen das schwarze Feuer hätte strömen können.
»Was war sie?« fragte der Kommissar leise. »War sie ein Mensch im Feuer oder nur ein feinstofflicher Körper?«
»Ich tippe auf letzteres.«
»Wo ist denn der Mensch geblieben?«
Ich sah die fragenden Augen meines deutschen Freundes und konnte nur die Schultern heben. »Vielleicht gibt es ihn gar nicht.«
»Und wer hat dann den Porsche gefahren?«
»Das weiß ich auch nicht, aber ein Geist bestimmt nicht. Sie war schließlich an der Tankstelle bekannt.«
Mallmann knetete sein Kinn. »Weißt du, John, mich würde mal ihre Wohnung interessieren.«
»Du sprichst mir aus der Seele.«
»Worauf warten wir denn noch?« Mallmann hatte es sehr eilig.
Vor mir verließ er den Keller. Ich blieb noch für die Dauer einiger Sekunden und dachte über das Phänomen nach, ohne allerdings eine Lösung zu finden. Was sich hier getan hatte, hing unmittelbar mit dem Spuk zusammen. Er war der letzte der großen Alten. In seiner Welt, der absoluten Finsternis, wurden die Seelen der getöteten Dämonen nicht für immer gefangengehalten, sie erlebten dort auch die ewige Qual und Pein, die kein Ende nehmen würde.
Auf der Treppe holte ich den Kommissar ein. Nicht auf der Kellertreppe, sondern schon im Hausflur, der zu dem gesamten Gebäude paßte, denn er war sehr breit angelegt worden. An den Wänden klebten alte Plakate. Sie alle zeigten als Motiv eine Werbung für den Deutschen Wein, der auch wirklich hervorragend war.
Oberhalb der ersten Etage änderte sich das Bild. Hier war aufgestockt worden. Ein weites, luftiges Treppenhaus, durch dessen großes Fenster Licht strömte. Die Wände zeigten einen hellen Anstrich, ebenso wie die breite Tür zur Wohnung der Helga Thorm.
Aus der Wand schaute der Klingelknopf hervor, den Will Mallmann kurzerhand drückte. In das Klingeln hinein sagte er: »Es hat sowieso keinen Zweck, aber…«
In den Satz hinein wurde die Tür geöffnet. Wir beide bekamen vor Staunen den Mund kaum zu.
Vor uns stand Helga Thorm!
Diesmal aus Fleisch und Blut!
***
Die schwarzen Haare hatte sie zur Seite gekämmt und dort zu einem Zopf gebunden, in dem drei weiße Schleifen steckten. Sie besaßen die gleiche Farbe wie das teure Leinenkostüm mit der langen Jacke und dem kurzem Rock, der noch weit oberhalb der Knie endete und die gebräunten schlanken Beine sehen ließ.
Wir mußten wohl beide dumm aus der Wäsche geschaut haben, denn ihr Lachen perlte uns entgegen. »Nein«, sagte sie, »was starren Sie so entgeistert. Ist was mit mir?«
»Nichts«, sagte Will leise und warf mir einen hilfesuchenden Blick zu.
»Wollten Sie überhaupt zu mir?«
Ich hatte mich wieder gefangen. »Das schon, wenn Sie Helga Thorm sind.«
Sie nickte uns zu. »Das bin ich tatsächlich. Aber wer sind Sie? Außerdem stehe ich unter Zeitdruck. Ich möchte Sie doch bitten, sich kurz zu fassen.«
Will Mallmann stellte uns vor. Diesmal bekam die Frau große Augen, als sie hörte, welch einen Beruf Will ausübte.
»Von der Polizei sind sie.« Helga hob die Schultern und zeigte ein unsicheres Lächeln auf ihrem dezent geschminkten Gesicht, bevor sie es mit einem alten Witz versuchte. »Habe ich vielleicht falsch geparkt, meine Herren?«
»Das haben Sie nicht, Frau Thorm. Wir möchten uns gern wegen einer anderen Sache mit Ihnen unterhalten.«
»Bitte.«
»Können wir nicht reinkommen.«
»Selbstverständlich, wenn Sie mir Ihren Ausweis gezeigt haben.«
Das taten wir. Erst anschließend durften wir eine tolle Wohnung betreten, deren zum Rhein gelegene Seite fast nur aus großen Fensterscheiben bestand.
Der Blick über den Strom war prächtig. Vom anderen Ufer her grüßten die Weinberge. Schiffe pflügten durch
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