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0534 - Die Hexen des Spuks

0534 - Die Hexen des Spuks

Titel: 0534 - Die Hexen des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einem Toten den Prozeß der Verwesung erst gar nicht einzuleiten?«
    Die Frage hatte sie kalt erwischt. Als würde sich Helga Thorm vor mir ekeln, so drückte sie ihren Körper zurück in die Rückenpolster der Ledercouch. »Sind Sie eigentlich noch gescheit, mich so etwas Irrsinniges zu fragen?«
    »Mein Kollege hat es nicht ohne Grund getan.«
    »Der spinnt doch!« Sie sprang auf und lief zum Fenster, um auf den Rhein zu starren.
    Will hob die Schultern, bevor wir beide uns erhoben. Ich ging auf Helga zu und blieb dicht hinter ihr stehen. Unsere Gesichter zeichneten sich schwach in der Scheibe ab. »Ich habe Sie nicht grundlos gefragt, Frau Thorm, glauben Sie mir. Es steckt etwas dahinter.«
    »Und was?« fragte sie scharf und fuhr dabei herum.
    »Das hängt mit ihrer Großtante zusammen.«
    »Mit der toten?« Sie lachte bei der Frage unecht.
    »Ich weiß nicht, ob sie tot ist.«
    Jetzt trat sie zur Seite, weil sie mich anschauen mußte. Die dunklen Augenbrauen wuchsen aufeinander zu, da sie ihre Stirn gerunzelt hatte. »Ich möchte, daß Sie meine Wohnung verlassen. Ich bin nicht mehr bereit, mir einen so blühenden und auch perversen Unsinn anzuhören.«
    »Wir haben Gründe, Frau Thorm.«
    »Ach – und welche?«
    »Man hat erlebt, wie Ihre Großtante, als ihr Grab geöffnet wurde, unversehrt in ihrem ebenfalls unversehrten Sarg gefunden worden ist. Nicht nur das, sie hat es sogar geschafft, den Sarg zu verlassen. Sie war eine lebende Tote; ein weiblicher Zombie, wenn ich diesen Ausdruck einmal gebrauchen darf.«
    Helga Thorm sah aus, als wollte sie mir im nächsten Augenblick ins Gesicht springen. Sie lief rot an, schnappte nach Luft – trotzdem, mir kam die Reaktion überspielt vor. Dann fragte sie in einem relativ ruhigen Ton: »Sind Sie tatsächlich Polizeibeamter?«
    »Sie sahen meine Legitimation«, meldete sich Will. »John Sinclair ist ein Kollege aus London.«
    »Ich überlege nur, wie Polizisten einen solchen Unsinn erzählen können.«
    »Es ist kein Unsinn!«
    Sie trat heftig mit dem rechten Fuß auf. Zum Glück trug sie flache Absätze, ein hoher wäre noch abgebrochen. »Meine Großtante ist tot, verstehen Sie das? Sie kann nicht zurückgekommen sein. Seit fünfzig Jahren liegt sie unter der Erde, tot und aus!«
    »Nicht mehr!« widersprach ich. »Sie ist zurückgekommen, und zwar als lebende Tote. Ich rechne sogar damit, daß Sie Bescheid wissen, Frau Thorm.«
    »Ich?« Sie wies mit der Spitze des rechten Zeigefingers auf sich selbst. »Das glauben Sie doch nicht…«
    »Doch. Sie scheinen ein Interesse an gewissen okkultistischen Dingen zu besitzen.«
    »Toll.« Heftig nickte sie mir entgegen. »Und wo?«
    »In Ihrem Keller.«
    »Was… was ist mit dem?«
    »Sie haben die Kellerwände schwarz streichen lassen.«
    »Sehe ich so aus?« konterte sie eiskalt.
    »Weshalb haben Sie das getan?«
    »Ich habe keine Kellerwände schwarz gestrichen, Herr Sinclair. Gehen Sie mal davon aus.«
    »Wir waren im Keller!«
    »Na und? Da steht nichts.«
    »Stimmt, nur haben wir trotzdem etwas gesehen.«
    »Die angeblich schwarzen Wände, wie?« fragte sie höhnisch.
    »Genau. Und wenn Sie uns nicht glauben, macht es uns nichts aus, mit Ihnen in den Keller zu gehen.«
    »Ich denke überhaupt nicht daran.« Sie drehte mir den Rücken zu und drückte rechts neben dem Fenster auf einen kleinen Kontakt in der Wand. Kaum hatte sie ihn berührt, als sich die Scheibe in Bewegung setzte und nach links wegglitt.
    Wer wollte, konnte auf die Terrasse treten, wo weiß gestrichene Gartenmöbel aus Holz standen. Allerdings lag nur auf einer Liege ein dicker gestreifter Überzug.
    Das Geländer war ebenfalls weiß gestrichen. Sie trat bis dicht daran und stützte sich dort mit beiden Händen ab.
    »Was denkst du?« fragte Will, der die Fotos einsammelte und wieder wegsteckte.
    »Sie hat Dreck am Stecken.«
    »Magischen Dreck.«
    »So kann man es auch sagen.«
    »Willst du mit ihr in den Keller gehen, John?«
    Ich zog den Mund schief. »Was bringt uns das? Wir haben gesehen, was wir sehen wollten, sie streitet es ab.«
    »Man könnte sie mal fragen, was sie von einem schwarzen, rauch-und geruchlosen Feuer hält.«
    »Darauf wird sie nicht eingehen.« Ich ließ meinen Blick durch die Scheibe auf die Terrasse gleiten.
    Helga Thorm stand noch immer an der gleichen Stelle und hielt sich am Geländer fest. Sie schaute in den blauen Himmel über den Weihbergen. Obwohl ich ihr Gesicht nicht sah, entnahm ich dieser Haltung eine gewisse

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