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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Reporter der Benzingestank entgegen. Das Zeug zog einfach nicht ab, weil es zu windstill war. Er fand das Restaurant, hinter dessen Fenstern die Gäste im Kühlen saßen und tafelten.
    Zwei Wagen standen vor dem Gebäude.
    »Sind Sie frei?« fragte Bill einen Fahrer, der sein Magazin sinken ließ.
    Der Mann nickte. »Wohin?«
    Bill nannte die Anschrift seines Hotels und ließ sich in den Fond fallen. Die Waffe hielt er nach wie vor versteckt. Es konnte sein, daß er sie noch brauchen würde…
    ***
    Die sumpfige Tropenlandschaft hatte sie umfangen wie sichere Arme. Sie war aus dem Haus gelaufen und hielt sich an einem Ort verborgen, der für einen Fremden nur schwer zu finden war. Ihr Atem ging keuchend und stoßweise, Schweiß bedeckte ihr Gesicht. Sie befand sich in Aufruhr und hatte das Gefühl, als würde ständig eine fremde Stimme zu ihr sprechen.
    Evangeline Cortland setzte sich nieder. Das weiche Moos hatte sich mit warmem Wasser vollgesaugt. Über ihr bildeten die Kronen der Bäume ein Dach, das nur wenig Sonnenlicht durchließ. Trotzdem war es darunter heiß und stickig.
    Das Auftauchen des Fremden hatte Evangeline mehr als irritiert.
    Nie hätte sie damit gerechnet, daß Bill Conolly nicht allein gekommen war. Er hatte noch einen Freund mitgebracht, und wenn sie an ihn dachte, rann ein Schauer über ihren Rücken.
    Keine Reaktion der Angst, nein, sie fürchtete sich nicht vor dieser Person, die auf sie einen sehr entschlossenen Eindruck gemacht hatte. Da konnten sie ihn warnen, er würde auf ihre Worte nicht hören. Dieser Mann gehörte zu einer Sorte Mensch, die unbeirrbar ihren Weg ging und sich durch nichts aufhalten ließ.
    Sie dachte auch an Lossardo. Ihr Verhältnis zu ihm war gespalten.
    Einerseits bewunderte sie diesen Mann, der eine ungeheure Macht besaß, zum anderen widerte er sie an. Seine Kälte und seine Brutalität trieben ihr Schauer der Furcht über den Körper. Er war oft gnadenlos zu denen, die ihm gehörten, und das Mädchen zählte leider dazu.
    In der letzten Zeit hatte er sich besonders intensiv um sie gekümmert und ihr sogar erklärt, daß er ein Kind von ihr haben wollte.
    Der Gedanke daran erschreckte sie, doch wenn sie dadurch überleben konnte, würde sie sich nicht dagegen wehren.
    Evangeline trug keine Uhr, deshalb wußte sie auch nicht, wieviel Zeit vergangen war. Sie konnte sich allerdings nicht vorstellen, daß Sinclair geblieben war. Sie riskierte es und verließ ihr Versteck. Sie schob die Zweige zurück, die ihr Deckung gegeben hatten. Als sie die Pflanzen berührte, kamen sie ihr klebrig vor.
    Sie fand den schmalen, mit Unkraut überwucherten Weg, tanzte selbst wie ein Falter durch die grünhellen Lichtreflexe und sah schon bald die Umrisse der Häuser, die den Platz als Halbkreis umsäumten.
    Der Wagen war nicht mehr zu sehen. Evangeline ging die letzten Schritte.
    Aus einem offenen Fenster wurde sie angesprochen. »Er ist nicht mehr da«, sagte eine Frau. »Ich habe ihn wegfahren sehen.«
    »Danke.«
    »Wer war denn dieser Weiße?«
    Evangeline hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau.«
    Die dicke Negermammy grinste breit. »Kind, du lügst. Du willst es mir nur nicht sagen.«
    »Laß mich in Ruhe.«
    Die Frau streckte der Kreolin ihren Arm entgegen. »Ich habe Krach aus deinem Haus gehört. Wollte er was von dir?«
    Evangeline riß sich los und lief die letzten Schritte. Sie betrat das Haus von der Rückseite. Neben der Hintertür standen blau angestrichene Tonnen, die das Regenwasser auffingen. Zur Hälfte waren sie mit der Brühe gefüllt. Über der Oberfläche tanzten zahlreiche Mücken.
    Mit leisen Schritten betrat sie das Haus. Das Holz der Dielen bog sich unter ihrem Gewicht.
    Bereits nach drei Schritten wußte sie Bescheid. Der Fremde hatte das Haus tatsächlich verlassen, sie hätte ihn sonst gespürt, doch ihr Gefühl sagte ihr, daß er verschwunden war.
    Evangeline ging in das Zimmer, wo sie mit dem Mann geredet hatte. Sofort fiel ihr Blick hoch zur Decke, wo die Flügel des Propellers abgerissen worden waren. Nur mehr der Stumpf wies schräg nach unten. Außer ihr befand sich niemand im Haus, was Evangeline überhaupt nicht gefiel. Sie fror plötzlich. Es war ein Gefühl, das mehr von innen kam, und sie hatte auch vor bestimmten Dingen Furcht.
    Besonders vor Lossardo!
    Ihr war klar, daß ihm der Besuch des Fremden nicht verborgen bleiben würde. Lossardo galt als Herr der Sümpfe, der hatte seine Augen überall. Augen anderer Menschen, die in seinen

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