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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht zu sehen waren. Die Straße, die mich nach Baton Rouge brachte, war nicht mehr so leer. Hin und wieder überholten mich Fahrzeuge, die bei uns auf dem Schrottplatz gelandet wären. Ich dachte natürlich darüber nach, wie ich weiterhin vorgehen mußte, und kam zu dem Entschluß, daß ich es allein nicht schaffte. Ich brauchte Hilfe.
    Da gab es in meiner Lage nur einen, den ich um Rat fragen konnte. Den Mann, der mich am Flughafen abgeholt hatte. Slim Tucker hatte sich selbst als eine Art von Sheriff bezeichnet, vielleicht wußte er mehr über Lossardo.
    Glücklicherweise hatte er mir beim Abschied seine Karte hinterlassen. Ich fand sie und stoppte nahe einer Telefonzelle.
    Von dort rief ich an. Es dauerte eine Zeit, bis ich Slim Tucker an der Strippe hatte. Seine Stimme klang ungnädig. Ich konnte ihn mir genau vorstellen. Verschwitzt, sauer, vielleicht auch wütend.
    »Ach Sie sind es, Sinclair.«
    »Ja, ich.«
    »Haben Sie schon aufgegeben?«
    »Im Gegenteil, ich fange erst an.«
    »Und wo, bitte?«
    »Mir ist ein Name untergekommen. Er könnte die Spur zu meinem Freund sein. Kennen Sie Lossardo?«
    Ich hörte erst einmal nichts. Nicht einmal ein Schnaufen, Ächzen oder Räuspern. »Ist was, Tucker?«
    »Sinclair, Sie sind lebensmüde!«
    »Wieso?« erkundigte ich mich scheinheilig.
    Er lachte breit. »Wissen Sie eigentlich, auf was Sie sich da eingelassen haben? Kennen Sie Lossardo? Wissen Sie, wer er ist?«
    »Nein.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.«
    »Klären Sie mich auf.« Ich hätte am liebsten die Zelle verlassen.
    Im Innern war es heiß wie in einem Bratofen, und mir rann der Schweiß den Rücken runter. Er lief dort in kalten Bahnen vom Nacken her weiter.
    »Lossardo ist der King. Der ist knallhart. Der macht Sie um. Der hat hier das Sagen.«
    »In Ihrer Stadt?«
    »Auch. Er regiert die Subkultur, die Sümpfe. Das alles gehört ihm, dort lebt er in einem Hausboot. Sinclair, wenn Sie niemals einen Rat angenommen haben, ändern Sie Ihre Meinung. Setzen Sie sich in den nächsten Flieger! Lossardo ist nicht eine Nummer, er ist gleich zehn Nummern zu groß für Sie.«
    »Auch für Sie?«
    »Ja, verflucht, auch für uns. Wir wissen viel über ihn, aber wir können ihm nichts beweisen. Der ist schnell und wendig wie eine Sumpfschlange, taucht unter, wann immer er will und…«
    »Danke, ich habe verstanden!«
    »Wann fliegen Sie?«
    »Das kann ich Ihnen sagen, Tucker. Ich fliege, wenn ich meinen Freund gefunden habe.«
    »Und der hat sich mit Lossardo angelegt?«
    »Ich weiß es nicht genau. Es deutet einiges darauf hin. Jedenfalls bedanke ich mich.«
    »Ja, schönen Tod noch.«
    »Keine Ursache. Mal etwas anderes. Können Sie vielleicht herausfinden, in welch einem Hotel mein Freund abgestiegen ist?«
    »Das dauert…«
    »Na und?«
    »So lange werden Sie nicht mehr leben, Sinclair. Glauben Sie mir, es ist verdammt hart.«
    »Schon gut.« Ich hängte auf, war sauer, wütend und gleichzeitig auch verschwitzt. Kopfschüttelnd verließ ich die Zelle. Was man mir über Lossardo gesagt hatte, klang nicht gut. Mich ärgerte nur, daß ausgerechnet ein Polizeibeamter den Bericht gegeben hatte. Dieser Mann mußte eigentlich darauf bedacht sein, Lossardo zu fangen.
    Das war er aber nicht, und mich ärgerte es, wenn Menschen, die auf der Seite des Gesetzes standen, sich von einem Gangsterfürsten wie Lossardo so einmachen ließen.
    Nun ja, Baton war möglicherweise anders. Diese Stadt konnte ich mit London nicht vergleichen.
    Ich verließ die heiße Zelle und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Es nutzte kaum etwas, die Sonne trieb mir erneut das Wasser aus den Poren. Zudem verspürte ich rasenden Durst. Bevor ich mich auf die Suche nach Lossardo begab, mußte ich etwas trinken.
    Nur – wo sollte ich ihn finden? Die Spur, die zum Hausboot führte, war schon gut. Sicherlich wußte man, wo sich das Boot befand. Eine Dollarnote würde einigen Menschen bestimmt den Mund öffnen. Einfacher hätte ich es über das Mädchen haben können, doch Evangeline schien nicht auf meiner Seite zu stehen.
    Außerdem gehörte sie Lossardo. Ich starrte in den gleißenden Sonnenball, als würde er mir die Antwort geben. Meine dunkle Brille hatte ich aufgesetzt. Vor mir befand sich eine breite Straße, auf der Wagen vorbeizischten.
    Alles war so anders, so fremd für mich. Als ich daran dachte, was ich mir vorgenommen hatte, wurde mir doch ein wenig schummerig zumute. Andererseits durfte ich nicht aufgeben, das war ich meinem

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