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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mann betrachten.
    Er hatte ihn nie zuvor gesehen. Bill wußte sofort, daß der Fremde zu der Sorte Mensch gehörte, die bei Licht ebenso gefährlich wirkten wie in der Finsternis.
    Er stand vor dem Reporter wie eine Statue. Seine Gestalt wuchs in die Höhe. Sie war schmal, mit breiten eckigen Schultern. Das konnte auch an dem dünnen Ledermantel liegen, den der Mann trug. Er reichte ihm bis zu den Waden, wo der Saum mit den oberen Rändern der Stiefel abschloß. Bill ließ seinen Blick in die Höhe streifen, um das Gesicht des Fremden erkennen zu können.
    Seiner Ansicht nach mußte es bleich sein, obwohl es nicht direkt angeleuchtet wurde. Jedenfalls wirkte es hart geschnitten, etwas knochig, mit einer langen, dünnen Nase, dem strichartigen Mund und dem eckigen Kinn.
    Der Mann war außergewöhnlich, das spürte Bill sofort. Ihn umgab ein Hauch von Düsternis und Tod, den eine sensible Person fürchten mußte.
    Das Haar hatte der Mann streng nach hinten gekämmt. Es war so dunkel, daß es schon glänzte. Wegen seiner Länge hatte es der Mann im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Seine Arme lagen dicht am Körper, die Hände hatte er in die Manteltaschen gesteckt, dessen große Knöpfe glänzten, als wären sie frisch poliert worden.
    »Sie stehen genau an der Schwelle zum Tod!« erklärte der Fremde mit seiner kalten Stimme. »Ich brauche Shandra nur den entsprechenden Befehl zu geben, dann zerfetzt er Ihnen die Kehle. Ist Ihnen das klar, Mister?«
    Bill hätte gern geantwortet, nur traute er sich nicht. Statt dessen bewegte er seine Augenlider, was den Mann mit dem Pferdeschwanz auch zufriedenstellte.
    Er sprach weiter. »Manchmal macht man Fehler. Vielleicht ist es ein Fehler, wenn ich Sie jetzt laufenlasse. Aber ich möchte Sie warnen. Verlassen Sie die Umgebung der Stadt. Sie haben hier nichts zu suchen, wir mögen keine Fremden. Vor allen Dingen keine, die sich um unsere Angelegenheiten kümmern und ihre Nasen in Dinge stecken, die sie überhaupt nichts angehen. Wir befinden uns hier im Süden. Es gibt offiziell zwar die gleichen Gesetze, wie in New York oder Boston, dennoch ist hier alles anders. Der Krieg im vergangenen Jahrhundert hat bis heute Spuren hinterlassen. Die Wunden sitzen tief, sie werden auch nicht verheilen. Wir führen ein eigenes Leben und brauchen keine Schnüffler aus dem Norden. Denken Sie daran, ich warne nur einmal. Noch ein letztes Wort. Evangeline Cortland ist für Sie tabu. Haben Sie verstanden? Tabu! Das Mädchen gehört mir, Mister, mir allein. Ich habe es gekauft. Evangeline ist mein Eigentum. Und mein Eigentum lasse ich mir von keinem Menschen auf der Welt wegnehmen!«
    Der Fremde hatte lange genug gesprochen. Er schnalzte mit der Zunge.
    Dieser Befehl galt dem Panther. Ohne daß dessen Zähne Bills Hals auch nur geritzt hätten, zog sich das Tier mit geschmeidigen Bewegungen zurück und trottete auf seinen Herrn und Meister zu. Der zog seine rechte Hand aus der Tasche. Zwischen den Fingern hielt er einen Gegenstand fest, den Bill erst erkannte, als er auf seine Brust geworfen wurde und dort liegenblieb.
    Es war eine Hühnerkralle!
    Der Fremde drehte sich um. Er ging davon, ohne ein Wort zu sagen und verschwand, ebenso wie sein Panther, im Schatten der tropischen Büsche.
    Bill konnte nicht sprechen. Seine Kehle kam ihm zugenäht vor. Er schluckte, räusperte sich, holte tief Luft, zwinkerte mit den Augen und spürte das Brennen, weil Schweiß hineingelaufen war und sich in seinen Augäpfeln ausbreitete.
    Minuten vergingen, in denen Bill über die Worte des Fremden nachdachte. Sie waren deutlich genug gewesen. Eine knallharte Warnung, die nur ausgesprochen werden konnte, weil Bill durch sein Erscheinen an Dinge gerührt hatte, über die man sonst nicht sprach. Er hatte etwas aufgewühlt, von unten her hochgebracht, und das mußte der anderen Seite verdammt querlaufen.
    Evangeline Cortland war diejenige Person, um die sich alles drehte. Sie sollte nicht gestört werden, und das mußte einen Grund haben. Also gab es doch ein Geheimnis um ihre Person, Bill befand sich auf der richtigen Fährte.
    In seinem Kopf tobten sich zwar keine Schmerzen mehr aus, doch der Druck war geblieben. Lange wollte er auf dem Friedhof nicht mehr bleiben, es war nicht der richtige Platz. Entweder waren die Mücken durch das Blut oder durch den Schweiß in seinem Gesicht angezogen worden, jedenfalls umtanzten sie ihn wieder wie wild und bissen auch.
    Bill wälzte sich auf die Seite. Er setzte

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