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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich hin, überwand das Schwindelgefühl und benutzte den Grabstein als Stütze, als er sich auf die Füße stemmte. Breitbeinig stellte er sich hin.
    Beide Hände hatte er auf die Kante gelegt, schaute nach vorn, der Schwindel kehrte zurück, so daß Bill den Eindruck gewann, als würden die hellen Grabsteine schwanken.
    Auch der dunkle Hintergrund und die Umgebung blieben nicht still. In gewaltigen Wellen schoben sich die Hügel hoch, und Bill wischte ein um das andere Mal über seine Augen, denn Hügel hatte er in der Umgebung des Friedhofs noch nicht gesehen.
    Allmählich fand er sein Gleichgewicht wieder und fühlte sich auch stark genug, um die ersten Schritte zu gehen.
    Er blieb auf den Beinen, was Bill schon als kleinen Erfolg ansah.
    Dennoch ging er wie ein Betrunkener. Oft genug streckte er die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten. Er stützte sich an Grabsteinen ab, er schleifte durch das hohe Gras, atmete mit offenem Mund und war froh, als er den Friedhof verlassen hatte.
    Auf der Straße, die eigentlich keine war, sondern mehr ein festgetrampelter, relativ breiter Dschungelpfad, blieb er stehen und dachte daran, daß er irgendwo in der Nähe auch sein Fahrzeug geparkt hatte.
    Es war ein Leihwagen, ein Chrysler, dunkelrot und fast fabrikneu.
    Er stand unter den wippenden Ästen der halbhohen Bäume. Als Bill ihn endlich erreichte, hatte er Mühe, die Tür zu öffnen. Erschöpft ließ er sich auf den Fahrersitz sinken.
    Der Lauf hatte ihn angestrengt und mitgenommen. In seinem Kopf wühlten wieder die Schmerzen.
    Er lehnte sich weit zurück und schloß die Augen. Dann versuchte er darüber nachzudenken, was er bisher erreicht hatte. Einmal hatte er mit Evangeline Cortland gesprochen, und sie hatte seine Fragen bejaht, ohne allerdings genauere Erklärungen abzugeben. Sie hatte den nächtlichen Treffpunkt auf dem Friedhof vorgeschlagen. Sie wollte mit ihm reden und ihm das Grab der Mutter zeigen.
    Ihre Mutter war das Bindeglied. Erst durch sie war Bill auf das Mädchen aufmerksam geworden – oder war es umgekehrt?
    Er merkte, wie schwer ihm das Denken fiel. Eines jedenfalls war klar. Das Mädchen Evangeline hatte ihn fasziniert. Eine außergewöhnliche, junge Frau, trotz ihrer Jugend voll erblüht, eine Kreolin, die einen aggressiven Sex ausstrahlte.
    Bill konnte sich gut vorstellen, daß ein Mann wie dieser Fremde auf diese Person nicht verzichten wollte.
    Er hatte sie gekauft…
    Sklavenhandel nannte man so etwas. Natürlich war er längst verboten, aber es gab Strömungen, nicht nur im Süden der Staaten, die sich darüber hinwegsetzten.
    In allen Teilen der Welt hatte der Sklavenhandel drastisch zugenommen. Hier jedoch wies er noch eine besondere Variante auf, die Bill mit dem Begriff Reinkarnation, also Wiedergeburt, umschrieb.
    Daß er sich auf der richtigen Spur befand, hatten ihm die Reaktionen der Männer bewiesen. Noch jetzt spürte er die Schläge der Hühnerkrallen in seinem Gesicht.
    Das brachte ihn darauf, einmal in den Spiegel zu schauen. Bill schaltete die Innenbeleuchtung ein und erschrak.
    Die Nägel der Hühnerkrallen hatten Wunden hinterlassen. Teilweise waren sie ausgeblutet, doch bei einigen von ihnen lagen die Tropfen noch wie Perlen auf seiner Haut.
    Der Panther hatte nicht alles weglecken können und sogar mit seiner Zunge das Blut in Bills Gesicht verschmiert, so daß eine rosafarbene Schicht auf der Haut lag.
    Bill holte ein Papiertaschentuch hervor und tupfte das Blut weg.
    Er fühlte sich unwohl in seiner verdreckten Kleidung. Die gehörte in den Mülleimer. Bill dachte daran, daß er Mühe haben würde, in das Hotel zu gelangen.
    Trotzdem mußte er hin.
    Der Reporter startete. Schmatzend rollten die Reifen durch die tiefen Rillen, die sie im Boden hinterlassen hatten. Zweige schleiften über das Dach des Chrysler. Die Klimaanlage arbeitete gut.
    Niemand hielt ihn auf. Die Gänsehaut blieb, bis er Baton Rouge erreicht hatte.
    Er rollte über Brücken, sah die Lichter der Häuser, die im Wasser der zahlreichen Flüsse und Tümpel tanzten.
    Das Sumpfgebiet erstreckte sich bis hin zum Meer. Diese Gegend konnte für einen Fremden zur Hölle werden.
    Er rollte durch Vororte. Regelrechte Slums. Alte Häuser, die einmal weiß gestrichen waren, jetzt aber so aussahen, als würden sie im nächsten Moment zusammenfallen.
    Das Hotel lag in der Innenstadt, wo man aus der wilden, tropischen Natur einen Park hergerichtet hatte. Wunderschön bei Tageslicht anzusehen. Mit schattigen Zonen

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