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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir, warst du da?«
    Der Reporter strich über seinen Kopf und verzog schmerzlich den Mund. »Und ob ich dort gewesen bin.«
    »Ich konnte nicht kommen, entschuldige.«
    »Das habe ich bemerkt. Dafür kamen andere, die mich mit Hühnerkrallen malträtierten, bewußtlos schlugen. Dann erschien ein düsterer Kerl mit einem Panther und machte mir klar, daß ich aus der Umgebung verschwinden sollte. Selbst für mich war das ein wenig viel, wie du dir denken kannst.«
    Sie schwieg wieder. Er hörte sie aufstöhnen. Dann sagte sie leise:
    »Bill, es tut mir sehr leid, aber ich konnte daran nichts ändern, glaube mir. Ich habe alles versucht…«
    »Kannst du überhaupt etwas versuchen?« unterbrach er sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Nun ja, ich hörte, daß du nicht frei bist. Dieser Mann erklärte mir einiges…«
    »Ja, Lossardo ist schlimm.«
    »Lossardo heißt er also. Interessant.«
    »Kennst du ihn?«
    »Nein, nie davon gehört.«
    Bill hörte sie krächzend lachen. »Wenn du wüßtest, Bill, wenn du alles wüßtest…«
    »Was sollte ich wissen?«
    »Lossardo ist gefährlich. Er ist die Person, die alles in der Hand hält. Er herrscht über die Sümpfe, er ist der Böse in dieser Stadt und der Umgebung. Manche sagen, daß in ihm der Teufel wiedergeboren wäre, verstehst du das?«
    »So schlimm wird es wohl nicht sein.«
    »Doch, er ist schlimm. Er hat mich gekauft, er ist furchtbar. Ich kann ihm nicht entkommen. Er kannte schon meine Mutter.«
    »Ja, stimmt, du wolltest mir ihr Grab zeigen.«
    »Nicht mehr, Bill. Ich möchte dich bitten, die Stadt zu verlassen. Fahr weg, bitte. Wenn du nicht gehst, ist das dein Todesurteil.«
    »Ohne dich soll ich weg?«
    »Vergiß mich. Du bist gekommen, um meine Geschichte zu hören. Sicherlich gibt es noch mehr Personen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden wie ich. Laß mich in Ruhe, denke nicht mehr an meine Geschichte. Tu dir und mir den Gefallen, sonst wirst du ein Opfer.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Meine Mutter war eine Mambo-Priesterin. Sie hatte den Kontakt zum Bösen. Sie opferte…«
    »Was?«
    »Tiere – Hühner, Hunde, Katzen…«
    Bill war mißtrauisch geworden, weil Evangeline nicht mehr weitersprach. Deshalb hakte er nach. »Auch Menschen?«
    Sie legte eine Pause ein, als müßte sie erst noch überlegen, ob sie die Antwort geben sollte. Dann sagte sie sehr, sehr leise: »Ja, man spricht davon.«
    Bill schloß sekundenlang die Augen. Die letzte Antwort hatte ihn hart getroffen.
    »Bist du noch da?«
    »Natürlich.« Er wischte über seine Stirn, wo dick der Schweiß lag.
    »Du… du weißt das also. Hast du vielleicht auch …?«
    »Bill, das kann ich dir nicht sagen. Lossardo hat mir erklärt, daß ich eine Verdammte wäre. Ich bin nicht nur eine Gefangene von ihm, auch die Gefangene meines Lebens, das mußt du verstehen.«
    »Es fällt mir schwer.«
    »Das glaube ich dir. Du kommst nicht von hier, Bill. Nur wer hier geboren ist und die Verhältnisse kennt, kann das alles begreifen, was hier vor sich geht.«
    Bill zog sich auf das Bett zurück. Sein Kopf berührte das Kissen.
    »Manchmal wissen Fremde mehr«, erwiderte er. »Ich habe ebenfalls meine Erfahrungen sammeln können.«
    »Ja, in der Zivilisation.«
    Der Reporter lachte. »Sind wir hier woanders?«
    »So ist es. Die Zivilisation hat uns zwar umkreist, wir leben auch mitten in ihr, aber sie ist trotzdem manchmal so weit entfernt wie ein Stern.«
    »Das mußt du mir näher erklären.«
    »Nein, Bill, nein.«
    »Ich will es wissen.«
    »Bill«, sie redete jetzt beschwörend. »Wissen kann schlimm sein, wenn man es nicht begreift. Vergiß mich bitte. Vergiß meine Mutter, vergiß Lossardo und die Stadt. Au revoir, ich habe dich gemocht, Bill.«
    »Und ich dich…« Das letzte Wort sprach Bill nicht mehr aus, denn er hörte das Freizeichen.
    Plötzlich fröstelte er. Was ihm Evangeline da berichtet hatte, war verflixt hart gewesen. Sie hatte es zwar nicht direkt erwähnt, doch.
    Bill wußte, um was es sich im Endeffekt nur handeln konnte.
    Schwarze Magie!
    Im Liegen nickte er. Ja, Schwarze Magie, das genau ist es gewesen. In Baton Rouge, an dieser feuchtschwülen, heißen, dampfenden Küste, wo sich die Rassen vermischt hatten, herrschten eben andere Gesetze. Dennoch dachte Bill nicht daran, zu kapitulieren. Er würde Lossardos Warnungen zwar ernst nehmen, aber nicht fliehen.
    Außerdem dachte er an Evangeline!
    Dieses Mädchen hatte ihn fasziniert. Er konnte nur an sie denken, an die großen

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