0536 - Götzendämmerung
fest, weil wir nicht in der Lage sind, das Raumschiff zu starten. Was haben wir davon, daß unsere Lagerräume zum Bersten mit dem Dreiseelen-kraut angefüllt sind, wenn wir alle vor die Hunde gehen."
„Wir werden es schaffen", erklärte Raga Yanar.
„Ja, du und deine beiden Brüder schon", rief der Yanarsar wütend.
„Ihr nehmt euch das Recht heraus, Druckanzüge zu tragen."
Raga Yanar sprang auf. „Das ist etwas ganz anderes! Nimm dich nur in acht, Harsash.
Wenn du noch einen Ton von dir gibst, dann ..."
Raga Yanar verstummte. Er sah den Schatten, der aus Richtung des Noteinstiegs in die Kommandozentrale geschlichen kam. Als er erkannte, daß es sich bei dem Eindringling um einen Eingeborenen dieser Welt handelte, wollte er Harsash eine Warnung zurufen. Doch da war es bereits zu spät.
Der Eindringling drückte den Lähmstrahler ab, und Harsash brach augenblicklich besinnungslos zusammen.
„Jetzt rechnen wir ab, Götze", rief Cleran und schoß auf Raga Yanars Beine. Dessen untere Körperhälfte wurde gefühllos, er verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
Cleran warf den Paralysator weg und zückte sein breites Schwert.
Raga Yanar stützte sich auf eine Hand, während er die andere abwehrend von sich streckte.
„Halt!" schrie er über die Außensprechanlage seines Druckanzuges dem Angreifer entgegen. „Besinne dich, ehe du die Hand gegen deinen Gott erhebst!"
Cleran lachte schallend. „Du bist ein normaler Sterblicher wie ich, nur durch und durch böse. Ich bin gekommen, um Sühne von dir und den beiden anderen Götzen zu verlangen. Du wirst als erster sterben."
Raga Yanar blickte flehend zu dem Wilden hinauf, der drohend über ihm stand und das Schwert stoßbereit hielt.
„Würdest du wirklich einen wehrlosen Menschen töten?" fragte er.
„Ja, jetzt bist du ein wehrloser Mensch", sagte Cleran. „Aber gleichzeitig bist du auch ein schrecklicher Dämon, der Unglück über uns gebracht hat. Nur dein Tod kann uns Rettung bringen.
Ihr beutet seit einigen Sommern dieses Land aus, entführt unsere jungen Mädchen - und nun habt ihr die Hitze und die unsichtbare Macht entfesselt, die auf unseren Körpern lastet!"
„Wir haben damit nichts zu tun", sagte Raga Yanar rasch. „Wir leiden ebenso wie ihr unter der Hitze und der Gravitation. Wenn du mich tötest, hast du damit nichts gewonnen. Aber wenn du mich am Leben läßt, dann wird es mir gelingen, diesen furchtbaren Alpdruck von euch zu nehmen."
Cleran lachte höhnisch. „Du bettelst wie ein altes Weib. Du bist doppelzüngig, deshalb glaube ich deinen Versprechungen nicht.
Du würdest in diesem Augenblick alles tun, um dein Leben zu retten."
„Wenn wir erst herausgefunden haben, wodurch das Ansteigen der Temperatur und die Verdoppelung der Gravitation bewirkt wird, dann können wir Gegenmaßnahmen treffen", behauptete Raga Yanar. Er fügte schnell hinzu: „Und ich verspreche dir, daß wir den Alpdruck von euch nehmen werden!"
„Du hast dein Leben verwirkt."
Cleran versuchte, seiner Stimme einen entschlossenen Klang zu geben, obwohl sich in seinem Innern alles dagegen sträubte, einen wehrlosen Menschen zu töten. Er sagte sich immer wieder, daß er es hier mit einem gnadenlosen Dämon zu tun hatte, aber das half nur wenig. Er hatte in Zweikämpfen und auf dem Schlachtfeld schon viele Feinde zur Strecke gebracht, aber das hier war etwas anderes.
Raga Yanar schien seine Unsicherheit zu bemerken. Er nutzte seine Chance und sprach eindringlich auf ihn ein.
„Reden wir doch einmal von Mann zu Mann. Ich habe sofort an der Prothese erkannt, daß du Cleran Raklanka aus Klingonak bist. Man sagt dir nach, daß du einen untrüglichen Instinkt und eine überragende Intelligenz besitzt. Ja, ich glaube sogar, daß du nicht einmal von der Verdummung betroffen bist. Wenn das zutrifft, dann habe ich dir ein Geschäft vorzuschlagen, das für uns alle, auch für die Menschen dieser Welt, vorteilhaft wäre."
„Ich bin an keinem Geschäft mit euch interessiert", sagte Cleran fest. „Ich bin nur gekommen, um dieses Land von euch zu befreien."
„Das kannst du haben!" versicherte Raga Yanar. „Wenn du dir meinen Vorschlag anhörst, wirst du erkennen, daß wir eigentlich das gleiche wollen. Ihr möchtet uns von eurer Welt fort haben, und wir möchten weg, sitzen aber hier fest. Mit Gewalt richtest du nichts aus, denn wir sind stärker als du. Arbeitest du aber mit uns zusammen, dann könntest du dein Ziel ganz ohne Gewalt erreichen."
Cleran
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