0536 - Götzendämmerung
beschäftigt. Früher kannte ich mich in solchen Dingen aus, ich weiß es. Wenn ich all die Schaltungen im Geist vor mir sehe, dann bin ich überzeugt davon, daß ich mit ihnen zurechtkommen müßte. Aber wenn ich dann vor einem Haufen technischer Geräte stehe, dann - verdammt noch mal! - kann ich keinen vernünftigen Handgriff tun."
„So ergeht es uns allen. Früher war es noch schlimmer."
„Aber wir müssen etwas gegen die Hitze und gegen die steigende Schwerkraft tun."
„Wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes übrig, als die Druckanzüge ..."
Der Mann wurde mitten im Satz von einem Schatten angesprungen, und bevor er sich geistig noch mit diesem Zwischenfall auseinandersetzen konnte, brach er besinnungslos zusammen.
Der andere hatte trotz seiner Überraschung ,die Lage blitzschnell erfaßt und die Waffe gezogen. Doch bevor er noch abdrücken konnte, traf ihn etwas Metallisches vor die Brust...
Cleran steckte das Schwert in die Scheide zurück und nahm die Waffe des Gefallenen an sich. Es war eine jener Waffen, die nicht töteten, sondern nur lähmten. Cleran hatte inzwischen gelernt, damit umzugehen, obwohl man ihm nie das Recht zugestanden hatte, eine solche Waffe zu besitzen.
„Laß mich hier zurück, Cleran", bat Nyryla. „Ich kann nicht mehr."
Cleran reagierte nicht darauf. Er hielt ihre Hand fest und zog sie unbeirrbar mit sich. Endlich erreichten sie das Ende des breiten Ganges. Cleran stellte fest, daß es in dem Quergang eine Reihe von senkrechten Schächten gab. Aber er fand nur einen mit einer Leiter.
Wenn dies der einzige Zugang zur sogenannten Kommandozentrale war, so würde ein einziger Mann genügen, um ihn zu bewachen. Cleran würde mit ihm schon fertig werden.
Er blickte Nyryla an. „Jetzt wird es gefährlich, ich muß dich zurücklassen."
Trotz ihrer Einwände brachte er sie zu einer engen, leeren, jedoch beleuchteten Kammer und versteckte sie darin. Dann kehrte er zu dem Schacht zurück und kletterte lautlos, Sprosse um Sprosse, die Eisenleiter hinauf. Als er das Schachtende erreichte, stellte er zu seiner Erleichterung fest, daß die Götzen nicht einmal einen einzigen Wachtposten aufgestellt hatten.
Cleran war schweißüberströmt. Es schien ihm, als drücke eine Riesenfaust auf ihn nieder und wolle ihn am Boden zerquetschen. Aber es machte ihm nun nichts mehr aus.
Er hatte sein Ziel erreicht. Gedämpfte Stimmen drangen zu ihm.
Er blickte vorsichtig um die Ecke des kleinen Raumes, in den der Schacht einmündete. Ihm stockte der Atem, als er in eine grobe Halle sah, deren eine halbrunde Wand fast zur Gänze aus jenem durchsichtigen Material bestand, das in der Götzensprache „Panzerglas" hieß. Von hier hatte man einen prächtigen Ausblick über den königlichen Park und über ganz Yönyegy.
Aber das nahm Cleran nur unbewußt wahr. Sein Interesse galt den beiden Männern, die sich in der Kommandozentrale aufhielten.
Der eine stand mit dem Rücken zu Cleran, trug nur ein einfaches Gewand und schien sehr unter der Hitze und dem vermehrten Gewicht zu leiden.
Der andere saß in einem Kontursessel und trug eine Rüstung.
Hinter der Klarsichtscheibe seines Helms schimmerte ein rötlicher Bart. Das mußte einer der drei falschen Götzen sein.
Wahrscheinlich handelte es sich umRaga Yanar!
Cleran ergriff den Lähmstrahler und bereitete sich auf seine erste große Auseinandersetzung vor.
„Es kommt gar nicht in Frage, daß ich die Druckanzüge an die Mannschaft verteilen lasse", sagte Raga Yanar zu dem Mann vor sich. „Wenn Shavi und Losho hier wären, sie würden nicht anders entscheiden."
Der Yanarsar keuchte. „Aber ... die Männer brechen zusammen. Sie sind die Hitze und die übermächtige Gravitation nicht gewöhnt. Wenn das so weitergeht, werden wir alle sterben."
Raga Yanar wehrte ab. „Es wird nicht so weitergehen.
Irgendwann wird dieser Zustand ein Ende nehmen."
„Was soll ich den Männern sagen?" wollte der Yanarsar mit unsicherer Stimme wissen.
„Versuche, ihnen die Lage zu erklären, Harsash", sagte Raga Yanar. „Es ist doch so, daß wir die Druckanzüge brauchen, um die Eingeborenen von Trantus-Tona einzuschüchtern. Du weißt, daß wir nicht in der Lage sind, einen Druckanzug zu reparieren, wenn er ausfällt. Und nun wollt ihr euch wegen zwei Gravos und der Hitze in die Schutzanzüge verkriechen. Dadurch könntet ihr das ganze Unternehmen gefährden."
„Zum Teufel damit", fluchte der Yanarsar. „Wir sitzen ohnehin auf diesem verdammten Planeten
Weitere Kostenlose Bücher