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0536 - Mambo-Hölle

0536 - Mambo-Hölle

Titel: 0536 - Mambo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stirbst.«
    »Das glaube ich kaum.«
    Lossardo beugte sich vor und schüttelte den Kopf. Dann holte er aus der kleinen Bar eine Flasche Champagner hervor, die schon geöffnet dort stand. Er goß sich selbst ein Glas ein und schlürfte es voller Genuß. Als er das Glas absetzte und den Kopf nach hinten legte, sagte er wie philosophierend: »Manchmal sind wir Männer eben Idioten. Ich schließe mich nicht einmal davon aus. Auch ich hänge an der Kleinen, aber anders als du, Conolly, denn ich habe sie gekauft. Sie ist mein Eigentum, verstehst du das? Und mein Eigentum lasse ich mir nicht wegnehmen, von keinem Menschen auf der Welt.«
    »Niemand hat das Recht…«
    »Hör auf mit deinem Moralgesäusele. Sie gehört mir, damit basta. Aber ich will dir noch etwas sagen. Es gibt Männer, die sich in Frauen täuschen, die sich von ihrem Äußeren ablenken lassen und nicht erkennen, was tatsächlich in ihnen steckt. Zu dieser Sorte gehörst auch du? Jeder Mensch hat eine Seele, auch sie. Und ihre Seele ist eine außergewöhnliche, wenn ich das so sagen darf.«
    »Wieso?«
    Lossardo drehte sich zu Bill um. Der Reporter stellte fest, daß die Augen sogar leuchten konnten. »In ihrem Körper wohnen wahrscheinlich zwei Seelen. Sie ist keine normale schöne, junge Frau. Du darfst nicht vergessen, daß ihre verstorbene Mutter zu Lebzeiten eine Mambo-Priesterin gewesen war, und so etwas kann durchaus auf die Tochter abfärben.« Lossardo lachte kratzig. »Bestimmt sogar wirst du das in der kommenden Nacht erleben.«
    Bill hob die Schultern. Er schaute durch das Fenster und stellte fest, daß die Sonne nurmehr als glutroter Ball knapp über dem Horizont stand. Bald würde die Dämmerung einsetzen, danach die Dunkelheit, das ging alles sehr schnell.
    »Wo fahren wir denn hin?« fragte er.
    »An einen Platz, den du bereits kennst.« Lossardo genehmigte sich ein zweites Glas Champagner. »Auf den Friedhof…«
    ***
    Sie war an den Pfahl gefesselt worden, mit Handschellen an einen Eisenring, der sich über ihrem Kopf am Ende des Pfahls befand.
    Evangeline konnte nur stehen und mußte dabei noch die Arme hochgereckt halten.
    Es war eine Lage, die marterte, die schmerzte, besonders in den Oberarmen, wo das Ziehen nicht aufhören wollte und sogar immer schlimmer wurde.
    Hinzu kam die Umgebung, in der sie sich befand. Es war der alte Friedhof am Rande von Baton Rouge, ein vergessenes Gelände, auf dem längst niemand mehr bestattet wurde und nur noch die bleichen Grabsteine von einer Zeit zeugten, die längst vergangen war.
    Auch das Grab ihrer Mutter befand sich auf dem Gelände. Und der Stein stand in ihrer Blickrichtung, so daß sie ihn immer wieder anschauen konnte. Sehr schlicht gehalten, ein Rechteck, in das die Gesichtszüge ihrer Mutter eingemeißelt worden waren.
    Daß Evangeline Cortland etwas Besonderes war und sich dadurch von den normalen Menschen abhob, wußte sie nicht erst seit dem heutigen Tag. In ihr schlummerten Kräfte, die allmählich geweckt und die von ihrer toten Mutter an sie vererbt worden waren.
    Überhaupt war der Kontakt zur Mutter nie abgerissen, auch nicht nach deren Tod. Gekannt hatte sie die Frau nicht. Mit wachsendem Alter aber hatte Evangeline den mentalen Einfluß der anderen Person immer deutlicher gespürt.
    Der Geist ihrer Mutter war mit dem heranwachsenden Mädchen in Verbindung getreten, und er hatte ihm viele Dinge erklärt und es auch wissend gemacht.
    Er hatte versucht, Evangeline Selbstbewußtsein zu geben, was ihm nicht so recht gelungen war, denn sie hatte unter dem Druck ihres Herrn gestanden.
    Lossardo – sie dachte an den Mann und stürzte dabei in eine Welt der Zweifel.
    Haßte sie ihn? Bestimmt, sie mußte ihn eigentlich hassen. Gleichzeitig jedoch strömte er eine Faszination aus, der sie sich nicht entziehen konnte. Er hatte etwas Männliches an sich, gleichzeitig etwas Gefährliches und Animalisches.
    Lossardo war ein Mensch, der herrschen und beherrschen mußte.
    Bei Evangeline Cortland hatte er dies auch durchgeführt und sie jetzt an diesen Grabstein gefesselt, wo sie so lange warten sollte, bis er mit seinen Leuten und dem gefangenen Bill Conolly zurückkehrte.
    Wenn sie an den Fremden dachte, hatte sie den Eindruck, daß er gar nicht mehr lebte. Er war so gut wie tot. Lossardo vernichtete seine Feinde gnadenlos. Daß er Bill noch hatte leben lassen, dafür mußte es einen besonderen Grund geben. Evangeline kannte die Pläne des Mannes nicht, sie glaubte jedoch, daß dieser Grund

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