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0536 - Mambo-Hölle

0536 - Mambo-Hölle

Titel: 0536 - Mambo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit ihr zusammenhing. Bill Conolly sollte auf diesem Friedhof sein Leben aushauchen, und Lossardo benötigte jemand, der dafür sorgte.
    Sie wußte es nicht, sie ahnte es nur. Wahrscheinlich würde sie diejenige Person sein, die Bill Conolly ins Jenseits schickte. Lossardo vertraute auf sie und ihre geheimnisvollen Kräfte, die in ihr schlummerten und geweckt werden mußten.
    Daß sie diese ungewöhnlichen Machtmittel besaß, hatte sie bereits erlebt, als es ihr gelungen war, allein durch geistige Konzentration den Ventilator zu zerstören.
    Und jetzt hing sie in Handschellen an diesem verfluchten Grabstein gefesselt. Sie mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten, deren Mutter eine Mambo-Priesterin gewesen war und noch über den Tod hinaus Kontakt mit ihr gehabt hatte.
    Das alles kam ihr schlimm vor, und sie schüttelte den Kopf, als könnte sie es nicht fassen. Das Reißen in den Oberarmen hatte nicht aufgehört. Die Haltung war schlimm, und Evangeline verdankte sie Lossardo. Statt sich innerlich gegen ihn zu wenden und ihn zu hassen, mußte sie ihn bewundern. Sie gab selbst zu, daß Lossardo einen ebenfalls sehr starken Einfluß auf sie ausübte. Er hatte ihr bisheriges Leben bestimmt, nach seinen Regeln hatte sie existieren müssen. Sie hatte stets unter Kontrolle gestanden, äußerlich durch ihn, innerlich durch die verstorbene Mutter, in deren Nähe sie jetzt weilte.
    Wieder ließ sie ihren Blick über die Grabsteine schweifen. Es war noch nicht dunkel geworden. Ein ungewöhnliches, graues Licht floß über den alten Friedhof. Es schien aus der sich heranschiebenden Masse der Dämmerung zu strömen, in dem kaum etwas zu erkennen war.
    Spürte sie Furcht?
    Evangeline konzentrierte sich auf ihr Inneres, doch sie gab ehrlich zu, keine Angst zu fühlen. Im Gegenteil, sie war sicher, daß sie aus dieser Lage herauskommen würde und daß die nächsten Stunden entscheidend sein würden.
    Nur die harten Ringe der Handschellen störten sie. Sie schnitten in die dünne Haut an den Gelenken und hatten dort bestimmt schon rote Streifen hinterlassen.
    Zeit verging…
    Immer wieder schaute sie auf den Grabstein der Mutter.
    Evangelines Augen waren weit geöffnet, der Blick starr und gleichzeitig sehr konzentriert, als wäre sie dabei, den Grabstein zu hypnotisieren.
    Während ihrer Konzentration vergaß sie die Schmerzen in den Armen. Es zählte für sie nur mehr die andere Kraft, die auf dem Friedhof vorhanden war, die sie nur mehr zu locken brauchte.
    Sie lauerte in den Gräbern, unter der Erde. Sie ging von den längst Begrabenen aus, und ihr kam zu Bewußtsein, daß der Geist der hier Verwesten nicht vergangen war.
    Evangeline hatte plötzlich das Gefühl, als stünde sie in einer anderen Welt, die sich aus völlig fremden Dingen zusammensetzte.
    Überall hörte sie die Stimmen, die an ihre Ohren drangen und eigentlich nur für sie allein hörbar waren.
    Stimmen, die flüsterten, die wisperten, die sich zu einem gewaltigen Wirrwarr vereinigten, dabei an Lautstärke nicht zunahmen und sich auf sie konzentrierten.
    So etwas hatte die junge Kreolin noch nie erlebt. Es kam ihr wie ein Sturm vor, der durch ihr Gehirn blies. Die Toten meldeten sich, sie wollten ihr zeigen, daß sie als Geister noch existierten, und Evangeline wurde gezwungen, genau zuzuhören.
    Ihr schönes Gesicht hatte die Farbe gewechselt. Es glich jetzt einer Maske, auf deren Haut kleine Schweißperlen lagen. Der sinnliche Mund war ein wenig geöffnet. Sie atmete scharf ein und wieder aus, und manchmal rann eine Gänsehaut über ihren Körper, wenn sie zu intensiv an die zahlreichen Geister der Leichen dachte, die in der alten Friedhofserde vermoderten.
    Die Dämmerung verstärkte sich. Sie schob die Helligkeit zurück.
    Längst hatte sie die Sonne verschluckt. Nicht einmal als knallroter Ball war sie zu sehen.
    Der Friedhof nahm eine andere Gestalt an.
    Die wild wachsenden Büsche und Sträucher schoben sie ineinander und bildeten eine kompakte Masse. Sie schienen Arme bekommen zu haben, die sich gegenseitig unterhakten. Es waren keine freien Stellen mehr auszumachen, die Welt hatte ein anderes Gesicht bekommen, denn die Vorboten der Nacht überzogen sie mit ihren langen Schatten.
    Nur die Grabsteine blieben.
    Es gab kaum welche, die nicht aus hellem Stein errichtet worden waren. Das grauschwarze Licht floß an ihnen vorbei, jedenfalls bildeten sie in der düsteren Umgebung hellere Inseln, als wäre sie dabei, das tagsüber aufgespeicherte Sonnenlicht

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