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0536 - Mambo-Hölle

0536 - Mambo-Hölle

Titel: 0536 - Mambo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die nichts mit einem Huhn oder Hahn gemein hatte, denn diese Tiere wurden sofort geopfert. Dazu einen Mann, der ihr nicht unsympathisch war, denn auch sie hatte sich in den braunhaarigen Fremden ein wenig verliebt.
    Und jetzt…
    Plötzlich hörte sie wieder die Stimme ihrer Mutter. »Denkst du über den Begriff des Tötens nach, Kind?«
    »Ja, das ist so…«
    »Willst du es nicht?«
    Evangeline gab keine direkte Antwort. »Ich möchte… dich nicht enttäuschen, Mutter. Ich will deine Nachfolgerin werden, eine Mambo-Priesterin wie du, aber ich kann es nicht. Ich bringe es nicht fertig, Bill Conolly zu töten!«
    »Dann wirst du nie eine Mambo!«
    »Vielleicht…«
    »Nein, Evangeline, so kommst du nicht aus der Lage heraus. Du bist meine leibliche Tochter, dein Vater lebt nicht mehr. Ich sehe dich als einzigen Bezugspunkt zwischen uns beiden. Du kannst jetzt nicht aus deiner Lage heraus. Um meine Nachfolgerin zu werden, mußt du töten, Mädchen. Glaub es mir.«
    »Aber nicht ihn!«
    »Doch, gerade ihn. Du mußt den Menschen töten, der dir etwas bedeutet.«
    Evangeline starrte auf den Grabstein der Mutter. Plötzlich war sie aufgewühlt. Die Gefühle durchtosten sie wie ein gewaltiger Sturm.
    In ihren Augen brannte die Nässe. Das Wasser sammelte sich und rann an den Wangen in hellen Bahnen herab.
    Töten, dachte sie – töten!
    Nein, sie wollte es nicht, aber konnte sie sich noch dagegen wehren? »Gibt es keine andere Chance für mich?«
    »Niemals. Wer eine Mambo werden will, der muß den uralten Gesetzen gehorchen.«
    »Dann hast du auch getötet?«
    »So ist es, Kind.«
    »Und wen hast du umgebracht? Kenne ich ihn? War es bei dir ebenso wie bei mir?«
    »Nicht anders, Kind. Auch ich habe einen Mann getötet, der mir viel bedeutete. Er hatte sich in mich verliebt, aber ich hörte auf den Befehl meiner Mutter.«
    »War sie auch…?«
    »Natürlich, mein Kind. Auch sie war eine Mambo-Priesterin und wurde in mir wiedergeboren. Ebenso verhielt es sich mit ihrer Mutter und auch bei all den anderen Vorfahren. Du siehst also, daß du nur eine Kette weiterführst. Wir alle sind Glieder innerhalb der Kette und können sie nicht sprengen.«
    »Sie muß einmal enden!«
    »Vielleicht, doch nicht mit dir. Hast du das allmählich begriffen, mein Kind?«
    Die Kreolin senkte den Kopf. »Ja, Mutter, das habe ich inzwischen bemerkt. Aber ich denke verzweifelt darüber nach, ob es nicht eine andere Möglichkeit gibt.«
    »Nein, Evangeline.«
    »Und… und wenn ich mich weigere, es zu tun?« fragte sie trotzig.
    Es dauerte eine Weile, bis das Mädchen eine Antwort bekam, weil sie eben so bedeutungsvoll war. »Dann, mein Kind, wird die Kette tatsächlich reißen.«
    »Das ist doch gut.«
    »Nein, es ist nicht gut, denn du wirst es nicht überleben. Dann mußt du sterben, und ich werde dafür sorgen, daß du vom Leben in den Tod befördert wirst. Ich muß dich umbringen. So schreiben es die alten Gesetze vor, Tochter!«
    Evangeline glaubte, sich verhört zu haben. »Das… das kann doch nicht wahr sein«, sagte sie. »Nein, ich glaube dir einfach nicht. So etwas ist unmöglich.«
    »Willst du die Gesetze brechen? Oder willst du es tatsächlich darauf ankommen lassen? Du hast dich in eine Lage gebracht, in der dir nichts anderes übrigbleibt. Auch mir ist es damals nicht leichtgefallen, den Mann zu töten, den ich liebte. Aber ich habe meine Chance beim Zopf gepackt, weil ich leben wollte.«
    »Es… es ist furchtbar«, flüsterte Evangeline. »Es ist einfach so schrecklich.«
    »Nein, das sind die Gesetze.«
    »Ich habe sie nicht gemacht!«
    »Das stimmt, aber du wirst die Nachfolge antreten. Deshalb kannst du dich nicht gegen sie stellen. Die Entscheidung ist gefallen. Auch Lossardo weiß Bescheid. Er hat uns hier allein gelassen, aber er hat dich an den Pfahl gebunden, weil er sich deiner nicht sicher war. Und er hatte recht damit.«
    Evangeline war verzweifelt. »Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit?« hauchte sie.
    »Nein, mein Kind. Die Entscheidung ist gefallen. Du solltest dich ihr beugen. Den Rat gebe ich dir.«
    »Als Mutter oder als Mambo-Priesterin?«
    »Ich bin beides für dich, mein Kind.«
    Evangeline deutete ein Nicken an. »Das habe ich mittlerweile auch festgestellt.«
    »Du wirst dich fügen?«
    Sie gab die Antwort erst nach einer Weile. »Ich werde die Kette nicht einreißen lassen.«
    »Das, mein Kind, ist sehr vernünftig. Ich darf dir zu deinem Entschluß gratulieren.« Evangeline hatte den Eindruck, als

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