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0537 - Karas grausame Träume

0537 - Karas grausame Träume

Titel: 0537 - Karas grausame Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war der Knöcherne mit seinem Rundschild. Ich besah ihn mir jetzt aus der Nähe. Schon beim Hineinblicken in die andere Dimension war mir die Bleichheit der Knochen aufgefallen. Das bekam ich nun bestätigt. Normale Gerippe, auch die durch Magie zum Leben erweckten, besaßen auf ihren Knochen zumeist einen matten, gelblichen Schleier. Das war bei diesen hier nicht der Fall. Ihre Gebeine wirkten stumpf, als wären sie zuvor mit Schmirgelpapier bearbeitet worden. Die Knochen waren bleich und zerbrechlich. Der Stahlhelm auf dem Knochenschädel wirkte irgendwie lächerlich, nur war uns beiden das Lachen vergangen.
    Wir starrten ihnen entgegen.
    Das erste Skelett war stehengeblieben. Es bewegte seine rechte Knochenhand und damit auch das Schwert.
    Mein erster Eindruck hatte mich nicht getäuscht. Die Waffe bestand nicht aus Stahl. Eine bleiche Klinge, wie von einem großen Tierknochen abgehackt und entsprechend bearbeitet, stach vom Griff der Waffe aus in die Höhe.
    Solch eine Waffe trug auch der zweite Knöcherne, der soeben die letzten, hinderlichen Zweige eines Buschs zur Seite schob und nun freie Bahn hatte.
    Daß sie keine Freunde von uns waren, lag auf der Hand. Aus diesem Grunde zog ich sicherheitshalber die Beretta, und mein Partner griff zu seiner Dämonenpeitsche. Er schlug den berühmten Kreis, die drei Riemen rutschten aus der Öffnung, aber es war nicht nötig, daß wir uns gegen die Knöchernen wehrten.
    Sie gingen nicht mehr weiter.
    Als befände sich zwischen uns und ihnen eine trennende Mauer, so blieben sie stehen und richteten ihre fleisch- und hautlosen Gesichter auf uns. Die Augenhöhlen waren leer. Ich hatte bei anderen Skeletten schon erlebt, daß sie anfingen zu glühen, hier aber tat sich nichts.
    Sie gingen auch nicht weiter, denn sie kamen mir vor, als würden sie noch darüber nachdenken, was sie jetzt tun sollten.
    Ich ging auf sie zu.
    Einen Schritt, den nächsten.
    Jetzt hätten sie eigentlich eine kampfbereite Haltung annehmen müssen. Etwas völlig Überraschendes passierte.
    Ein Zucken rann durch beide Knochengebilde gleichzeitig. Sie sahen aus, als würde sämtliche Kraft aus ihren Körpern strömen. Die Gebeine wurden noch bleicher und zerbrechlicher, und im nächsten Augenblick passierte es.
    Zugleich brachen die Skelette zusammen!
    Wir hörten zunächst das leise Knacken, dann ein rieselndes Geräusch, als hätte jemand von oben her Sand auf den Boden geworfen. Sand war es nicht, sondern das Knochenmehl der Skelette, die vor unseren Augen zusammenbrachen und als dünne Staubwolken liegenblieben. Selbst der Helm, die Schwerter und der Schild hatten sich aufgelöst.
    »Das soll mir mal einer erklären«, sagte Suko und lachte dabei.
    »Kannst du das?«
    »Kaum.«
    »Ich habe das Gefühl, als hätten die beiden die Luft in unserer Welt nicht vertragen.«
    »Klar, Umweltverschmutzung.«
    »Aber eine magische.«
    Ich ging auf die Staubhäufchen zu, bückte mich und schob meine gespreizten Finger hinein.
    Die Reste waren sehr dünn. Körner rieselten kaum durch die Lücken zwischen meinen Fingern. Als ich den Staub wieder aus der Handfläche kippte, wurde er vom Wind erfaßt und weggeweht.
    »Bist du jetzt schlauer, John?«
    »Nein.«
    »Es wäre wirklich interessant zu sehen, ob sich das wiederholen läßt, was du gesehen hast.«
    Ich erhob mich und starrte gegen die Tempelmauern. »Vielleicht habe ich gerade einen günstigen Zeitpunkt getroffen. Da reagierte eben die Kraft meines Kreuzes und ließ die Mauern des Tempels durchsichtig werden. Wann das wieder eintritt, weiß keiner von uns.«
    »Also warten wir auf die Mannschaft.«
    »Es wird uns doch wohl nichts anderes übrigbleiben. Keine Fenster, das Schloß bekommen wir auch nicht geöffnet.« Ich hob die Schultern. »Wir sind ziemlich im Hintertreffen.«
    »Es sieht so aus.«
    Ich umrundete den Tempel. Nicht einmal eine Luke sah ich in der Mauer. Es gab keine Öffnung, durch die Licht in den düsteren Tempel hätte fallen können.
    Suko hatte auf mich gewartet. Sein besorgter Blick galt dem Himmel, wo sich die Sonne hinter aufziehenden, grauen Wolkenbänken versteckt hielt. Es war schwüler geworden, die Luft drückte.
    Das sah nach einem Gewitter aus.
    »Wo sollen wir warten?«
    »Verstecke gibt es genug. Wir können ja hinter die Büsche kriechen.« Ich gähnte.
    »Müde bist du auch noch?«
    »Klar, schließlich bin ich Beamter.«
    »Gut«, sagte Suko. »Dann werde ich die erste Wache übernehmen. Ich gönne dir deinen

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