0537 - Karas grausame Träume
ihrem Gesicht als Schlafende ab, denn sie preßte plötzlich die Lippen sehr hart zusammen, ein Zeichen, daß sie kämpfen wollte.
Und Kara wehrte sich.
Das erste Skelett war bereits auf Schlagweite herangekommen.
Als Deckung trug es seinen Rundschild, in der Rechten hielt es das Knochenschwert mit der langen Klinge.
Kara stach zu.
Sie hatte auf den Schild gezielt und ihn auch hundertprozentig getroffen. Die Spitze der goldenen Klinge glitt durch das Material, als wäre es überhaupt nicht vorhanden und traf auch das dahinter lauernde, lebende Gerippe.
Plötzlich explodierte der Körper. Die Knochen wirbelten durch die Luft, als wären sie von mehreren Händen gleichzeitig in die Höhe geschleudert worden.
Aber sie fielen nicht zu Boden. Plötzlich waren sie nicht mehr vorhanden, als hätte sie jemand weggeschleudert.
Dafür tauchten sie an einer anderen Stelle wieder auf.
Myxin sah in seiner Zeit und auch in seiner Blockhütte die bleichen Gebeine für einen Moment durch die Luft tanzen, bevor diese einfach explodierten.
Als Staub rieselten sie zu Boden, und die träumende Kara bewegte sich noch hektischer und unruhiger als sonst. Das Laken unter ihrem Körper war durchgeschwitzt, sie hatte die Finger gekrümmt und sie regelrecht in den Stoff vergraben, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
Wieder tauchten Knochenstücke auf. Diesmal dicht über Myxins Kopf, der hochschnellte und zur Seite wegtauchte. Dabei blickte er zurück und sah, wie die Gebeine regelrecht zerblasen wurden.
Dafür hatte Kara in ihrem Traum gesorgt, denn als »Gefangene« kämpfte sie verbissen weiter und nahm sich auch das letzte Skelett vor. Sie ging ihm sogar entgegen.
Es war einer der Knöchernen, die einen dieser Helme trugen. Er wollte es besonders gut machen und den schräg angesetzten Hieb mit seinem Schwert parieren.
Das schaffte er nicht, denn Karas Waffe war mächtiger und stärker als die seine.
Sie brauchte nur einen Treffer, um das Knochenschwert in der Mitte durchzuhauen. Ihre Klinge stoppte nicht. Es lag soviel Wucht hinter dem Hieb, daß auch das Gerippe zerteilt wurde.
Kara wußte nicht, daß die Knochen der Vernichteten in eine andere Dimension geschleudert wurden, wo Myxin sie noch erkannte, bevor sie zu Staub zerfielen.
Kara hatte es tatsächlich geschafft, einen Weg zwischen oder zu den Dimensionen offenzuhalten.
Die Frau auf der Altarplatte hielt das Schwert mit beiden Händen fest. Sie wirbelte die Klinge herum, schlug damit einen Bogen und sah, daß sich kein Gerippe mehr traute, den aus der Wüste wachsenden Stein zu betreten.
Sie hatte es ihnen gezeigt…
Zum erstenmal zeigte ihr Gesicht nicht mehr diese furchtbare Anspannung. Freude und Zufriedenheit sprachen aus ihrem Blick, das genau übertrug sich auch auf die Züge der schlafenden Kara.
Myxin beobachtete sie nach wie vor mit gespannten Blicken. Er freute sich, als er das knappe Lächeln auf ihrem Gesicht sah. Sie mußte jetzt etwas Wunderschönes träumen, wenn er dem Gesichtsausdruck Glauben schenken durfte.
Er hob den Arm und strich mit der Handfläche über ihre Wangen.
Sie klebten vor Schweiß. Wieder einmal feuchtete er das Tuch an und legte es auf ihre Stirn. Die Kühle mußte ihr einfach guttun.
Kara lächelte. Myxin glaubte nicht, daß dieses Lächeln ihm gegolten hatte, dafür war es zu stark nach innen gekehrt. Wahrscheinlich lächelte sie über ihren Traum, der für sie positiv weiterlief.
Myxin spielte mit dem Gedanken, sie zu wecken, ließ es dann bleiben, weil er einen positiven Traum nicht unterbrechen wollte. Er kannte den Inhalt der früher geträumten Geschichte, sie mußte irgendwie zu einem glücklichen Ende gekommen sein, sonst hätte Kara nicht auf diese Art und Weise gelächelt.
Sie war viel ruhiger geworden. Nach wie vor lag sie auf dem Rücken, wesentlich entspannter als noch vor Minuten. Auch der Atem floß ruhiger über ihre Lippen.
Myxin näßte das Tuch noch einmal, bevor er Karas Wangen abtupfte. Er war einerseits froh, daß sie es wohl überstanden hatte, andererseits bereitete ihm der Verlust oder das Verschwinden des Schwertes noch große Sorgen. Es war Kara genommen worden und mußte sich in einer anderen Dimension befinden. Grundlos bestimmt nicht. Das Schwert war eine Waffe, und dort, in der anderen Dimension oder Zeit gab es sicherlich jemanden, der es auch als Waffe benutzen würde.
Wer konnte das sein?
Myxin tippte auf Kara, aber nicht unbedingt. Es hatte ihr auch entwendet werden können. Wenn
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