0538 - Der Wechselbalg
Edel-Geländewagen für Möchtegern-Abenteurer gehabt.
Ein Zaun wurde niedergewalzt. Zwei Hecken, typische englische Terrainbegrenzungen, wiesen plötzlich fahrzeugbreite Lücken auf. Darauf konnte und wollte Zamorra jetzt keine Rücksicht nehmen. Ihm ging es darum, einen unschuldigen Menschen aus den Klauen eines Dämons zu befreien.
Die Querfeldein-Strecke rüttelte Zamorra durch. Aber er hatte auf der Straße dem stur geradeaus rasenden Dämon eine Menge des Vorsprungs wieder abgenommen. Jetzt war er nur noch ein paar hundert Meter von dem Spitzohrigen entfernt.
Und plötzlich gab der Dämon einen gellenden, durch Mark und Bein gehenden Schrei von sich - und löste sich einfach auf!
Von einem Moment zum anderen war er verschwunden?
Zamorra verzichtete auf Vorsicht. Er rollte den Wagen, so schnell es der unebene Boden zuließ, weiter.
Gus Brennan lag im nassen Gras. Ein hilfloses, nacktes Bündel Mensch, ohne Bewußtsein. Zamorra wuchtete den Jüngling vom Boden hoch, trug ihn zum Range Rover und verfrachtete ihn auf den Beifahrersitz. Bis auf ein paar Schrammen und Aufschürfungen, die Brennan sich zugezogen hatte, als der Dämon mit ihm durch die Wand gerast war, schien er unverletzt zu sein.
Zorak war verschwunden.
Zamorra fand seine Spur nicht mehr. Vielleicht war der Dämon in die Hölle zurückgekehrt. Aber der typische Schwefelgestank fehlte.
Der Dämonenjäger kletterte wieder hinters Lenkrad. Er fuhr auf dem kürzesten Weg in Richtung der Stadt und zum Krankenhaus, damit Brennan medizinische Versorgung erhielt - nicht zuletzt einer möglichen Unterkühlung wegen. Außerdem benötigte er sicher psychologische Betreuung. Das Opfer eines Dämons zu sein, mochte ihm mehr Schaden zugefügt haben als alles andere.
Unterwegs sah er den Rettungshubschrauber, der zu dem verfallenen alten Haus jagte. Man kümmerte sich um Inspektor Kerr.
***
»Verdammt, wir haben’s geschafft, wie?« sagte Kerr. »Brennan lebt, ihm geht’s gut…«
»Hatschi!« kam es von Zamorra. »Und der Dämon ist geflüchtet, irgendwohin. Ich hab’s nicht geschafft, ihn zu erledigen.«
»Selbstvorwürfe?« fragte der Halbdruide. »Du hast mehr getan, als irgendein Mensch von dir verlangen kann. Es war einfach Pech. Ich habe übrigens den Eindruck, daß Zorak nicht so bald zurückkehren wird…«
»Wieso?« fragte Zamorra und fahndete nach einem frischen Taschentuch. Die Regennässe und die Kälte forderten ihren Tribut. Kerr war besser davongekommen. Gegen den Schnupfen halfen die druidischen Selbstheilungskräfte, und auch von dem magischen Angriff schien er sich innerhalb weniger Tage erholt zu haben. Allerdings bewegte er sich noch recht schwerfällig und langsam. Was genau der Dämon bei seinem Angriff mit ihm angestellt hatte, hatte Kerr selbst noch nicht herausgefunden. Aber er behauptete, es gehe ihm gut.
Er zuckte mit den Schultern. »Kann ich nicht sagen«, gestand er. »Es ist so ein Gefühl.«
Zamorra konnte dieses Gefühl nicht teilen. Doch er vertraute Kerr. Mit seinen besonderen Para-Fähigkeiten mußte er wissen, was er sagte. Außerdem war ohnehin nur wichtig, daß der junge Brennan gerettet war. Wahrscheinlich stellte der geflüchtete Dämon derzeit tatsächlich keine Gefahr mehr dar.
»Sieht so aus, als hättest du mir das Leben gerettet«, sagte Kerr. »Der Dämon hatte mich voll erwischt. Irgendwie bekam ich noch mit, daß du irgend etwas getan hast, aber ..«
»Ich konnte es nur tun, weil er durch dich abgelenkt war. Es sieht eher so aus, daß du mich gerettet hast. Ein paar Sekunden später, und du hättest mich als Häuflein Asche in die Urne kehren können.«
Kerr zuckte mit den Schultern. »Dann haben wir uns wohl gegenseitig gerettet«, sagte er, »Wie auch immer -ich denke, für eine Weile wird Ruhe sein.«
Zamorra nieste erneut. Dreimal hintereinander.
Wenn das kein gutes Omen war…?
***
Zorak war verzweifelt…
Im letzten Moment war es dem Dämonenkiller Zamorra gelungen, sich zu retten und ihn zu besiegen. Ihm war keine andere Möglichkeit mehr geblieben, als zu flüchten, nachdem Zamorra seine Wunderwaffe doch noch in die Hand bekam.
Und dann… hatte er auch noch das Opfer verloren.
Zorak hatte fliehen müssen. Er hatte sich auf kein Risiko mehr einlassen dürfen. Er mußte überleben. Denn er war nicht allein.
Es ging auch um seinen Nachkommen!
Er mußte retten, was zu retten war Das Opfer stand nicht mehr zur Verfügung. Zorak wußte, daß das Fehlen der Lebensenergie
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