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0539 - Der Alptraum-Schädel

0539 - Der Alptraum-Schädel

Titel: 0539 - Der Alptraum-Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegen Carmen, die blitzschnell und mit beiden Händen zugriff.
    Im gleich Augenblick wurde es still….
    ***
    Rosa Grenada konnte sich nicht daran erinnern, in der letzten Zeit so rasch gelaufen zu sein wie in diesen langen Augenblicken. Sie sah ihren Enkel auf der Treppe stehen, regungslos wie eine Plastik. Sein Gesicht war kalkig geworden, die dunklen Augen fielen besonders auf, und er starrte auf die huschenden Fratzen, die sich aus den Wänden gelöst hatten.
    Rosa packte den Jungen. Sie zog ihn mit hoch und taumelte über die Schwelle in Fernandos Zimmer. Sofort schaute sie sich um.
    Glücklicherweise hatte der Junge das Licht brennen lassen.
    Nichts zeichnete sich an den Wänden ab. Kein Gesicht, keine Fratze, nicht einmal eine Andeutung davon.
    War es jetzt vorbei?
    Rosa schloß die Tür, drückte Fernando auf einen Stuhl und dachte an den Krach, den sie vor dem Haus gehört hatte. Auch die Gäste und der Rest der Familie mußten etwas von diesem Horror mitbekommen haben.
    Die Schreie waren mittlerweile verstummt. Rosa wußte nicht, ob sie es als positives oder negatives Zeichen werten sollte. Jedenfalls schlich sie auf das Fenster zu, das noch offenstand.
    Dann lehnte sie sich hinaus.
    Die Szenerie kam ihr vor wie eine gespenstische Landschaft. Eingehüllt in ein nächtliches, klares Dunkelgrau, das der Umgebung einen unheimlichen Touch gab.
    Das war nicht alles.
    Es gab eine Hauptdarstellerin auf dieser »Bühne«. Nicht die weiblichen Gäste trugen daran die Schuld, sie hatten sich wieder erhoben und starrten, ebenso wie Rosa, auf Carmen.
    Noch immer stand sie auf der Tischplatte. Diesmal aber bewegte sie sich nicht.
    Carmen wirkte statuenhaft, den Kopf erhoben und dabei leicht zurückgedrückt. Ihr Gesicht zeigte einen kalten, abweisenden und fremden Ausdruck. Es mußte daran liegen, daß sich etwas Entscheidendes bei ihr verändert hatte.
    Auf den Handflächen der vorgestreckten Arme trug sie einen goldgelb glänzenden Totenschädel.
    Und als sie anfing zu sprechen, da redete sie mit einer fremden Männerstimme…
    ***
    Erst der Tanz, dieser Überschwang der Gefühle, und jetzt der Schrecken.
    Carmen hatte Schlimmes durchgemacht, aber sie hielt sich dennoch auf den Beinen, auch wenn sie das Gefühl hatte, daß sie nicht mehr sie selbst war.
    Etwas anderes hatte von ihr Besitz ergriffen, und sie wußte nicht genau, was es war.
    Jedenfalls etwas Fremdes, Eigenartiges. Ein Geist war in ihren Körper gedrungen und diktierte ihr Handeln.
    Sie stand da und starrte auf den Schädel. Daß sich die Gäste wieder erhoben, bekam sie nur am Rande mit, für sie war einzig und allein der Schädel wichtig und auch die geisterhaften Erscheinungen, die nicht weit entfernt durch die Luft huschten.
    Schatten aus dem Totenreich. Gesichter, die verschwammen und in das Grau der Nacht hineintauchten.
    Sie wußte nicht, wem sie gehörten, aber sie waren ihr nicht feindlich gesinnt. Irgendwie mußten sie mit dem Schädel in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen.
    Auf einmal spürte sie den Drang in ihrem Innern. Es war, als würde jemand ihre Seele zerdrücken, um ihr Informationen zu geben. Der Drang steigerte sich noch, das Fremde nahm Überhand, es wollte wieder hinaus, sich mitteilen, und das wiederum klappte nur über das Medium Carmen Grenada.
    Sie hörte sich sprechen, vernahm die eigene Stimme, aber es war die eines Fremden.
    Als wäre sie aufgefordert worden, stellte sie sich vor. Volltönend und überlaut sagte sie ihren Namen.
    »Ich bin Jaime de Toledo!«
    Die anderen hörten es, sie standen wie Ölgötzen, doch sie konnten es nicht glauben, was sie da erfahren hatten. Niemand kannte diesen Jaime de Toledo, bis auf Carmen, denn sie wußte, daß der Schädel, den sie auf den Handflächen hielt, Jaime de Toledo gehörte.
    Carmen bewegte nur die Augen. Sie schaute sich kritisch um. Und plötzlich fühlte sie sich wie eine Königin. Ein Kraftstrom rann durch ihren Körper. Der Schädel hatte sie verändert. Nicht allein, daß sie mit einer fremden Stimme sprach, nein, es war eine fremde Macht in ihr, die sie zu einer Herrscherin machte.
    Aber sie wußte auch, daß die Menschen Erklärungen wollten, und sprach deshalb weiter. »Man nannte mich auch den Hexer von Toledo. Ich war es, der die Inquisition vorantrieb. Ich habe die Ketzer foltern und töten lassen. Ich war gefürchtet, und meine Macht nahm zu. Bis zu dem Tage, als ich selbst spürte, daß mich eine fremde Kraft an sich reißen wollte. Ich stellte mich ihr, und

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