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0539 - Der Alptraum-Schädel

0539 - Der Alptraum-Schädel

Titel: 0539 - Der Alptraum-Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Enkel.
    »Von draußen.«
    »Das kann ich mir denken. Und?«
    Fernando sprang vom Stuhl. »Es war gut, Oma, es war einfach super, weißt du?«
    »Was war super?«
    »Der Kampf. Wir, die Löwen, haben es den Tigern aber gezeigt. Darauf kannst du dich verlassen. Du weißt doch, daß wir aus dem Unterdorf eine Bande gebildet haben, und die aus dem Oberdorf…«
    »Ja, leider. Daß ihr euch aber immer prügeln müßt.« Sie nahm die nächsten zehn Teller aus dem Regal.
    »Aber Oma. Hat mein Vater das früher nicht auch gemacht?«
    Sie mußte lachen und strich kurz über sein Haar. »Si, si, du kommst ganz auf deinen Vater.«
    »Wußte ich doch.«
    »Und jetzt?«
    »Bleibe ich erst einmal hier.«
    Rosa stellte den letzten Teller auf den kleinen Turm. »Mußt du dich etwa verstecken?«
    Ihr Enkel zog die Nase kraus. »Es ist wohl besser, wenn ich mal für eine Weile bei dir bleibe.«
    »Gut, dann ruhe dich aus.«
    »Soll ich dir nicht helfen?«
    »Nein, nicht. Die Teller sind zu schwer für dich. Und Scherben möchte ich nicht haben.«
    »Du traust mir auch nichts zu, Oma.«
    »Später kannst du helfen, Junge.« Sie verließ den Raum und gab die Teller im Lokal ab. Als sie die Küche wieder betrat, stand Fernando am Fenster und schielte nach draußen.
    »Gibt es da etwas Besonderes zu sehen?«
    Der Neunjährige rieb seine Hände.
    »Und ob. Sie suchen mich. Die aus der Oberstadt ahnen wohl, wo ich stecken könnte, aber sie trauen sich nicht in die Küche. Die Tiger haben Angst. Wenn sie mich gefangennehmen, ist das schlecht.«
    »Manchmal ist Feigheit besser, nicht?«
    »Oma!« Fernando rief das Wort entrüstet. »Ich bin doch nicht feige. Jemand hat mal gesagt, so etwas wäre Taktik.«
    »Was ist denn Taktik?«
    »Keine Ahnung, im Moment gefällt sie mir gut.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Noch einmal stapelte sie die Teller zu einem Turm und verließ die Küche zum dritten Mal. Jetzt hatte sie die Anzahl geschafft.
    »So, erledigt«, sagte sie zu ihrem Sohn, der Bier zapfte.
    »Danke, Mutter.«
    »Ist sonst noch etwas?«
    »Nein, du kannst dich hinlegen. Heute abend…«
    »Junge, ich bin nicht müde. Ich werde in der Küche noch aufräumen und mir dann ein Glas Wein genehmigen. Außerdem habe ich noch Käse gefunden, der gegessen werden muß.«
    »Ja, Mutter, tu das.«
    Rosa ging wieder zurück. Sie hatte die Küchentür noch nicht erreicht, als das Ereignis eintrat, das die Zukunft der Familie vollends auf den Kopf stellen sollte.
    Es begann mit einem Schrei.
    Spitz und schrill, aus einem Kindermund stammend.
    So schnell wie möglich lief Rosa in die Küche. Sie dachte an ihren Enkel, dem etwas Schreckliches widerfahren sein mußte.
    Der Junge stand neben dem Stuhl in einer abwehrend wirkenden Haltung. Mit dem Zeigefinger deutete er auf eine steinerne Bodenplatte. In diesem Quadrat zeichnete sich gerade ein Gesicht ab!
    ***
    »Hör auf, Fernando, hör auf zu schreien – bitte!« Rosa Grenada konnte das Geräusch nicht mehr hören. Sie hatte mit harter, aber tonloser Stimme gesprochen, und der Junge nickte.
    Er schloß den Mund, sein Gesicht war blaß geworden. Langsam, als hätte man einen Mechanismus bei ihm in Bewegung gesetzt, schritt er rückwärts und setzte sich auf einen Stuhl. Dort blieb er hocken, den Blick schräg in die Tiefe gerichtet, als würde er von dem Gesicht magnetisch angezogen.
    Rosa Grenada starrte das Gesicht ebenfalls an. Sie hatte keine Ahnung, woher es stammte.
    Die alte Frau wußte selbst nicht, was sie noch glauben sollte. Jedenfalls zeigte sich in der Fliese das Gesicht eines Mannes. Der traurige Ausdruck lag auf den Zügen wie ein Schleier. Er war zwar nicht direkt zu sehen, man konnte ihn spüren. Dazu trug auch der halb geöffnete Mund mit bei. Wenn es je das Beispiel eines stummen Schreis gegeben hatte, dann traf es hier voll zu.
    Ein Mund, der Entsetzen ausdrücken wollte und Augen, die starr und dennoch voller Traurigkeit waren.
    Sie lagen innerhalb der teigigen Haut wie Tropfen, die jeden Moment auslaufen wollten. Das Haar konnte Rosa nur in Ansätzen erkennen, weil sie direkt gegen die Züge schaute und das Quadrat eigentlich nur von diesem Gesicht wahrgenommen wurde.
    Es war ein Gespenst, eine Einbildung, das Abziehbild eines Geistes oder die Botschaft eines Märtyrers.
    Rosa war überfragt. Allerdings wußte sie, daß sie die Verantwortung hier in der Küche trug. In einem ersten Impuls hatte sie den Raum verlassen und in die Bodega laufen wollen. Dann hatte sie sich

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