Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0539 - Experiment der Cynos

Titel: 0539 - Experiment der Cynos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Mischmasch nicht essen mußte.
    Meine Verwunderung war groß, als alle die Klöße über die Maßen lobten und beteuerten, etwas so Gutes hätten sie selten gegessen. Aber als ich dann doch zugreifen wollte, hielt Dalaimoc Rorvic mein Handgelenk fest.
    „Nein, essen Sie heute nichts, Tatcher", sagte der fette Albino mit besorgtem Ausdruck. „Das beste Mittel gegen Leibschmerzen ist eine Fastenzeit."
    „Es wäre schade, wenn die schönen Klöße nicht alle würden", versuchte ich einzuwenden.
    Rorvic schüttelte unendlich langsam den Kopf.
    „Nein, machen Sie sich keine Sorgen, Tatcher", murmelte er undeutlich mit vollem Mund, „lieber will ich mich beim Essen anstrengen, als auch nur einen dieser fabelhaften Klöße liegenzulassen." Er schob sich den nächsten Kloß in den - Mund.
    „Das ist nett von Ihnen", sagte ich matt. Erschrocken legte ich eine Hand auf den Leib, als mein Magen durchdringend knurrte.
    Ich hatte gräßlichen Hunger. Warum hatte ich nicht gegessen, bevor ich meine Gefährten in die Messe gerufen hatte? Und wieso schmeckte ihnen mein Mischmasch so gut?
    Der Tibeter durchschaute mich bestimmt. Folglich spielte er den hilfreichen Samariter nur. Er braute sogar einen extra guten Magentee für mich zusammen, ein gallebitteres Zeug, von dem mein Hunger nur noch größer wurde. Ich wollte meinen Magen mit ein paar Riegeln Kaugummi beruhigen, doch Rorvic nahm sie mir mit dem Ausdruck tiefsten Mitgefühls weg.
    „Es wird am besten sein, wir begeben uns wieder in die Steuerkanzel", sagte er sanft. „Sie haben noch nicht alle Informationen, die Sie für den Einsatz auf Heytschapan benötigen."
    Als wir uns zu unseren Plätzen begaben, lief ich schnell zu Dalaimocs Gebetsmühle und betrachtete den Stofffetzen, der beim Drehen der Mühle herumgewirbelt wurde.
    Der Fetzen, den ich zuletzt an der Mühle gesehen hatte, war mit dem Spruch „Om mani - padme hum" beschriftet gewesen, was soviel hieß wie „O du, in deren Lotos das Kleinod steht", ein Zuruf an Tärä mit grob sinnlicher Bedeutung.
    Dieser Fetzen aber enthielt keine Schrift, sondern eine Formelkette. Ich sah zweimal hin, bis ich begriff, daß es sich tatsächlich um die formelhafte Anleitung zur Herstellung von Äthylalkohol aus heytschapanischen Zweijahresdatteln handelte.
    Im nächsten Moment holte Rorvic mich ein. Er stieß mich einfach mit seinem mächtigen Bauch fort. Es störte mich nicht mehr, denn ich hatte das Geheimnis des Fetzens gelüftet.
    Triumphierend verkündete ich, was auf dem Stoffstreifen stand.
    Dalaimoc Rorvic grinste nur.
    „Ich möchte nicht, daß meine Arbeit für die Gruppe zu sehr hervorgehoben wird, Captain Hainu", sagte er vorwurfsvoll.
    „Außerdem hoffe ich, niemals in die Lage zu geraten, medizininischen Alkohol aus Zweijahresdatteln herstellen zu müssen."
    Medizinischen Alkohol ...?" hauchte ich.
    Der Albino wölbte seine Brauen so hoch, daß ich dachte, sie müßten im nächsten Moment über die Stirn hInauf auf die Schädelplatte rutschen.
    „Oh, welcher Abgrund der menschlichen Seele!" klagte er.
    „Tatcher a Hainu, Sie werden noch sehr oft wiedergeboren werden müssen, bis Ihre Seele für das Nirwana gereinigt ist! Wie konnten sie annehmen, ich würde den Formelstreifen meiner Gebetsmühle mit einer Herstellungsformel für Trinkalkohol entweihen!"
    „Die Formel für Trinkalkohol ist die gleiche wie die für medizinischen", wagte ich aufzubegehren.
    Meine Gefährten redeten empört auf mich ein, verstummten aber, als Dalaimoc Rorvic die Hände anhob und sagte: „Ich vergebe Captain Hainu, Freunde. Bitte, vergebt ihm auch.
    Major Nonderver, aktivieren Sie den Waring - Konverter; wir wollen die letzte Linearetappe hinter uns bringen!"
    Unser epsalischer Erster Pilot gehorchte. Die Space-Jet verschwand abermals aus dem gewohnten Raum-Zeit-Gefüge.
    Ich blickte zu dem Tibeter. Sein Gesicht wirkte entspannt, und die Augen schienen in weite Ferne zu sehen.
    Im nächsten Moment wurde mein Bewußtsein von seinen Augen angezogen, drang in sie ein und raste einen scheinbar unendlichen finsteren Tunnel entlang - bis es plötzlich wieder hell wurde und die Sonne Eppyla-Pharo die Dächer einer ausgedehnten Stadt beschien.
     
    *
     
    Weyko - Prada, Hauptsiedlung der Unabhängigen Freihändler auf Heytschapan. Die Einwohnerzahl beträgt 52 000.
    29. November 3440.
    In dumpfem Staunen nahm mein Bewußtsein diese Informationen entgegen, und im nächsten Augenblick zuckte ein greller Blitz auf.
    Verdummung!
    Die

Weitere Kostenlose Bücher