054 - Das Geheimnis der Mumie
Coco schlug ihm das Salbengefäß gegen die rechte Schläfe, und der Priester brach bewusstlos zusammen. Bevor der zweite Priester noch eingreifen konnte, stand Coco hinter ihm und schlug ihm das Gefäß mit voller Kraft auf den Hinterkopf. Der Priester riss die Arme hoch, dann fiel auch er zu Boden.
»Coco Zamis!«, rief Susan überrascht.
»Ich habe keine Zeit, Sie zu befreien, Susan«, sagte Coco rasch. »Ich muss aus dem Höhlenlabyrinth verschwinden. Aber ich komme zurück und werde …«
»Rasch!«, rief Susan ihr zu. »Halten Sie sich nicht mit mir auf! Fliehen Sie!«
»Ich werde …« Coco brach den Satz ab.
Von einer der Türen ging ein grauenvoller Gedankenstrom aus, der ihr Hirn zu überfluten versuchte; es waren unheimliche Gedanken, die ihren Körper zum Beben brachten. Wieder konzentrierte sie sich, doch die Gedanken, die in ihr Hirn strömten, wurden immer stärker, sie konnte sich nicht konzentrieren. Und daher war es ihr auch nicht möglich, sich in den rascheren Zeitablauf zu versetzen. Sie musste rasch die Grabvorkammer verlassen, um aus der Nähe der Gedanken zu kommen.
Sie rannte am Steinsockel vorbei und strebte auf eine der Türen zu. Deutlich spürte sie, wie die grauenvollen Gedanken schwächer wurden. Erleichtert riss sie die Tür auf und prallte zurück.
Ein hünenhafter Mann stand vor ihr. Bis auf einen weißen Lendenschurz war er nackt. Über den Kopf hatte er eine Widdermaske gestülpt, die mit einer hohen Krone mit glühenden Doppelfedern verziert war. In der rechten Hand hielt er ein Zepter: einen langen Rohrstab, unten gegabelt, oben mit einem stilisierten Hundekopf mit langen Ohren versehen. In der Linken hatte er eine Kette, an der ein rundes Gefäß hing, aus dem blauer Dampf aufstieg.
Die seltsame Gestalt bewegte rasch den linken Arm, und eine Rauchwolke schwebte auf Coco zu, hüllte sie ein und brachte ihre Augen zum Tränen. Ein betäubender Duft legte sich schwer auf ihre Lungen. Der Duft beeinträchtigte Cocos Konzentrationsfähigkeit so stark, dass sie unfähig war, den Angriff magisch abzuwehren. Dazu kamen noch die Gedanken, die jetzt ungehindert auf sie einströmten.
Der Mann mit der Widdermaske murmelte einen Bannspruch. Dabei bewegte er das Was-Zepter leicht, hob es höher und drückte das gegabelte Ende gegen Cocos Stirn.
Coco stieß einen Schrei aus. Es schien ihr, als würde ihr Körper in Feuer getaucht. Ihr Kopf schien sich wie ein Luftballon zu dehnen. Er wurde immer größer, und dann platzte er, zerriss in tausend Stücke.
Coco brach zusammen. Sie konnte ihren Körper nicht mehr bewegen, auch nicht die Augen öffnen, obwohl sie alles sah und wahrnahm, was mit ihr geschah.
Sie wurde hochgehoben und neben Susan Baxter auf den Steinsockel gelegt. Sie glaubte zu schweben. Es war ihr, als hätte sich ihr Geist von ihrem Körper gelöst, sich einfach selbständig gemacht. Sie sah sich selbst, sah ihren Körper, sah die drei jungen Mädchen, die sie langsam entkleideten, doch sie spürte nichts.
Der Mann mit der Widdermaske stand neben ihr. Das Zepter drückte er noch immer gegen ihre Stirn. Die Mädchen banden Cocos Hände auf den Rücken und verschnürten die Beine mit weißen Leinenbinden. Als der Widderköpfige das Zepter von Cocos Stirn nahm, kehrte ihr Geist wieder in ihren Körper zurück. Sie versuchte sich zu bewegen, doch ihr Körper war wie gelähmt.
»Sie sind mit den alten Mysterien der Magie vertraut, Fräulein Zamis«, sagte der Mann mit der Widdermaske.
Sein Deutsch war recht gut. Er stellte das runde Gefäß ab, aus dem noch immer blauer Rauch quoll, bückte sich, und zwei Mädchen nahmen ihm die Maske ab. Sein Gesicht war gut geschnitten, länglich und hager. Die dunklen Augen schienen zu glühen. Er blickte Coco einige Minuten lang schweigend an.
Coco versuchte vergebens, Gewalt über ihren Körper zu gewinnen.
»Ich bin Hu-Amun«, sagte der Mann. »Ein treuer Diener Nefer-Amuns.«
Er hob das Zepter und drückte die Gabel gegen Cocos Kinn. Sie konnte die Lippen bewegen.
»Ich wusste, dass es Ihnen gelingen würde, den Zugang zu Nefer-Amuns Grab zu entdecken«, sprach er weiter. »Ich war gewarnt und habe Sie niemals unterschätzt. Zwei meiner Priester erzählten mir, dass Sie über magische Kräfte verfügen. Mein Gott half mir. Er stattete mich ebenfalls mit magischen Fähigkeiten aus, denen Sie nichts entgegenzusetzen hatten. Sie mussten gefangen genommen werden, denn Sie stellten eine ernsthafte Bedrohung dar.«
»Was ist mit
Weitere Kostenlose Bücher