054 - Das Geheimnis der Mumie
»Ähnlich ging Susan Baxter vor. Sie versuchte sich an die Grabräuber heranzumachen.«
Kassim nickte. »Maspero schickte einen seiner Assistenten nach Theben. Er spielte einen wohlhabenden Touristen und kaufte einige antike Stücke. Bald war er überall bekannt, und immer kostbarere Gegenstände wurden ihm angeboten. Dann wurde ihm eine Statue gezeigt, die aus dem Grab der 21. Dynastie stammte. Er kaufte sie und ließ durchblicken, dass er an größeren Gegenständen interessiert sei. Wenige Tage später stellte der Händler mit Abd-el-Rasul, einem vermögenden Araber, der dem Assistenten verschiedene Grabbeigaben zeigte, eine Verbindung her. Daraufhin wandte sich der Assistent an die Polizei, und Rasul wurde verhaftet. Er leugnete hartnäckig, doch schließlich legte er ein Geständnis ab. Rasul wurde Straffreiheit zugesichert, und er sollte sogar noch eine hohe Belohnung erhalten, wenn er die Wissenschaftler zu dem Grab führte. Rasul willigte ein. Es blieb ihm keine andere Wahl. Er führte den Vizedirektor des ägyptischen Museums zur versteckten Grabkammer. Diesem gingen die Augen über. Zweiunddreißig Särge mit Mumien ehemaliger Könige, Königinnen und Hohepriester wurden gefunden, darunter die Mumie von Ägyptens größtem Pharao, Ramses II.«
»Sie hoffen jetzt, dass wir ähnliche Schätze in Nefer-Amuns Grab finden? Nach den wenigen Grabbeigaben, die bisher auftauchten, schließe ich, dass wir in Nefer-Amuns Grab recht interessante Dinge finden werden.«
Coco hob den Kopf. Zwei staubbedeckte Autos näherten sich.
»Das ist Abd-el-Baran«, sagte sie und stand auf.
Die Wagen blieben stehen. Abd-el-Baran stieg aus. Seinen Anzug hatte er mit der Tracht der Fellachen vertauscht. Mit ihm waren sieben Männer gekommen. Alle trugen Pistolen, einige hatten Lampen bei sich und Grabwerkzeuge.
Abd-el-Baran blieb vor Coco stehen und verbeugte sich. »Wir können aufbrechen.«
»Sie kommen mit, Dr. Kassim. Sagen Sie den Arbeitern, dass sie das Camp nicht verlassen dürfen.«
Die Arbeiter starrten die Ankömmlinge finster an und tuschelten miteinander. Kassim schrie ihnen einige Worte zu, und sie zogen sich zurück.
»Gehen wir!«, sagte Coco.
Abd-el-Baran ging voraus. Coco und Gamal Kassim folgten ihm. Die sieben Männer hielten einige Meter Abstand. Sie gingen die steil aufragende Felswand entlang und kamen an einigen engen Seitentälern vorbei, denen Abd-el-Baran keine Beachtung schenkte. Zehn Minuten später blieb er stehen, hob forschend den Blick und nickte zufrieden.
»In diesem Tal befindet sich Nefer-Amuns Grab«, sagte er mit tiefer Stimme.
Sie betraten das Tal. Es war kaum zehn Meter breit. Zu beiden Seiten erhoben sich zerklüftete rotgelbe Felswände.
Nachdem sie etwa zweihundert Meter zurückgelegt hatten, blieb Abd-el-Baran abermals stehen. Er trat an die rechte Felswand heran und untersuchte sie. Schließlich brummte er zufrieden.
»Hier ist die Markierung, die ich das letzte Mal anbringen ließ«, sagte er und zeigte auf ein kleines Kreuz, das in den Fels eingeritzt war. »Der Eingang zum Höhlenlabyrinth liegt genau oberhalb des Kreuzes, etwa fünf Meter hoch.«
Abd-el-Baran schrie einigen Männern einige Befehle zu.
Drei Männer kletterten die Steilwand hoch. Der Aufstieg war nicht einfach.
»Die Höhle müsste doch leicht zu finden sein«, meinte Gamal Kassim.
»Sie ist manchmal da, dann wieder nicht«, erwiderte Abd-el-Baran.
»Entweder ist die Höhle da oder …«
»Das verstehen Sie nicht«, unterbrach ihn Baran unwirsch.
Die drei Männer suchten die Felswand ab, doch sie fanden die Höhle nicht. Abd-el-Baran befahl den anderen Männern, hochzuklettern, doch auch sie hatten kein Glück. Die Wand war bis auf die Felsvorsprünge völlig glatt.
»Sind Sie ganz sicher, dass wir uns an der richtigen Stelle befinden, Baran?«, fragte Coco.
»Ja, ganz sicher. Die Markierung beweist es.«
Coco war skeptisch. Sie ging tiefer ins Tal und musterte dabei aufmerksam die rechte Felswand. Nach zehn Schritten blieb sie stehen und presste die Lippen zusammen. »Kommen Sie zu mir, Baran!«
Abd-el-Baran und Gamal Kassim blieben neben ihr stehen.
»Was sagen Sie dazu?«, fragte Coco und zeigte auf ein Kreuz.
Baran runzelte die Stirn. »Verdammt!«, fluchte er wütend. »Dahinter stecken die Nefer-Amun-Anhänger. Sie wollen uns täuschen.«
»Das nehme ich auch an«, sagte Kassim, der weitergegangen war und nach fünf Metern ein weiteres Kreuz entdeckte.
Insgesamt fanden sie neun
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