054 - Gabe und Fluch
Kimjo und Wulfgar das Elend im Flüchtlingslager zu lindern. Der meiste Schweiß wurde jedoch im unterirdischen Teil der Siedlung vergossen. WCA-Forscher, Cyborgs und Androiden arbeiteten unter Hochdruck an der Herstellung des Geosix, das den Zombies den Garaus machen sollte. Die gemeinsame Arbeit Schulter an Schulter brachte die unterschiedlichen Wissenschaftler einander schnell näher. Nichts verband die Menschen mehr als ein gemeinsamer Feind, den es zu bekämpfen galt.
Noch vor der Mittagsstunde wurden die ersten Scherze ausgetauscht, um der allgemeinen Anspannung ein Ventil zu schaffen.
Matt und Aruula unterstützten die Arbeiten, indem sie die leeren Napalmtanks der Gleiter ausbauten. Gemeinsam mit dem handwerklich geschickten Haank modifizierten sie die Behälter so weit, dass sie mit dem Geosix gefüllt werden konnten.
Die geschlossenen Fermenter, in denen die Kulturen rasend schnell heranwuchsen, wurden über ein Leitungssystem in eine Presse gespült, aus der das Pilz-Konzentrat gewonnen wurde. Die gleiche Anlage, die Takeo normalerweise zur Gewinnung von Lebensmittelenzymen benutzte, diente plötzlich der Produktion von biologischen Waffen. So vieles hatte sich in den vergangenen fünfhundert Jahren verändert, doch manche Dingen blieben immer gleich.
Meistens die Negativen.
Takeo befüllte die modifizierten Tanks höchstpersönlich, denn seinem Körper aus Plysterox konnte austretendes Geosix nichts anhaben. Für Menschen und Cyborgs war es dagegen so gefährlich wie ein Säurebad.
Sobald die Gleiter mit der neuen Waffe ausgerüstet waren, strömten alle Beteiligten zu einer spontanen Feier zusammen. Takeo spendierte einige Flaschen seines besten Brabeelenweins aus eigenem Anbau.
Gläser wurden gefüllt und herumgereicht. Es breitete sich eine beinahe euphorische Stimmung aus, die nicht einmal durch Takeos langatmigen Toast gemindert werden konnte. Als er endlich fertig war, spendeten alle Applaus und stießen miteinander an. Der köstliche Tropfen löste die Stimmung noch weiter, und so dauerte es nicht lange, bis die ersten Gesprächen laut wurden.
Smiley war von allen am deutlichsten zu hören.
»Wir werden es diesen Modertypen zeigen!«, verkündete er vor versammelter Mannschaft. »Ich brenne darauf zu sehen, wie sie in sich zusammenfallen.«
»Hoffentlich werden Sie nicht wieder unter Beschuss genommen«, fuhr ihm Dinter in die Parade. »In den Beverly Hills kann es noch Dutzende von japanischen Raketenstellungen geben.«
Mit einem Schlag war es totenstill im Raum. Natürlich, daran hatten sie in ihrem Überschwang nicht gedacht. Der Luftraum war keineswegs sicher.
Derselbe Wein, der eben noch allen gemundet hatte, schmeckte plötzlich seltsam schal.
Die Stimmung wurde gedrückt. Ein tiefer Fall nach dem gerade durchlebten Freudentaumel. Eine wahre Achterbahn der Gefühle, die einige aus dem Gleichgewicht brachte. Irgendwo in der Runde war ein unterdrücktes Schluchzen zu hören.
»Hoppla, ich wollte nicht die Party killen«, sagte Dinter, doch auf seinem Gesicht zeichnete sich nicht der Hauch von Bedauern ab. Im Gegenteil wählte er seine Worte mit Bedacht, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. »Wir müssen den Realitäten ins Auge sehen«, fuhr er eindringlich fort. »Bisher haben die Japaner bei jeder Begegnung ein neues As aus dem Ärmel gezogen. Das bewusstseinsverändernde Cinemaa, die Steuerelektronik für die Untoten, die Boden-Luft-Raketen und die gestrigen Gleiterausfälle… Was folgt als Nächstes? Was haben sie noch in der Hinterhand? Um diesen Krieg zu gewinnen, müssen wir mehr über unsere Feinde erfahren, sonst sind sie uns stets einen Schritt voraus.«
Die Art, wie er Aruula bei den letzten Worten ansah, machte deutlich, dass er einen bestimmten Plan verfolgte.
»Geben Sie immer noch nicht auf?«, fuhr ihn Matt an.
»Natürlich nicht.« Dinter hielt dem wütenden Blick des Commanders mühelos stand.
»Mein Vorschlag ist richtig, und dadurch, dass ich ihn für mich behalte, wird die Lage nicht besser. Aruula hat die einmalige Möglichkeit, General Fudoh die Schwachstellen unseres Gegners zu entreißen und so Tausenden das Leben zu retten. Ist das vielleicht nichts?«
Dinter wartete die Wirkung seiner Wort ab, bevor er weiter redete. Alles blieb ruhig, niemand wagte ihm zu widersprechen. Zufrieden wandte er sich an Aruula. »Ich sage nicht, dass es ungefährlich ist«, versicherte er, »aber was wir gewinnen können, ist das Risiko wert.«
»Hören Sie
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