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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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irrtümlich - und dann sterben sie natürlich doch noch, die lebendig Begrabenen. So war es auch mit dir. Ich versetzte dich in Todesstarre. Es mußte doch echt wirken, damit sie es nicht mehr für nötig hielten, dich hinzurichten. So haben sie dich in den Morgenstunden begraben. Und als sie fort waren, holte ich dich wieder aus der Erde. Niemand mehr vermißt dich.«
    Sie zuckte zusammen und erschrak sehr.
    Etwas glomm in ihr auf. Eine Erinnerung… ein Traum…
    Sié hatte sich selbst gesehen, so als schwebte sie außerhalb ihres Körpers. Auf einem Friedhof. Zwei Männer hatten sie getragen… ihren leblosen, toten Körper. Und sie hatten sie auf diesem Friedhof in ein schmutziges, feuchtes Grab gesenkt.
    Aber diese Männer waren keine Menschen gewesen. Es waren Kreaturen gewesen, die den tiefsten Abgründen der Finsternis entronnen waren. Elena hatte sie genau gesehen… ihre bleichen, entsetzlichen Fratzen mit den toten, leeren Augen. Die spitzen Fangzähne, die im Schein des Vollmondes blitzten.
    Kreaturen aus den uralten Legenden und Sagen ihres Volkes…
    Hatten sie wirklich so ausgesehen? Oder hatte Elena tief in ihre Seelen geblickt, die wahre Gestalt dieser gesetzestreuen, braven Bürger im Tode durchschaut?
    Auch sie selbst hatte ja anders ausgesehen. Sie hatte nicht mehr den schmutzstarren Kittel aus dem Kerker getragen, sondern das edle Kleid einer Zigeuner-Prinzessin…
    Nur ein Traum… So mußte es sein…
    Sie faßte sich wieder.
    »Ich hatte nicht gedacht, daß es so umständlich sein würde. Ich hatte gedacht, Ihr würdet mich unsichtbar aus dem Kerker führen…«
    »… und jeder hätte sich gewundert, wie es dir gelungen wäre, aus dem Gefängnis zu entfliehen. Man hätte nach dir gesucht, dich vielleicht der Hexerei angeklagt, wenn man dich irgendwo gefunden hätte. So aber giltst du für tot. Alles ging seinen geregelten Weg.«
    »Und nun bin ich Eure Gefangene in dieser Hölle, in diesem goldenen Käfig.«
    »Oh, nein!« Er lachte auf. »Du bist keine Gefangene. Du wirst diesen Ort bald wieder verlassen können und kehrst in deine Welt zurück. Dorthin, wo dich niemand kennt. Denn du hast eine Aufgabe zu erfüllen. Erinnerst du dich an unseren Handel! Dein Leben für meinen Sohn.«
    Sie schloß die Augen und nickte. Es war ein furchtbares Versprechen, auf das sie sich eingelassen hatte. Doch sie hatte leben wollen. Und der Fürst der Finsternis hatte ihr dafür nur das Leben geben wollen, nicht aber die Freiheit.
    »Für deine Freiheit wirst du selbst sorgen müssen«, sagte er, als habe er ihre Gedanken gelesen.
    »Aber Ihr habt mich doch aus dem Kerker geholt. Was verlangt Ihr zusätzlich dafür?«
    »Nichts. Ich bin kein Schacherer. Nicht ich habe dich aus dem Kerker geholt, sondern der Henker selbst und sein Knecht. Ich habe dich nur aus der Erde geborgen, weil du deinen Teil unseres Handels noch nicht erfüllt hast. -Magst du?« Er deutete auf die Karaffe.
    »Was ist das?« fragte sie spröde. »Menschenblut?«
    Er lachte wieder, mit mildem Spott. »Burgunderwein aus besten Lagen«, sagte er. »Komm, genieße ihn. Selten wird man dir wieder so etwas Köstliches vorsetzen.« Er füllte den goldenen Trinkbecher und hielt ihn ihr entgegen.
    Vorsichtig griff sie danach.
    Asmodis selbst trank aus dem halbierten Schädel.
    Der Wein war süß, schwer und berauschend. Elena wagte nur vorsichtige, kleine Schlücke.
    »Es wird ein Sohn sein«, sagte Asmodis unvermittelt. »Ein prächtiger Sohn. Er wird länger leben als jeder Mensch, den ich kenne. Und er wird Dinge sehen, die niemand außer ihm sehen kann.« Elena hatte das Gefühl, diese Worte schon einmal gehört zu haben. Hatte die alte Blixbah ihr davon erzählt? Es mußte so sein…
    »Was soll das heißen?« stieß Elena beunruhigt hervor. »Er wird ein Teufelskind sein!«
    »Er wird ein ganz besonderes Geschöpf. Voller Sturm und Drang und Unrast. Und er wird stark sein. Ich werde meine Freude an ihm haben.«
    »Und ich?«
    »Dich?«, Asmodis lächelte gewinnend. »Dich fragt niemand. Du wirst seine Mutter sein und ihn in meinem Sinne erziehen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das will…«
    »Du wirst es wollen, wenn du ihn erst einmal unter deinem Herzen trägst. Es gibt kein Zurück. Ich lasse es nicht zu. Ich habe meine Leistung erbracht, nun ist die Reihe an dir. Verweigerst du dich, kehrst du dorthin zurück, woher du gekommen bist.«
    »Ins Grab.« Sie erschauerte. Sie dachte wieder an die Kreaturen aus ihrem Traum. An die

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