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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie die Decke zurückschlug, die Beine aus dem Bett schwang und sich aufrichtete, trug sie ein ebenfalls seidenes, kostbar besticktes Nachtgewand.
    Sie betrachtete ihre Hände. Sie waren glatt und sauber, und nicht einmal unter den Fingernägeln gab es schwarze Ränder. Ihr Haar war seidenweich geworden, nicht mehr so strähnig und zerzaust wie in der Zeit ihrer Einkerkerung.
    »Ja, ich muß tot sein. So gut kann’s keinem Menschen meiner Art im Leben gehen«, sagte sie. Sie verspürte keinen Durst und keinen Hunger, keine Schmerzen. Unter ihren Füßen fühlte sie einen weichen Teppich, in dem sie nahezu zu versinken drohte. Riesige Bilder hingen an den Wänden des Zimmers, das groß wie ein Festsaal war. Und die Motive…
    Sie errötete. Die Gemälde zeigten erschreckende Obszönitäten. Unzählige scheußliche Teufelsgestalten feierten wilde Orgien mit schönen Frauen. Die in diesen Dingen noch recht unbedarfte Elena erschrak heftig über die Darstellungen. Sie hatte sich selbst in ihren wildesten Träumen nie ausmalen können, was alles möglich schien…
    Schamhaft wandte sie den Blick ab. Sie sah Fenster, die verdunkelt waren. Eines versuchte sie zu öffnen. Aber sie schloß es heftig wieder…
    Denn dahinter sah sie eine düstere, heiße Glut! Und sie hörte das verzweifelte Schreien verlorener Seelen!
    Allmählich wurde ihr klar, daß dies nicht das versprochene Paradies sein konnte…
    Es war die Hölle!
    Sie befand sich in der Hand des Teufels, im Palast des Höllenfürsten!
    Nun, was hätte sie sonst auch erwarten dürfen? Sie hatte sich dem Teufel verschworen, also hatte er auch das Recht, sie zu sich zu holen.
    Aber warum brannte dann ihre Seele nicht im ewigen Feuer? Warum sah sie diese Pracht, diesen Luxus um sich herum? Oder gehörte das mit zur Seelenqual, ihr zunächst all das Prächtige, das Wundervolle und Erstrebenswerte zu zeigen, um sie dann in den Abgrund des Höllenfeuers zu stoßen und sie in alle Ewigkeit von dem Gesehenen träumen zu lassen?
    Langsam schritt sie auf die schwarze Tür zu, durch die die kleine Gestalt verschwunden war. Das Holz war mit Reliefschnitzereien versehen, die ähnlich obszöne Dinge zeigten wie die großen Gemälde. Die Türklinke, wie das ganze Türschloß aus purem Gold, war wie eine Schlange geformt. Elena versuchte die Pforte zu öffnen, doch es gelang ihr nicht.
    Natürlich nicht. Dies war auch nur ein Gefängnis, wenngleich es wesentlich größer und bequemer war als das Verlies in Cologne.
    Sie wandte sich dem Kamin zu, dem darin knisternden wärmenden Feuer… Und sie erschrak, als sie sah, was da brannte. Das war kein Holz. Das war… ein menschliches Gerippe…?
    Ein glühender Totenschädel inmitten brennender Knochen! Aus leeren Augenhöhlen starrte er Elena an; der Unterkiefer klaffte auf. »Hilf mir«, glaubte sie den Schädel flehen zu hören. »So hilf mir doch…«
    Schaudernd wandte sie sich ab.
    Da schwang die große schwarze Tür auf, die sie nicht hatte öffnen können!
    Der Fürst der Finsternis trat ein, ganz in schwarz und rot gekleidet. Mehrere dieser kleinen Wesen tanzten um ihn herum, so schnell in ihren Bewegungen, daß Elena nie genau sehen konnte, wie sie wirklich aussahen; ob sie zwei oder fünf Beine hatten, einen Schweif und Flügel oder nicht, ob sie einen Arm besaßen oder drei, keinen oder gleich zwei Köpfe… sie waren in ständiger, rasender Bewegung.
    »Willkommen in meinem bescheidenen Haus«, sagte Asmodis. »Es freut mich, daß du wieder erwacht bist. Sag, gefällt es dir hier?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ihr sagtet, Ihr wolltet meine Seele nicht. Und nun habt Ihr mich doch zu Euch in die Hölle geholt«, sagte sie leise.
    »Du glaubst, du seiest tot?« Asmodis schüttelte den Kopf. »Aber nein. Das wäre Verschwendung gewesen. So viele Jahre vergeudet… nein, ich habe Besseres mit dir vor.«
    »Aber Ihr habt mich doch getötet.«
    Er lachte leise und klatschte in die Hände. Zwei der seltsamen Irrwische jagten davon, um nur wenige Herzschläge später zurückzukehren. Sie stellten einen niedrigen Tisch neben dem Prunkbett, auf dem eine Kristallkaraffe mit einer roten Flüssigkeit stand, außerdem ein goldener Trinkbecher und ein halbierter menschlicher Schädel.
    »Du warst nicht wirklich tot«, sagte Asmodis. »Kennst du die Geschichten von jenen, die in den Gräbern wieder erwachen? Sie werden für tot gehalten und sind es doch nicht. Sie befinden sich nur in einer Starre, die dem Tode gleicht. Man bestattet sie

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