0541 - Buddhas schreckliche Botschaft
hoch und heilig, alles zu vergessen, was sie zu sehen bekam.
Man war zufrieden.
Mit einer Sondermaschine der Luftwaffe wurde sie in das geheime Camp geflogen, wo man sie mit dem Problem vertraut machte und sie sich auch etwas umsehen konnte.
»Wann kann ich zu ihm?«
»Gleich.«
»Bringen wir es hinter uns.«
»Moment noch«, sagte Seljopin, der die delikate Aufgabe übernommen hatte. »Es kann sein, daß Sie etwas länger bei uns bleiben müssen. Es kommt auf ihn an.«
Sie hob die Schultern. Für eine Chinesin war sie ziemlich groß. Ihr Haar war lackschwarz. Die Brüste unter dem dünnen Kleid zeichneten sich spitz ab. Vielleicht war das Gesicht ein wenig zu breit und besaß auch einen etwas vulgären Ausdruck, das jedoch ließ sie auf manche Männer nur noch erotischer wirken.
»Wenn der Preis stimmt.«
»Der stimmt immer.« Seljopin stand auf. »Kommen Sie jetzt mit.«
Sie fuhren mit dem Lift tief in die Erde des Camps, wo man Gigantus untergebracht hatte. Er bewohnte drei Räume. Einer davon war ein geräumiges Bad.
Gigantus hockte auf dem Bett, als Seljopin mit dem Mädchen eintrat. Die Chinesin erschrak, als sie den Mann sah.
So hatte sie ihn sich nicht vorgestellt. Fischgesichtig und mit sehr kalten Augen. Dafür von einer Körpergröße, die bei einem Mann ungewöhnlich war. Fast schon zwergenhaft.
Sie hörte kaum, wie der Russe sie vorstellte. Über ihrem Gehör lag ein dichter Schleier.
»Ja, dann lasse ich euch mal allein«, sagte Seljopin. »Wenn ihr etwas braucht, nur klingeln.«
»Bring uns noch Sekt.«
»Gut, auch etwas Kaviar?«
»Ich habe keinen Hunger«, sagte das Callgirl, und Gigantus schüttelte nur den Kopf.
Als Seljopin verschwunden war, starrte er das Mädchen an. Sie fühlte sich unbehaglich, obwohl sie schon oft von gierigen Männeraugen angeschaut und mit Blicken ausgezogen war. Nie hatte sie sich dermaßen abgestoßen gefühlt. Es gelang ihr kaum, ein Lächeln aufzusetzen und auf Gigantus zuzugehen.
»Wir beide werden schon klarkommen«, sagte sie. »Die Chinesen haben den Himmel der Liebe erfunden. Ich werde dich hineinführen.«
In seinem Gesicht regte sich nichts. Der fischige Ausdruck blieb und auch der in seinen Augen.
Sie wurde unsicher. Allmählich erstarb das Lächeln auf ihrem Mund. »Nun, was ist?«
»Geh ins Bad und mach dich frisch.«
»Gut, das hatte ich sowieso vor.« Sie wollte über seine Wange streicheln, er aber zog den Kopf weg.
Das Bad war groß, pechschwarz gekachelt, und sie fröstelte, als sie die Fliesen sah. Während sie sich auszog, dachte sie über den Job nach. So etwas hätte sie nicht erwartet. Dieser Mensch, dessen Namen sie nicht einmal kannte, war ihr nicht geheuer. Er kam ihr vor, als wäre er überhaupt kein Mensch, sondern eine Maschine.
Sie duschte kurz, nur oberflächlich trocknete sie sich ab und kehrte nackt zurück.
Der Zwerg saß noch immer auf seinem Bett angezogen. Und er schaute sie an.
Das Callgirl aus Moskau fröstelte abermals unter dem Blick. Sie hatte Angst, dachte aber an das Geschäft. Sie schob ein Bein vor und holte tief Luft, damit ihre Oberweite besser zur Geltung kam.
»Na, mein Junge?« Sie ließ ihre Hände auf Wanderschaft gehen.
Der Mann blieb unbeeindruckt. Als sie auf ihn zuging und erneut die Initiative übernehmen wollte, hielt er ihre Handgelenke fest.
»Wie heißt du?« fragte er.
»Li Chai.«
»Wie?«
Sie wiederholte den Namen. Er ließ das Mädchen nicht los und nickte einige Male. Urplötzlich stieß er Li Chai zurück. So heftig, daß sie gegen die Wand prallte und fast einen kleinen Tisch umgerissen hätte.
»Verdammt!« brüllte er. »Ich will keine Li Chai. Hau ab, du dreckige Hure, hau ab!«
Er gebärdete sich wie toll, trampelte mit beiden Füßen abwechselnd, war sehr laut und wurde auch von den Bewachern gehört.
Kurz nach seinem Anfall stürzte Seljopin, sein Betreuer, in den Raum. Was er sah, war erschreckend. Gigantus war dabei, auf das nackte Mädchen einzuschlagen. Es lag auf dem Boden, hatte die Hände schützend über dem Kopf gelegt und konnte den meisten Schlägen so die Wucht nehmen.
»Bist du verrückt?« schrie der Russe und zerrte Gigantus weg.
»Du schlägst sie ja tot.«
»Das ist mir egal. Ich will sie nicht!«
»Aber wir haben dir die Chinesin…«
»Es ist nicht die, die ich haben will.«
»Wen willst du dann?«
»Shao!«
Während des Disputs war Li Chai aufgestanden und ins Bad geflüchtet, wo sie sich rasch anzog.
Seljopin war wie erschlagen.
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