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0542 - Himalaya-Grauen

0542 - Himalaya-Grauen

Titel: 0542 - Himalaya-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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durch den Lärm des Hubschraubers gestört fühlten und stets zu uns hochschauten.
    Vom blanken Fels zurückgeschleudert, jagten die Echos durch das weite Tal und vereinigten sich zu donnernden Geräuschen, die selbst die hier vorhandene Tierwelt aufschreckten. Rehe flohen vor dem Lärm, den der Copter verursachte.
    Mark Baxter kam mit der Maschine hervorragend zurecht. Mir erschien es so, als hätte er sie schon immer geflogen. Natürlich schauten Suko, Wladimir und ich aus den Fenstern, und wir stellten fest, daß sich die Gegend änderte.
    Sie verlor ihre Weitläufigkeit. Die Hänge rückten enger zusammen, der Wald verschwand, blanker Fels leuchtete in der Sonne.
    Wir mußten höher steigen und sahen weit vor uns Nebelfetzen in der Luft liegen, als hätte man sie dort vergessen.
    Da ungefähr lag das Ziel.
    Manchmal lugten die Gipfel der Gletscher durch Lücken. Wenn das Sonnenlicht direkt auf die Spitzen fiel, glänzten sie wie goldene Flammen. Unter uns sahen wir ein kleineres Dorf. Nur eine Ansammlung weniger Hütten, verteilt am Ufer eines Flusses.
    So ähnlich stellte ich mir den Ort am Fuße des Tigerfelsens auch vor. Plötzlich sah ich grauweiße Streifen. Es waren erste Nebel- und Wolkenschwaden, durch die wir flogen. Sie blieben auch bei uns. In dieser Gegend war es sehr feucht und entsprechend nebelreich. Wie Kränze klebten sie an den steilen Hängen, wo dickes grünes Moos wuchs, das einen Teppich bildete, auf dem kleine Bäume schief und krumm wuchsen.
    Der Nebel verschwand wieder, die Sicht besserte sich, und da sahen wir es.
    Ob es das Kloster war, konnten wir nicht genau erkennen, aber die Wand die uns den weiteren Kursweg versperrte, wuchs schon sehr steil in den Himmel.
    Baxter drehte den Kopf. »Das muß es sein!« schrie er zu uns herüber.
    »Flieg weiter.«
    Er lachte. »Du glaubst gar nicht, wie ich mich darauf freue, auf dem Dach einer Klosterbehausung landen zu können.«
    »Schaffst du das?«
    »Klar doch.«
    Wladimir hatte ihn auch verstanden. Er schielte Baxter von der Seite her an und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich glaubte er ihm nicht, doch ein Teufelskerl wie Mark machte an guten Tagen eben alles möglich.
    Die Wand wuchs!
    So kam es mir wenigstens vor, als wir direkt auf sie zuflogen. Sie besaß an ihrer Spitze einen weißen Bart. Dort verdichteten sich die Wolken. Über sie hinweg schaute, einem stummen Beobachter gleich, der Gipfel eines Sechstausenders.
    Ewiges Eis, angestrahlt vom Licht der Sonne und dabei leuchtend wie ein Diamant.
    Golenkow wies nach vorn und sprach uns an. »Seht ihr die Flecken im Felsen?«
    Suko sah sie und nickte.
    »Das müssen die Hütten oder Häuser des Klosters sein. Sie sind weiß angestrichen.«
    »Willst du dort landen?« schrie ich Mark zu.
    »Zumindest kann ich es versuchen!«
    »Wäre ich nicht dafür.«
    »Weshalb nicht?«
    »Du kannst es am Boden versuchen. Da ist schon der Ort.«
    »Wie willst du hochkommen?«
    »Zu Fuß, wie die Mönche auch.«
    Baxter lachte. »Warte erst mal ab, was sich noch alles ergibt. Ich versuche es.«
    Die Häuser unter uns lagen im Schatten der mächtigen Wand.
    Fast senkrecht führte sie hoch. So gut es ging, tastete ich sie mit meinen Blicken ab und entdeckte auch den schmalen Pfad, der sich in die Höhe schlängelte.
    Ich hatte einfach das Gefühl, als würden wir die Wand im nächsten Moment rammen, so nahe waren wir bereits an sie herangekommen. Das allerdings täuschte. Für mich war es schwer, von einem fliegenden Gegenstand die Distanz zu einem ruhenden abzuschätzen.
    In den nächsten Sekunden interessierte mich der kleine Ort. Im Gegensatz zu den anderen Dörfern, die wir überflogen hatten, wirkte er tot und leer. Als wären keine Einwohner mehr dort.
    Entweder hatten sie den Ort verlassen oder sich in ihre Häuser verkrochen. Möglicherweise befanden sie sich im Kloster, obwohl ich auch dort, außerhalb der hellen Bauten keine Bewegung sah.
    Schweigend, abweisend und irgendwie drohend wirkten Kloster, Berg und der kleine Ort im Tal. Der rote Chili auf den Dächern leuchtete wie geronnenes Blut.
    »Wir kommen allmählich ran!« rief Mark. »Nur werden wir auf den Dächern kaum landen können. Die sehen mir alle ziemlich brüchig aus.«
    »Habe ich dir gleich gesagt.«
    Aus der Nähe betrachtet, wirkte die Wand nicht so glatt. Wir entdeckten schon einige Vorsprünge, auch Risse und Spalten.
    Jetzt war der Weg besser zu erkennen. Er führte direkt in den Komplex der Klosteranlage hinein.
    Hier also

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