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0543 - Die Fliegen-Königin

0543 - Die Fliegen-Königin

Titel: 0543 - Die Fliegen-Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leisen Geräusche, als von außen etwas gegen die Scheibe flog. Immer und immer wieder prallten sie dagegen, als wollten sie versuchen, möglichst schnell Einlaß zu erringen.
    Er wollte genau wissen, was es war und stemmte sich hoch. Noch bevor er die Scheibe erreicht hatte, wurde aus dem Verdacht Gewißheit. Zahlreiche Fliegen versuchten in den Raum zu gelangen, ohne jedoch die Scheibe durchbrechen zu können. Sie hatten sich auf der oberen Hälfte festgesetzt und bildeten dort eine dunkle, schräge Schicht.
    Mit den Fingerknöcheln klopfte er gegen das Glas, was die Fliegen überhaupt nicht störte. Sie trafen wenigstens keine Anstalten, ihre Plätze zu verlassen.
    Wäre er nicht zu schwach gewesen, hätte er die Wohnung verlassen und die Nacht in einem Hotel verbracht. So aber war es ihm kaum möglich, das Schlafzimmer zu verlassen. Er schlich zum Bett und ließ sich wieder darauf fallen.
    Grayson fiel auf den Rücken. Er schwitzte stark, starrte gegen die Decke und sah die Fliegen dort.
    Sie bewegten sich nicht, waren wie kleine, gefährliche Wächter, die ihn nicht aus ihrer Kontrolle ließen.
    Manchmal drehte sich alles vor seinen Augen. Da hatte er das Gefühl, auf einem Schiff zu liegen.
    Die Erschöpfung nahm zu. Bleiern drang sie in seinen Körper und nahm ihn gefangen. Daß dem Mann irgendwann die Augen zufielen, war nur die logische Folge.
    Er schlief.
    Traumlos, wie tot. Keine Bilder entstanden, und er sah auch nicht, daß sich die Fliegen von ihren Plätzen an der Decke lösten. Zunächst in Richtung Lampe flogen und sich dann nach rechts orientierten, wo Grayson im Bett lag.
    Er war ihr Ziel.
    Sie umschwirrten und umsummten ihn. Wie ein Toter lag Grayson auf dem Rücken. Er atmete nur flach, aber es kam auch die Zeit, wo er etwas in seinem Innern spürte.
    Zwar keine Warnung, doch das Gefühl hatte gewechselt. Der Magen dehnte sich aus; es fiel ihm schwer, Luft zu holen. Irgend etwas stemmte seine Kehle zu.
    Grayson erwachte!
    Er sah die Fliegen über sich, doch das andere war viel schlimmer.
    Im Magen, in der Speiseröhren, der Kehle und auch im Mund bewegte sich etwas.
    Es krabbelte, es zitterte, es flog und summte. Er wollte atmen, richtete sich auf und konnte es nicht mehr. Statt dessen sah er, daß etwas aus seinem weit geöffneten Mund quoll.
    Ein Strom kleiner Fliegen…
    Es war das letzte, was Ross Grayson in seinem Leben zu sehen bekam. Er starb in völliger Einsamkeit. Er erstickte…
    ***
    Sonne am Morgen, wie wunderbar. Es versprach, wieder ein herrlicher Tag zu werden. Meine Laune kletterte auf top, als ich mich geduscht hatte, den ersten Kaffee trank, dazu ein gekochtes Ei aß und eine halbe Schnitte Vollkornbrot, belegt mit Schinken, hinterherschob.
    Mehr brauchte ich am Morgen nicht. Den besseren Kaffee würde ich im Büro bekommen.
    Suko war schon fertig. Mit dem Dienstrover quälten wir uns zum Yard, wo ein Fall wartete, den man uns angedreht hatte. Es ging um eine ermordete Hellseherin. Ihr Geliebter hatte steif und fest behauptet, daß es Geister aus dem Jenseits gewesen wären. Und eben mit diesem Geliebten wollten wir sprechen.
    Als wir in seiner kleinen Wohnung eintrafen, waren drei Beamte der Mordkommission schon bei ihm. Der Mann hockte auf einem Küchenstuhl, heulte und versuchte, sich zu verteidigen.
    »Er hat gestanden«, sagte der Chef der MK nur.
    »Den Mord an der Hellseherin?«
    »Ja, sie hatte sich von ihm trennen wollen. Er brauchte aber Geld«, der Kollege winkte ab. »Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Also nichts für uns?«
    »So ist es.«
    Der Mörder schaute uns an. Er war ein Typ, wie er in den Zwanziger Jahren oft in Tanzlokalen zu sehen gewesen war. Gigolo und dandyhaft. Schwarzgelockt, jetzt blaß und mit verquollenen Augen. Die Hellseherin hatte er brutal umgebracht. Mitleid hatte dieser Mensch nicht verdient. Wir würdigten ihn auch keines Blickes mehr und verließen das Haus.
    Es war warm geworden. Ich setze die Sonnenbrille auf. Suko schlug vor, einen Schluck zu trinken.
    »Okay, aber zuvor rufe ich im Büro an.«
    »Ah, ich habe schon auf euren Anruf gewartet«, sagte Glenda.
    »Sir James erwartet euch.«
    »Jetzt?«
    »So schnell wie möglich.«
    »Wir kommen«, stöhnte ich.
    »Ist dieser Mord an der Hellseherin…?«
    »Wir haben ihn soeben aufgeklärt oder aufklären lassen«, verbesserte ich mich. »Bis gleich dann.«
    Suko hatte mitgehört und saß schon im Wagen. »Es wird nichts mit dem Schluck.«
    »Habe ich mir gedacht.« Er stöhnte. »Ist das

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