0543 - Die Fliegen-Königin
»obwohl ich unserem Doc recht geben muß. Er hat den Mann untersucht und festgestellt, daß der erstickt war. Die Fliegen müssen es getan haben. Sie sind aus seinem Hals geströmt. Wir haben in seinem Mund und der Kehle noch einige gefunden. Jetzt frage ich Sie, Mr. Sinclair, haben Sie eine Erklärung dafür, wie die Fliegen in seinen Körper gelangt sind?«
»Eigentlich nicht.«
»Ich überhaupt nicht.«
»Eine Fliege hat er geschluckt«, flüsterte Suko. »Du warst doch selbst dabei. Ob sie der zentrale Ausgangspunkt für diese wahnsinnige Vermehrung der Biester gewesen ist?«
»Das kann schon sein. Ich meine, daß wir hier in London den Fall nicht lösen werden.«
»Also doch Liechtenstein?«
»Sicher.«
»Wie kommen Sie auf Liechtenstein?« erkundigte sich Jackson.
»Der Tote hatte bis zum gestrigen Tag Urlaub in Liechtenstein gemacht.«
»Und von dort die Fliegen mitgebracht?«
»So ähnlich.«
Jackson hob nur die Schultern. Er war nach wie vor ratlos und gleichzeitig froh, den Fall an uns abgeben zu können.
Suko schaute sich das Fenster an. »Die obere Hälfte ist ziemlich verschmiert«, meldete er.
Ich kam zu ihm. »Fliegendreck?«
»Kann sein.«
»Dann wären sie durch das Fenster in den Raum geflogen.«
»Unmöglich«, sagte Jackson. »Das Fenster war geschlossen, als wir das Zimmer betraten.«
»Dann haben sie sich in seinem Innern vermehrt. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Suko.
»Schlimm genug.«
»Noch etwas, John. Du sprichst immer von Liechtenstein und dieser Elvira Klein, in die sich Grayson verliebt hatte. Denk mal an das Sprichwort: Einmal ist keinmal.«
Ich verstand. »Meinst du, Grayson wäre nicht ihr erstes Opfer gewesen?«
»Schon möglich. Du hast mir berichtet, wie er die Frau beschrieben hat. Sie muß wirklich faszinierend gewesen sein.«
Ich schnickte mit den Fingern. »Der Film, verdammt, die Fotos!«
»Wovon sprichst du?«
»Ross Grayson hat die Klein fotografiert. Der Film ist noch nicht entwickelt worden.«
»Und der Apparat?«
»Den finden wir hier irgendwo.«
Wir brauchten nicht einmal lange zu suchen. Wie für uns bestellt, lag er auf Graysons Schreibtisch. Sofort nahm ich ihn an mich. Unsere Experten würden den Streifen sehr schnell entwickeln.
»Dann ist für uns der Fall soweit erledigt?« fragte Jackson.
»Bis auf den Abtransport der Leiche.«
Er winkte ab. »Wir sind es gewohnt, als Wasserträger für Sinclair und Co zu arbeiten.«
Ich schlug ihm auf die Schulter. »Wenn ich Zeit finde, lieber Jackson, werde ich Sie bedauern.«
»Das machen Sie mal.«
Wir hatten es eilig, wieder zum Yard zu kommen. Auf diese Elvira Klein, von der Ross Grayson so geschwärmt hatte, war ich gespannt. Ich bekam trotz der Hitze im Wagen eine Gänsehaut.
Suko merkte dies. »Was hast du?«
»Wenn ich mir vorstelle, daß ich gestern abend noch zusammen mit Grayson vor einem Lokal gesessen habe und er mir von seinem Urlaub vorschwärmte, wird mir ganz anders. Er muß einen furchtbaren Tod gehabt haben. Ein Ende durch Killerfliegen. Verdammt, Suko, ich sage dir, daß es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.«
»Denkst du an Magie?«
»Wahrscheinlich steckt sie dahinter. Fliegen, die beeinflußt werden, auf welche Weise auch immer, können zu einer verdammten Gefahr werden. Das sage ich dir.«
Ins Büro fuhren wir erst gar nicht hoch. Die wissenschaftlichen Abteilungen lagen im Basement, unter der Erde. Hier herrschten die Experten in weißen Kitteln.
Bei den Kollegen im Labor stießen wir auf offene Ohren, auch dann noch, als wir sagten, daß es sehr eilig war.
»Kriegen wir hin«, erklärte einer der Kollegen. »Sie können sogar darauf warten.«
Es dauerte tatsächlich nicht lange. In einer kleinen Kunststoffschale lagen die Bilder. Farbig, gestochen scharf und schon trocken, so daß wir sie anfassen konnten.
»Ein hübsches Weib«, meinte der Kollege.
»Stimmt.« Suko und ich breiteten die Fotos auf einem Leuchttisch aus, bevor wir sie näher in Augenschein nahmen.
Grayson hatte am gestrigen Abend nicht übertrieben, was die Motive seiner Aufnahme anging. Für ihn war es sehr wichtig gewesen, Elvira Klein zu fotografieren.
Dabei hatte er die Umgebung sehr oft gewechselt. Die Frau an einen Berghang liegend, mal in einer Wirtschaft, dann vor dem Hotel, auch im Schwimmbad im sehr knappen Bikini und einmal nackt unter einem spritzenden Wasserfall stehend.
»Etwas Fliegenhaftes kann ich an ihr beim besten Willen nicht erkennen«, gab
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