0543 - Die Fliegen-Königin
heiß in dieser Kiste! Es wird Zeit, daß ich meinen BMW 535i bekomme. Der ist sogar mit einer Klimaanlage ausgerüstet.«
»Träumst du noch immer von dem Hauptgewinn im Preisausschreiben?«
»Klar doch.«
»Dann träum weiter.«
»Du wirst dich wundern.«
Auf der Fahrt zum Yard schwärmte mir Suko von seinem Traumwagen vor. Diamantschwarz, ein dunkler Blitz, wie er meinte.
»Und das im Londoner Verkehr«, sagte ich.
»Wir haben auch mal Fälle außerhalb zu lösen. Dann werde ich mir überlegen, ob ich dich überhaupt mitnehme, wo du mir den Wagen immer schlecht machen willst.«
Ich glaubte nicht an den Hauptgewinn, sondern grübelte darüber nach, was Sir James wohl von uns wollte. Eine halbe Stunde später saßen wir in seinem Büro.
»Das ist ein Fall, der euch möglicherweise etwas angeht. Ein Mann wurde ermordet oder ist erstickt worden. Genaues werden Sie noch herausfinden. Hier sind Name und Adresse.«
Suko saß näher bei ihm. Er bekam den Zettel. Ich las von der Seite mit, spürte mein Herz schneller schlagen und flüsterte: »Das darf doch nicht wahr sein.«
»Was, bitte, darf nicht wahr sein?« Sir James zeigte sich irritiert.
»Der Tote… den … den kenne ich. Wir haben gestern abend noch zusammen gesessen.«
»Der mit den Fliegen?« fragte Suko. Ich hatte ihm die Geschichte kurz erzählt.
»Ja.« Ich atmete tief ein. »Meine Güte, das ist wirklich ein Klopfer. Das hätte ich nie gedacht.« Ich hob die Schultern. »Ermordet oder erstickt! Wieso?«
Sir James gab mir eine Antwort. »Ich bin mir nicht sicher, aber da müssen Fliegen eine Rolle gespielt haben.«
»Ja«, flüsterte ich, »ja, das habe ich mir gedacht. Diese verdammten Fliegen.«
Der Superintendent rückte seine Brille zurecht. »Sie scheinen mehr zu wissen, John.«
»Leider nicht genug.«
»Berichten Sie trotzdem.«
Sir James und Suko erfuhren, was mir am letzten Abend widerfahren war. Man wird oft ausgelacht, wenn man von Zufällen spricht, doch es gibt tatsächlich Zufälle im Leben, so wie es mir ergangen war.
»Alles drehte sich um die Fliegen«, erklärte Sir James. »Fliegen, die sich anders verhalten als normal. Weshalb verhalten Sie sich anders, John? Durch Magie?«
»Kann sein.«
»Oder durch diese Elvira Klein«, meinte Suko. »So hieß der Urlaubsflirt doch, oder?«
»Ja.«
»Die Frau lebt in Liechtenstein«, sagte Sir James. »Vielleicht könnten Sie dort einmal Urlaub machen. Es ist ein schönes Land, wenn auch sehr klein, aber darin liegt vielleicht der Reiz. Ein Pufferstaat zwischen zwei größeren Nachbarn. Ich war mal mit der Krone und einer Delegation dort. Wirklich sehr schön.«
»Zunächst jedoch möchte ich mir den Toten anschauen, Sir.«
»Natürlich.«
Wir stiegen wieder in den Rover. Diesmal erzählte Suko nichts von seinem angeblichen Hauptgewinn. Weit brauchten wir nicht zu fahren. Im Stadtteil Westminster hatte Grayson seine Wohnung. Er verdiente bestimmt nicht schlecht, die Mieten waren hoch.
Das Haus stand mitten in der City und trotzdem irgendwie im Grünen, denn einige Bäume schützten die Hausfront. Die Eingangstür stand offen. Die Wagen der Mordkommission parkten vor dem Haus, aus dessen Fenstern neugierige Nachbarn ihre Köpfe gestreckt hatten.
Man kannte uns, ließ uns passieren. In der Diele traf ich nicht Chiefinspektor Tanner, was ich eigentlich erwartet hätte. Einer seiner Stellvertreter hatte den Fall übernommen.
»Wo steckt der alte Brummbär denn?« fragte ich den Mann. Er hieß Jackson und hatte Haare wie Pumuckl.
»Das darf ich gar nicht sagen«, erwiderte er grinsend.
»Machen Sie bei uns eine Ausnahme.«
»Tanners Frau hat ihn so lange bekniet, bis er mit ihr in Urlaub fuhr.«
»Nein!« staunte ich.
»Doch!«
»Und wohin?« fragte Suko.
»An die englische Ostküste. In eine Hütte, wo es kein Telefon gibt, habe ich mir sagen lassen.«
Wir mußten lachen, weil wir uns vorstellen konnten, wie sehr Tanner granteln würde, wenn er ohne Verbindung nach London war. Ob der sich im Urlaub erholte, war mehr als fraglich.
Wenig später verging uns das Lachen. Da hatten wir das Schlafzimmer betreten, in dem die Leiche lag.
Ross Grayson sah furchtbar aus, obwohl wir keine Wunde an seinem Körper entdeckten. Es war vielmehr die Haltung und sein Gesichtsausdruck. Hinzu kamen die Fliegen, die sich auf seinem Körper und dem Bett verteilt hatten.
Tote Fliegen. Sie lagen dort wie eine Decke.
Jackson schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht«, flüsterte er,
Weitere Kostenlose Bücher