Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0545 - Der Schlangen-Altar

0545 - Der Schlangen-Altar

Titel: 0545 - Der Schlangen-Altar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Furcht hatte ihn ergriffen. Er konnte einfach nicht glauben, was er da sah. Aber er erkannte, daß es in seiner Lage wesentlich besser war, zu tun, was man ihm sagte. Selbst, wenn er irgendwann aus diesem schrecklichen Alptraum erwachen würde.
    »Ist… ist das ein Trick, oder was?« stammelte er voller falscher Hoffnung, doch noch eine logische Erklärung für das Unvorstellbare zu erhalten. »Drehen Sie hier irgend so einen verrückten Film?«
    »Das wirkliche Leben, mein Sohn, kann noch viel verrückter sein als irgendwelche Kino-Phantasien«, sagte Odinsson gedehnt. »Und in den meisten Fällen endet es tödlich. Manchmal sogar für Unsterbliche. - Nun machen Sie endlich voran!«
    Das Wasser spülte den glitzernden Staub vom Schlangenleib. Odinsson versetzte der Riesenkobra einen Tritt.
    »Du hast meine Erlaubnis, dir wieder eine etwas vorteilhaftere Gestalt anzueignen, Schlange«, sagte er spöttisch.
    Die Rückverwandlung nahm etwas mehr Zeit in Anspruch. Offenbar hatte Mansur Panshurab einige Schwierigkeiten damit. Der Glitzerstaub mußte ihn nachhaltig beeinträchtigt haben.
    »Und nun frisch ans Werk«, sagte Odinsson. »Nur keine Müdigkeit vorschützen, die Nacht ist noch jung. Da du den Namen der Zielperson ja kennst, wirst du wohl auch wissen, wo du sie findest.« Er deutete auf seine beiden schießwütigen Leibwächter. »Sei so nett und nimm diese beiden Gentlemen mit. Sie werden dir helfen. Sie sind zuverlässiger als deine eigenen Kreaturen. Und vor allem sind sie nicht anfällig gegen Magie.«
    Dann scharrte der Alte mit seiner Schuhspitze ein wenig durch den Metallstaub, der von der Messing-Kobra übriggeblieben war.
    »Ach ja, da wäre noch das hier. Welch ein herber Verlust. Setz es mir auf die Rechnung, wenn du magst. Und - versag nicht schon wieder.«
    Er warf dem Wirt eine zerknüllte Hundert-Pfund-Note zu und verließ den Pub.
    Londons ewiger Nebel schien in dieser Nacht kaum mehr als ein bösartiges Gerücht zu sein. Die Sterne glitzerten klar am nächtlichen Firmament. Es war überraschend warm. Dem Mann, der sich Odinsson nannte, gefiel das.
    Es war eine Nacht für Schlangen.
    ***
    »He, hiergeblieben«, protestierte Renshaw. Er versuchte Teri festzuhalten. Aber sie entzog sich seiner Hand durch eine geschickte Körperdrehung. »Wo willst du hin? Du kannst mich doch nicht schon wieder alleinlassen?«
    »Was heißt hier, schon wieder?« gab sie zurück. Sie strich sich durch ihr langes Haar, das ihre Schultern und den Oberkörper wie ein weiches Gespinst aus hauchdünnem Gold umwehte. »Gönn mir zwischendurch auch mal ein paar Minuten Pause. Ich brauche eine Abkühlung, okay?« Sie verließ das Bett und schlenderte nackt ins Wohnzimmer.
    Renshaw kletterte ebenfalls von der Matratze. »Die Dusche ist in der anderen Richtung«, informierte er grinsend. »Ich mach uns was zu trin…«
    In diesem Moment sah er, wie sie die Balkontür öffnete.
    »Bist du verrückt?« stieß er hervor.
    »Du kannst doch nicht so nach draußen gehen!«
    In der Tür drehte sie sich um und lächelte ihn an. »Wieso nicht? Wer schaut schon von der Straße auf deinen Balkon hinauf?«
    »Hunderttausende von Nachbarn«, übertrieb er. »Sie werden die Polizei rufen. Dich sperren sie ein wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses, und ich werde vom Verein achtbarer verwitweter Jungfrauen öffentlich geächtet! Sie werden mich für einen Wüstling halten.«
    »Ich denke, damit wirst du auf Dauer leben können«, grinste Teri jungenhaft. »Immerhin entspricht es der Wahrheit.« Sie lachte und glitt endgültig nach draußen.
    Der überraschend warme Nachtwind streichelte ihre heiße Haut. Sie sah nach unten zur Straße.
    Hinter den Pub-Fenstern brannte immer noch Licht. Jetzt öffnete jemand die Tür und trat ins Freie. Teri konnte den Mann nicht genau sehen, aber er wirkte sehr alt.
    Und irgendwie hatte Teri auch das Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben.
    Mindestens einmal…
    Sie wollte gerade telepathisch nach ihm tasten, als ihr schwarzhaariger Zeitvertreib auftauchte. Er war in Shorts gestiegen und brachte ihr eines seiner Hemden.
    »Wenn du schon keine eigene Kleidung besitzt und jetzt auch nicht zaubern willst oder kannst, dann zieh wenigstens das hier an…«
    »Meine Güte, könntest du für einen Moment aufhören, mich zu bemuttern? Vorhin konntest du mich nicht schnell genug aus den Klamotten kriegen, und jetzt ist’s auch wieder nicht recht. Es ist ein Uhr nachts. Ringsum schläft alles. Niemand

Weitere Kostenlose Bücher