Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0545 - Der Schlangen-Altar

0545 - Der Schlangen-Altar

Titel: 0545 - Der Schlangen-Altar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
mehr zu machen. Also, abwarten, die Zweisamkeit mit Brent genießen und morgen recherchieren.
    Jetzt nahm sie doch einen größeren Schluck.
    »Na also«, lächelte Renshaw, der sein Glas bereits fast geleert hatte. »Warte einen Moment, ich muß mal eben ins Bad. Bin sofort wieder da…« Sie nutzte die Gelegenheit, um das Glas abzusetzen und noch einmal einen Blick nach draußen zu werfen. Sie zog die Jalousie hoch, trat auf den Balkon hinaus und sah zur Straße hinunter.
    Die beiden weißen Limousinen standen immer noch vor dem Pub. Dessen Licht aber war jetzt verloschen.
    ***
    Der kahlköpfige Mann, der aus dem weißen Daimler stieg, sah den Inder abschätzend an. »Du bist also Mansur Panshurab, der große Schlangenbändiger?«
    Panshurab erwiderte den Blick mit bösartig funkelnden Augen. Sekundenlang öffnete er den Mund etwas weiter. Der Brite zuckte zurück, als er die spitzen Fangzähne sah und eine hervorschnellende, gespaltene Schlangenzunge, die sofort wieder in Panshurabs Mund verschwand.
    Es gefiel dem Inder ganz und gar nicht, wie Odinsson mit ihm umgesprungen war. Und es gefiel ihm noch weniger, daß der ihm auch noch seine Schergen als Aufpasser zur Seite gestellt hatte. Offiziell waren es natürlich Helfer, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen sollten.
    O ja, und wie ihr mich unterstützen werdet! dachte Panshurab grimmig. Wenn Ssacahs Ableger sich erst einmal mit euch befaßt haben, dann dient ihr nur noch dem Kobra-Damon und mir und nicht mehr Odinsson!
    Doch noch war es nicht soweit. Er hatte nur einen der messingfarbenen Ableger bei sich geführt. Die anderen befanden sich an einem sicheren Ort. Er hatte geglaubt, ein Ssacah-Ableger würde ausreichen, den Gesprächspartner auf seine Seite zu zwingen. Er hatte nicht geahnt, daß Odinsson dermaßen gut informiert war. Und erst recht nicht, daß der alte Mann, dieser weißhaarige Greis, der aussah, als wäre er schon zweimal wieder unter Protest aus dem Sarg geklettert, so unwahrscheinlich schnell reagierte. Er hatte ihn einfach unterschätzt. Und Odinsson hatte diesen Fehler genutzt, um ihn, Ssacahs treuesten Diener, zu demütigen.
    Offenbar glaubte jeder, mit ihm umspringen zu dürfen wie mit einer hilflosen Dienerkreatur eines Vampirs. Eysenbeiß und Leonardo deMontagne, Astardis, Astaroth, Stygia… Sie alle besaßen Macht oder hatten sie zeitlebens besessen. Auch Panshurab besaß Macht. Aber sie erwuchs nicht aus ihm selbst. Sie war geliehen. Er verwaltete diese Macht nur für Ssacah. Aber Ssacah war tot - noch!
    Eines Tages würde das anders sein. Dann würde Ssacah wieder leben, und der Kobra-Dämon würde den treuesten seiner Diener belohnen. Dann kam die Zeit der Vergeltung…
    Bis dahin mußte Panshurab die Beleidigungen und Demütigungen schlucken.
    Jeder neue Ssacah-Ableger jedoch brachte ihn seinem Ziel näher. Eine Messing-Kobra, die aktiv wurde und ihr Opfer biß, trank dessen Lebensenergie. Daraus entstand eine neue Messing-Kobra, und aus dem Opfer wurde ein neuer sklavischer Diener Ssacahs, widerstandslos den Befehlen Panshurabs unterstellt. In jeder Messing-Kobra aber steckte ein Teil von Ssacah. Je mehr dieser Ableger es gab, desto mehr wuchs Ssacah wieder zu neuem dämonischem Leben. Eines kam zum anderen. Und irgendwann war die Anzahl der Ableger ausreichend. Dann würden sie sich verschmelzen und den Dämon aus ihrer angespeicherten Lebensenergie wieder neu entstehen lassen, in aiter Kraft und Unerbittlichkeit.
    Aber so war auch jeder Verlust eines der Ableger ein Rückschlag. Die Messing-Kobra, die Odinsson eben mit so schier unglaublicher Kraft zwischen seinen Händen zerbrochen hatte, war zwar nur eine unter Tausenden. Aber eben auch ein Teil des Dämons.
    Panshurab war sicher, daß Odinsson für diese Freveltat Magie benutzt hatte. Um ihn, den Schlangenpriester, auszuschalten sicherlich, aber auch, als er die Messing-Kobra mit bloßen Händen zerbrochen hatte. Sie war wieder zu Metall erstarrt, als Odinsson sie vom Boden aufgehoben hatte, und einen solchen Metallstab zerbricht kein normaler Mensch nur mit reiner Muskelkraft. Er mußte es irgendwie geschafft haben, die innere Struktur der Messing-Kobra zu vernichten.
    Wie auch immer - er war ein gefährlicher Gegner. Panshurab hoffte, daß er ihn bei der nächsten Begegnung nicht wieder unterschätzen würde. Noch einmal würde er diesen Odinsson zumindest nicht auch noch spöttisch auf die Schlange aufmerksam machen, die für ihn bestimmt war. Diesen Fehler hatte er

Weitere Kostenlose Bücher