0545 - Der teuflische Engel
reden.«
»Zum Glück. Was haben Sie auf dem Herzen? Hat es eine neue Spur gegeben, was die…«
»Mr. Sinclair, Sie schweben in höchster Gefahr.«
»Tatsächlich?«
Ihr Atmen klang scharf. »Sie sollten meine Worte nicht zu leicht nehmen. Das sage ich nicht von ungefähr. Jemand will Sie umbringen. Und zwar die Architektin aus Atlantis. Die Person, die Sie suchen, Mr. Sinclair. Glauben Sie mir.«
Ich war plötzlich gespannt. »Okay, Mrs. Benson. Sie sprechen von ihr. Hatten Sie Kontakt?«
»Ja.«
»Wann?«
»Noch vor einer Stunde.«
»Verflixt. Weshalb haben Sie mich nicht…?«
»Es ging nicht früher. Jedenfalls hat sie mir einiges verraten, was von höchstem Interesse für Sie sein wird. Sie hat mir praktisch die Lösung aufgezeigt.«
»Und wie lautet die?«
»Mr. Sinclair, das ist alles sehr kompliziert. Könnten wir uns nicht lieber sehen und in einem Gespräch unter vier Augen…«
»Ja, dafür bin ich auch. Soll ich zu Ihnen kommen?«
»Wäre es Ihnen umgekehrt auch angenehm?«
»Meinetwegen.«
»Dann geben Sie mir bitte Ihre Adresse.«
Die bekam sie auch. Ich hörte, wie sie mitschrieb. Danach sagte sie:
»Folgendes, Mr. Sinclair. Ich dusche kurz, dann nehme ich mir ein Taxi und fahre zu Ihnen.«
»Gut, ich warte. Wir könnten auch gemeinsam essen gehen.«
»Das wäre mir auch recht. Machen Sie sich auf eine große Überraschung gefaßt.«
Mehr sagte sie nicht. Ich war tatsächlich gespannt. Zudem glaubte ich auch nicht, daß sie mir einen Bären aufgebunden hatte. Was hätte es für einen Grund gehabt, in diesem Fall noch zu lügen?
Ich blieb im Sessel sitzen und streckte die Beine aus. Verflixt, die beiden Gläser mit Budweiser hatten mich doch schläfrig gemacht.
Ich hätte lieber in den Fitneß-Raum gehen sollen, anstatt in der Kneipe zu hocken. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer.
Bis Kyra Benson bei mir war, würde eine Zeit vergehen. Vielleicht trug auch dieses Wissen dazu bei, daß ich es nicht schaffte, mich aus dem Sessel zu stemmen.
Mir fielen die Augen zu, und ich sank hinein in eine andere Welt.
In die des Traumes, des Hinwegschwebens.
Die Umgebung meines Zimmers war längst verschwunden. Deshalb bekam ich auch nicht mit, daß sie sich veränderte.
Gefahr nahte…
Es war keine Gefahr, die mich direkt und unmittelbar bedrohte.
Mehr ein lautloses, gefährliches Anschleichen, und es begann mit den vier Wänden des Zimmers.
Sie waren weiß tapeziert worden, doch diese Farbe entschwand allmählich. Aus der Mauer her schob sich eine andere herbei. Zunächst wirkte es wie ein stumpfes Grau. Das allerdings täuschte, denn aus dem Grau kristallisierte sich ein anderer Farbton hervor.
Blau…
Zunächst noch schwach, dann immer intensiver werdend. Wie das Blau der Steine, in dem die drei jungen Männer lagen.
Noch etwas geschah.
Die Wände blieben nicht mehr ruhig. Auch sie bewegten sich und glitten von vier verschiedenen Seiten aufeinander zu, getrieben von einer unbegreiflichen Magie.
Gleichzeitig strahlte auch die Decke in dieser Farbe, und sie senkte sich ebenfalls auf mich nieder.
Ich merkte nichts, denn ich schlief tief und fest. Vielleicht sogar meinem Tod entgegen…
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe John Sinclair Nr. 544 »Der Bleiche«
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