0547 - Der Vampir-Gnom
Clear lachte plötzlich. »Das war ja leichtverdientes Geld, wie ich meine.«
»Davon bin ich nicht überzeugt.«
»Wieso?«
»Mein Gefühl.«
»Ach, hör auf!«
Sie gingen weiter, stiegen bergan. Wind wehte ihnen entgegen und kämmte das Gras. Es war eine wunderschöne Sommernacht, ein Himmel mit Mond, Sternen und nur wenigen Wolken, die sich immer mehr verzogen.
Auf halber Strecke drehte sich Gunnar noch einmal um. Er hatte keinen besonderen Grund und eigentlich nur einer Gefühlsaufwallung nachgegeben. Dabei ging er auch weiter. Allerdings nur einen Schritt, denn urplötzlich blieb er stehen.
Von dieser Stelle aus konnte er in die Senke hineinschauen und auch dorthin, wo sich der Höhleneingang befand. Der Mond schien es in dieser Sekunde besonders gut zu meinen. Er leuchtete die Senke fast aus und strahlte auch gegen den Vampir.
Zumbra war im Begriff, sich zu erheben. Er hatte sich bereits aufgestützt und brauchte nur mehr eine halbe Drehung, um auf die Beine zu kommen.
»Scheiße!« schrie Gunnar.
Das Wort alarmierte seinen Kumpan. Täte fuhr herum, sah, was los war und wurde blaß.
Gunnar starrte ihn an. »Du hast ihn nicht getroffen, du Idiot. Dein verdammter Eichenpflock…«
»Aber es war…«
»Hirnrissig war es!« Clear holte den schallgedämpften Revolver und die Lampe hervor. Den Lampenstrahl schickte er in die Senke hinein. Er machte das Gras und die Büsche bleich, aber er traf auch den Blutsauger.
Efrim Täte kannte das kalte Grinsen auf dem Gesicht seines Killerpartners. Wenn er derart die Lippen verzog, dann hatte er etwas vor. Clear zielte diesmal genau. Er streckte den rechten Arm aus, dessen Verlängerung der Schalldämpfer bildete.
»Mit dem mache ich Schluß!«
Dann schoß er.
Zweimal drückte er ab. Die Geräusche waren in etwa so laut wie das Herausziehen eines Korkens aus einer Weinflasche. Die schweren Geschosse trafen beide und hieben den Gnom um.
Er warf noch seine langen Arme in die Höhe, dann wurde er zu Boden gestoßen und blieb liegen.
Clear steckte die Waffe weg. »Das ist es dann gewesen«, kommentierte er und konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen.
»Jetzt habe auch ich mein Geld verdient.«
Efrim ging darauf nicht ein. »Willst du nicht lieber einmal nachschauen?« fragte er.
»Wozu?«
»Ich meine nur. Wir sollten auf Nummer Sicher gehen…«
»Wenn ich jemand mit zwei Kugeln beglücke, dann hat er es ausgestanden, klar?«
Efrim runzelte die Stirn. »Aber er ist ein Vampir.«
»Ach was. Laß uns gehen! Ich brauche jetzt meinen Schluck. Und dann will ich Scheine zählen.« Gunnar ging los, ohne sich um seinen Kumpan zu kümmern. Er sah auch nicht dessen besorgtes Gesicht.
Täte folgte ihm langsamer. Er hatte die Stirn gerunzelt und dachte über den Blutsauger nach. Bisher hatte er nur von diesen Geschöpfen gehört. So recht geglaubt hatte er die alten Geschichten und Legenden nicht. Daß es die Vampire tatsächlich gab, hatte an seinem Selbstverständnis gerüttelt. Und er war fest davon überzeugt, es mit einem Untoten zu tun gehabt zu haben. Nach dem Treffer mit dem Pflock war kein Tropfen Blut aus der Wunde gequollen.
Clear wartete am Daimler auf ihn. Der Killer hatte den Wagen bereits aufgeschlossen und eine Flasche hervorgeholt, mit der er Efrim zuwinkte. »Du wirst doch sicherlich fahren – oder?«
»Ja.«
»Dann kann ich ja einen Schluck trinken.« Die Flasche war bereits offen. Whiskydunst wehte Efrim entgegen. Er hatte kein Verständnis für die Marotte seines Partners. Irgendwo mußte bei diesem Mann ein Knick in der Psyche sein.
Aber hatten den nicht alle, die Jobs ausführten wie sie? Auch Efrim konnte nicht mit normalen Maßstäben gemessen werden. Er killte für Geld, löschte Leben aus, ohne Gewissensbisse zu haben. So etwas war unglaublich.
Nach dem dritten Schluck nickte Gunnar. »Ah«, stöhnte er noch, »das hat richtig gut getan.«
»Und jetzt?«
»Hauen wir ab.«
Efrim stieg in den Wagen. Gunnar zögerte etwas, der Alkohol zeigte bereits Wirkung. Clear schloß die Augen und reckte sich. Die Flasche hielt er zwischen den Beinen und auf den Boden gestellt. Mit den Füßen klemmte er sie ein. Wenn sie ihr Ziel erreicht hatten, würde sie leer sein.
»Fühlst du dich jetzt besser?« fragte Täte.
»Und wie. Wenn wir anhalten und den Schotter holen, gehst du rein. Ich warte im Wagen.«
»Wir hätten den Toten fotografieren sollen.«
»Unsinn.« Gunnar winkte ab. »Unser Wort muß dem Typ als Beweis reichen.« Er
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