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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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spien vor mir aus, bespuckten mich, und einer verrichtete sogar seine Notdurft. Manche tanzten, andere standen ruhig da, unterhielten sich und tranken aus hohen Bronzeschalen.
    Die Fackeln waren nun fast ganz heruntergebrannt, und ich konnte kaum noch etwas erkennen. Seltsamerweise fühlte ich mich entspannt, so gelöst und ruhig wie seit langem nicht mehr. Alles war mir gleichgültig. Ich hatte keine Angst, und nichts konnte mich mehr aufregen.
    Inzwischen war das Zusammentreffen der Dämonen zu einer wüsten Orgie ausgeartet. Einige behielten ihre menschliche Gestalt bei, andere veränderten sich zu grausigen Fabelwesen, doch der Großteil hatte sich nur zum Teil verwandelt, wodurch sie noch grauenhafter aussahen. Die Orgie mußte Stunden gedauert haben. Danach blieb ich allein zurück. Die Fackeln brannten wieder höher. Ich verlor jeden Zeitbegriff. Und sosehr ich mich auch bemühte, über alles nachzudenken, ich konnte mich einfach nicht konzentrieren.
    Irgendwann erschienen zwei Chinesen mit einer Tragbahre, hoben mich vom Tisch, betteten mich auf die Bahre und breiteten ein dunkles Tuch über mich.
    Da ich nun nichts mehr hören und sehen konnte, wußte ich nicht, was mit mir geschah. Es konnten Minuten, aber auch Stunden vergangen sein, bis endlich das Tuch von meinem Gesicht wieder fortgezogen wurde.
    Die zwei Chinesen hoben mich hoch und legten mich in einen mit rotem Samt ausgeschlagenen Sarg. Rings um den Sarg waren kunstvoll weiße Lilien angeordnet. Die Chinesen verließen den Raum.
    Einige Zeit später tauchte Belial auf. Er grinste über das ganze Gesicht, blieb vor mir stehen und rieb sich genüßlich die Hände.
    »Bald ist es soweit«, hörte ich seine Stimme, die wie aus unendlicher Ferne zu mir drang. »Du bekommst ein vorbildliches Begräbnis, Bruder. Alles ist schon arrangiert.«
    Ich wunderte mich, wieso ich seine Stimme hören konnte. »Bald ist es soweit«, wiederholte er und wandte sich ab. Dann herrschte erneut Stille um mich herum.
     

     

Die Stunden waren endlos langsam dahingekrochen. Und je mehr Zeit verstrich, um so quälender wurden meine Gedanken. Ich glaubte schließlich, wahnsinnig zu werden. Die entsetzliche Stille machte mich fertig. Ich sehnte mich nach einem Geräusch – nach irgendeinem.
    Immer wieder überlegte ich, ob der O.I. von meinem Schicksal wohl wußte, ob ihn einer meiner Briefe erreicht hatte. Die Logik sagte mir, daß die Schwarze Familie das verhindert haben würde, trotzdem gab ich die Hoffnung nicht auf. Zumindest mußte er stutzig geworden sein, daß ich so lange nichts von mir hatte hören lassen.
    Irgendwann wurde es dunkel. Nach einiger Zeit fing ich zu zählen an, da es mich interessierte, wie lange die Dunkelheit währte. Es mußte fast eine halbe Stunde vergangen sein, bis ich wieder sehen konnte.
    Ich war allein in meinem Sarg, kein Mensch war im Raum. Dann tauchte Belial wieder auf. Er trug einen schwarzen Anzug und schob eine Bahre vor sich her, die er vor mich hinstellte.
    »In einer halben Stunde ist es soweit, Bruder«, sagte er. »Dann beginnt das Begräbnis. Du hast jedoch noch einige Stunden zu leben, denn ich komme dich erst nachts besuchen. Ich freue mich schon darauf. Ich hoffe, du wirst mir gut munden.« Er lachte. »Aber vorher habe ich noch eine Überraschung für dich.«
    Er zog das Tuch von der Bahre, und ich erblickte Coco. Wahrscheinlich wieder eine Attrappe, dachte ich.
    »Es ist keine Attrappe«, sagte er grinsend. »Es ist die echte Coco. Ich reservierte sie ebenfalls für mich. Sie lebt wie du. Sie kann alles sehen, aber nur mich hören. Sie muß schon fast wahnsinnig sein. Ich berichtete ihr von allem, was du unternommen hast. Jetzt dürften ihre Hoffnungen erloschen sein. Mit der Nachricht von ihrem Tod wollten wir dich nach Hongkong locken. In ihrem Grab liegt ein anderes Mädchen. Aber heute nacht werden wir Coco hineinversenken. Ich werde dich zuerst verspeisen und mir dann Coco vornehmen. Sieh sie dir noch mal an, Bruder!« forderte er mich auf. »In wenigen Stunden sind von ihr und dir nur noch die Knochen übrig.«
    Er warf das Tuch wieder über Cocos Körper und schob die Bahre aus dem Raum.
    Ich hatte mich inzwischen endgültig damit abgefunden, daß Coco tot war. Daß sie noch lebte, versetzte mir einen gewaltigen Schock. Sie lebte, und ich konnte ihr nicht helfen. Was mußte sie alles durchgemacht haben? Belial hatte recht; sie mußte halb wahnsinnig sein.
    Kurz darauf betraten vier Chinesen den Raum. Sie trugen

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