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055 - Labyrinth des Todes

055 - Labyrinth des Todes

Titel: 055 - Labyrinth des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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mich war. Die Sonne würde meinetwegen nicht stehenbleiben. Wie lange würde es dauern, bis ich völlig vergessen war?
    Plötzlich fiel ein schwacher gelber Lichtschimmer in den Sarg, der immer greller wurde.
    Das Ende war nahe. Belial näherte sich.
    Ich wollte den Kopf zur Seite drehen, doch die Lähmung ließ es nicht zu. Seltsame Schatten fielen über mein Gesicht.
    »Ich bin nahe, Bruder«, hörte ich Belials Stimme. »Du hast nur noch wenige Minuten zu leben, dann bin ich bei dir.«
    Mein Inneres war abgestorben. Ich war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig.
    »Gleich habe ich den Sarg erreicht«, vernahm ich wieder Belials Stimme. »Er ist eine Spezialkonstruktion. Die Seitenwand läßt sich in den Sargboden schieben. So komme ich besser zu dir.«
    Voller Grauen dachte ich daran, wie sich die schleimige Masse auf meinen Körper legen und mir das Leben aussaugen würde.
    Der Sarg war nun fast taghell erleuchtet.
    Ich wollte schreien, öffnete den Mund und – schrie. Es dauerte einige Sekunden, bis mir klargeworden war, daß ich tatsächlich gebrüllt hatte. Verwundert hob ich eine Hand und preßte sie auf meinen Mund. Die Lähmung war verschwunden. Ich konnte mich wieder bewegen.
    Langsam drehte ich mich zur Seite, rollte mich zusammen und beobachtete, wie sich die Seitenwand des Sarges zurückschob.
    »Ich öffne jetzt die Seitenwand«, sagte Belial.
    Ich spannte die Muskeln an und grinste grimmig. Er würde eine gewaltige Überraschung erleben, dachte ich und fragte mich, wie es möglich war, daß ich mich plötzlich wieder bewegen konnte. Belial hatte sicherlich nicht die magischen Kräfte, die Lähmung aufzuheben. Außerdem konnte er auch kein Interesse daran haben. Ich mußte einen Helfer in der Schwarzen Familie haben; anders konnte ich es mir nicht erklären. Langsam glitt die Seitenwand ein Stück tiefer, doch sie klemmte. Belial riß wütend daran.
    »Freue dich nicht zu früh!« zischte er. »Gleich habe ich es geschafft.«
    Ich hoffte, daß er allein gekommen war. Doch wenn er sich schon völlig in einen Ghoul verwandelt hatte, standen meine Chancen trotzdem nicht besonders gut. Ich hatte nur meine Hände zur Verfügung, und das war ein bißchen wenig für einen Ghoul.
    Die Seitenwand gab endlich nach und rutschte schließlich ganz in den Boden. Ich warf mich auf Belial, der sich nur zur Hälfte in einen Ghoul verwandelt hatte. Er war so überrascht, daß er erstarrte.
    Das war meine Chance. Meine Hände umklammerten seinen Schädel und rissen ihn zu mir her. Dann drückte ich mit voller Kraft seine Kehle zu. Bevor er sich noch von seiner Überraschung erholen konnte, quollen seine Augen auch schon aus den Höhlen, und er röchelte nach Luft, schloß die Augen, und seine klebrige Zunge hing aus dem Mund.
    Blitzschnell verwandelte er sich zurück in einen Menschen. Nun war mir klar, daß ich ihn so nicht töten konnte, aber vielleicht war es möglich, ihn vorübergehend auszuschalten. Und tatsächlich gelang es mir. Sein Körper zuckte noch einige Male, ehe er zusammensackte. Er war bewußtlos. Rasch zerrte ich ihn in den Sarg und schob die Seitenwand zurück. Sicher konnte ich ihn dadurch nicht lange aufhalten, das Manöver verschaffte mir aber einige Minuten Vorsprung.
    Ich ließ mich ganz einfach den Stollen hinunterfallen und orientierte mich kurz. Links lag Cocos Grab. Ich hoffte, daß auch sie sich wieder bewegen konnte. Vorsichtig tastete ich mich vorwärts. Mehrmals stieß ich mir den Kopf an und riß mir die Hände blutig, doch ich hatte keine Zeit, darauf zu achten. Jede Sekunde konnte kostbar sein.
    Endlich ertasteten meine Hände den Nebenschacht. Ich kroch hoch. Der Gedanke an Coco trieb mich voran bis ich gegen ein Hindernis stieß. Es war so eine dünne Trennwand, wie ich sie schon einmal durchbrochen hatte. Ich fing zu wühlen an. Die Erde rieselte in mein Gesicht und brannte in meinen Augen. Ich hoffte nur, daß ich den richtigen Schacht erwischt hatte.
    Endlich war die Wand durchbrochen, doch ich konnte nichts erkennen; undurchdringliche Dunkelheit umfing mich. Ich spuckte die Erdkrumen aus, keuchte, und meine Finger berührten einen Sarg. »Coco?« fragte ich laut. »Ich bin’s, Dorian!«
    »Endlich!« hörte ich ihre Stimme, und mein Herz krampfte sich vor Erleichterung zusammen. »Kannst du dich bewegen?« fragte ich.
    »Ja«, sagte sie. »Die Lähmung legte sich ganz plötzlich, aber ich bekomme den Sarg nicht auf.«
    »Ich werde dir helfen.« Die Seitenwand war mit zwei

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