0553 - Geisterstunde
Silberstab fester. Dem Nebel hatte er noch nie getraut, und wenn dieser den Klysson überzog, war irgendeine Teufelei im Gange.
Wie Klauen schwebten die Nebelschwaden auf den Druiden zu - Klauen, die groß waren wie die eines Riesen!
Da schlug der Nebel zu!
Aus seinen wogenden Schleiern stieß es hervor mit Krallen, langen spitzen Zähnen und einem teuflischen Kreischen, das dem Silbermond-Druiden durch Mark und Bein fuhr.
Vampire?
Vampire am hellen Tag? Vampire, die das Sonnenlicht nicht fürchten mußten und die der Nebel über dem Fluß ausspie?
Da schrie Gryf auf, und im Aufschreien riß er den Silberstab hoch und streckte ihn seinen Feinden entgegen.
Vampire, die aus dem Nebel kamen, griffen an!
Teuflisch das Gelächter, das ihm die Nerven zu rauben drohte, rotglühend die Augen, verzerrt von Mordgier die Gesichter.
Da hatten sie ihn eingekreist. Von allen Seiten kamen sie, und der Druide benutzte jetzt seinen Silberstab dazu, einen magischen Kreis um sich zu ziehen.
Doch so, wie diese Nebel-Vampire das Tageslicht nicht fürchten mußten, störte sie auch der Bannkreis nicht, und der erste der unheimlichsten aller Blutsauger schob sich schon über die unsichtbare Grenze, um den Druiden zu ergreifen.
Druiden und Vampire waren schon immer Todfeinde gewesen, und die Legende berichtete von der furchtbaren Vampirschlacht bei Fairfoegffoellyn, in die der Herr der Unterwelt persönlich eingegriffen hatte, um die Geschöpfe der Finsternis zu retten. Nur waren die dreizehn Druiden, die sich zu dem Massaker zusammengeschlossen hatten, auch mit dem Dämon fertig geworden und hatten ihm die Grenzen seiner Macht gezeigt.
Aber jetzt griffen Tageslicht-Vampire einen einzelnen Druiden an, den des Dorfes Llandrysgryf, und der setzte sich zur Wehr.
Zaubersprüche stieß er hervor, Magie, überliefert aus grauester Vergangenheit, als noch Panzerechsen diesen Teil der Welt bevölkert hatten und die Götter von den Sternen herabgestiegen waren, um das Menschengeschlecht zu schaffen.
Der Silberstab zuckte hin und her, berührte einen Vampir nach dem anderen, und jedesmal flammten Blitze auf und hüllten die Nebel-Vampire in grelles Leuchten, das sie langsam, aber sicher zerfraß.
Schreiende Gestalten taumelten davon, stolperten leuchtenden Magnesiumfackeln gleich zurück in den Nebel, aus dem sie gekommen waren, um dabei grelle, ultrahohe Schreie auszustoßen, die von ihrem Ende kündeten. Auch der Nebel konnte sie nicht mehr retten.
Da hatte einer der Unholde den Druiden im Genick erwischt, versuchte sich nun festzubeißen, und Gryf wirbelte herum und berührte auch diesen Vampir mit seinem Stab. Furchtbar schrie die Höllenkreatur auf, dachte jedoch nicht daran, seine Beute loszulassen, nur war vom Nacken her die Halsschlagader schlecht zu erwischen.
»Anfänger«, murmelte der Druide, packte nach hinten und riß den Nebel-Vampir herum. In dessen Augen las er Todesangst, und wahrend noch das grelle Leuchten diesen Blutsauger zerfraß, brach ihm Gryf das Genick, um seine Leiden zu verkürzen.
Dann löste sich auch der letzte der Angreifer auf, und in den Nebelbänken verstummten die grauenhaften Schreie, die dem Druiden fast den Nerv getötet hatten.
Aber dafür erschienen jetzt im Nebel lichte Stellen.
Der Nebel riß auf!
Den Blick auf den wilden rauschenden Klysson gab er frei und nahm sein Geheimnis mit sich fort. Das Geheimnis, über den, der den Nebel ausgeschickt hatte, und mit dem Nebel auch die Vampire!
Sie waren dem Druiden rätselhaft, denn Vampire, die bei Tageslicht aktiv waren, waren ein Novum. Hatte hier ein finsterer Magier seine Künste entfesselt und für die Blutsauger den Tag zur Nacht gemacht?
Ausnahmsweise einmal verwünschte Gryf die ungeheure Wirksamkeit seines Stabes, der mit seinen magischen Kräften Vampire zur restlosen Auflösung brachte und von ihnen nicht mal mehr Staub übrigließ. Eine Leiche wäre ihm lieber gewesen, aus deren allmählich verwehenden Erinnerungen er noch hätte feststellen können, ob der Vampir möglicherweise unter Hypnose gestanden hatte oder nicht.
Da verschwand der Nebel endgültig mit seinen letzten Schleiern und gewährte dem Druiden die Sicht aufs gegenüberliegende Ufer.
Totenbleich wurde er, als er sah, was sich dort abspielte.
Deshalb der Nebel-Angriff! schoß es ihm durch den Kopf. Ein Ablenkungsmanöver, um ungestört handeln zu können!
»Geschöpf der Hölle!« stieß der Druide entsetzt hervor.
Drüben stand der Koloß, der Dämon, und er
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