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0553 - Geisterstunde

0553 - Geisterstunde

Titel: 0553 - Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zeigten die Scheinwerfer mehr in den dunklen Nachthimmel als auf den Grabhügel, auf dem ich jetzt durch den Schlamm stakste.
    Zudem wurde ich noch über Gebühr geblendet.
    So schaltete ich die Scheinwerfer wieder ab, nahm die Taschenlampe zur Hand und machte mich erneut auf die Suche.
    ***
    In diesem Augenblick spürte ich einen kalten Schauer, eine Gänsehaut, die vom Nacken ausging und meinen Rücken hinunterlief. Zuerst war mir nur äußerst unwohl, jetzt hatte ich nackte Angst!
    Ich versuchte, so leise wie nur möglich aufzutreten, doch das Schmatzen des Schlamms und das Knacken der Äste und Wurzeln konnte ich nicht vermeiden. Und immer noch regnete es in Strömen.
    Dazu trat ich noch bis zum Knie in ein Wasserloch, stolperte einige Male.
    Die Taschenlampe fiel in eine Pfütze und verlosch.
    Es war plötzlich stockdunkel.
    Jetzt geriet ich wirklich in Panik.
    Zurück zum Auto!
    Weg! Nur weg von hier!
    Ich war schlagartig stocknüchtern.
    Fluchtartig verließ ich den unheimlichen Grabhügel. Lieber den Verlust des Schlüssels hinnehmen, als hier nicht mehr herauszukommen - wie es Mikael prophezeit hatte!
    ***
    Zurück in Langonnet stellte ich den Diplomat wieder vor dem Haus ab und vertrieb mir, noch immer völlig aufgeregt, die Zeit mit Musik aus dem Autoradio.
    Inzwischen dämmerte es, und ich saß noch immer im Wagen und fror entsetzlich.
    Gegen sieben Uhr wurde die Straßenbar unserer Gastgeber geöffnet. Cecile, die Wirtin, erschrak, als sie mich als ersten eintreten sah, und fragte mich sofort, ob ich krank sei. Ich muß wohl grauenhaft ausgesehen haben.
    Als erstes erhielt ich einen Kaffee, dann brachte mir Cecile ein Frühstück zur Stärkung. Meine Kleidung war noch immer triefend naß.
    Und dann beichtete ich ihr den Verlust des Schlüssels. Sie nahm es gelassen auf. Schlüssel gebe es noch, meinte sie, wenn wir alle schon lange nicht mehr lebten.
    ***
    Im gleichen Augenblick ging die Tür wieder auf, durch die auch ich eingetreten war. Ceciles alte Schwiegermutter trat ein, um, wie öfters, vormittags am Tresen zu helfen. Sie hatte noch eine leicht gebückte Haltung, während sie über die Schwelle schritt, richtete sich aber dann auf und straffte sich.
    Sie schaute sich um, in der Hand hielt sie etwas. Ich nippte wieder an meinem Kaffee.
    Dann sah ich, daß sie einen Schlüssel hochhielt und ihre Schwiegertochter fragte, ob dies ihr Schlüssel sei.
    Ich fragte die alte Dame sofort, wo sie ihn gefunden habe.
    Direkt vor der Tür sagte sie, im Rinnstein!
    ***
    Es konnte nicht sein!
    Gewiß zwanzigmal hatte ich die Straße abgesucht, den Eingang und auch die Rinnsteine!
    Noch heute bin ich davon überzeugt, daß der Schlüssel niemals dort gelegen haben kann.
    Doch ich erinnere mich, daß ich die Frau sah, als sie sich vom Bürgersteig erhob und eintrat. Sie hatte ohne Zweifel den Schlüssel dort vor der Tür gefunden!
    Die Korrigan ließen grüßen!
    Zwischenspiel
    Carlotta schmiegte sich an ihn und küßte ihn aufs Ohr. »Ich bin froh, daß ich dich damals noch nicht gekannt habe und auch nicht dabei war. Ich an Eva Grootes Stelle hätte dir damals vermutlich die Augen ausgekratzt für diesen Leichtsinn, erstens unter Alkoholeinfluß mit dem Auto zu fahren und zweitens bei Nacht und Nebel auf einem Grabhügel herumzustolpern… Nein, danke!«
    »Wie ich schon sagte, damals war ich, waren wir alle annähernd zwanzig Jahre jünger und entsprechend leichtsinnig. Heute würde ich eine Begegnung mit Geistern auch nicht mehr versuchen zu provozieren. Mir reicht, was immer wieder von allein auf mich zukommt, ich laufe der Gefahr nicht mehr hinterdrein. Aber damals…«
    »Und du bist wirklich sicher, daß du den Schlüssel damals in der Nacht nicht übersehen hast?«
    »Nachdem ich das schwere Auto mit dem ebenfalls schwergewichtigen Bernd darin allein aus dem Schlamm gewuchtet habe, war ich wieder stocknüchtern, das kannst du mir glauben. Die Anstrengung hat mir den Alkohol mit dem Schweiß aus den Poren getrieben. Metall reflektiert Licht; ich hätte den Schlüssel vor dem Haus mit Sicherheit finden müssen, so oft und so intensiv ich gesucht habe. Nein, die Korrigan haben mir diesen Streich gespielt, heute bin ich mir dessen sicherer als je zuvor, weil ich heute weiß, daß es solche Geister gibt. Nicht nur in einer überreizten Fantasie vieler Romanautoren.«
    Fenrir machte sich für alle Anwesenden telepathisch bemerkbar.
    Fantasie kann aber sehr viel bewirken, behauptete er. Oft genug steuert sie

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