0553 - Totenlade mit dem Satan
bleiben, bis er es sich anders überlegte.
Etwas raschelte…
Zuerst dachte sie an das Unterholz, bis sich herausstellte, daß es kein Rascheln war, sondern eine flüsternde Stimme, die von allen Seiten her ihre Ohren erreichte.
Wispernd, raunend, sich gleichzeitig noch spöttisch anhörend.
Den Sprecher sah Jane Collins nicht, aber sie konnte sich gut vorstellen, wer da mit ihr reden wollte.
Mandragoro!
Er hielt mit seiner Existenz auch nicht über den Berg, als er leise sagte: »Dich habe ich, meine kleine Freundin. Er wird dich nicht mehr besitzen. Jetzt gehörst du mir!«
Jane wußte, daß sie eine Antwort geben mußte. Sie nahm ihren Mut zusammen. »Was willst du denn, Mandragoro? Ich habe nie dem Teufel gehört. Nicht mehr in der letzten Zeit.«
»Asmodis denkt anders darüber!«
»Das ist mir egal!«
»Es darf dir nicht egal sein!« wisperte es aus dem Unterholz, den Bäumen und dem Boden. »Es kann dir nicht egal sein, denn du müßtest die Gesetze der Hölle kennen. Was dem Teufel einmal gehört hat, das läßt er sich nicht wegnehmen, auch wenn es noch so lange anders ausgesehen haben mag. Es würde ihn kränken und seinen Stolz brechen.«
»Hat er den überhaupt?«
»In gewissem Maße schon. Er hat mir etwas abgenommen, ich werde mich dafür revanchieren. Du bist an der Reihe, Jane Collins. Ich habe ihm sein Eigentum…«
»Das bin ich nicht!«
»Es spielt auch keine Rolle für mich. Du befindest dich in meiner Gewalt, in meinem Reich. Ich habe die Menschen gewarnt, dieses Gebiet zu verbauen. Sie wollten nicht hören. Sie haben die Zeichen der alten Zeit überhaupt nicht verstanden. Sie sind einfach zu dumm gewesen. Deshalb müssen sie jetzt die Folgen tragen.«
»Was geschieht mit mir?« fragte Jane. Sie fürchtete sich vor der Antwort. Nicht zu Unrecht, wie sich bald herausstellen sollte, denn Mandragoro erklärte ihr mit seiner Flüsterstimme, daß er sie in seine Welt einfügen wollte.
Janes Gesicht verlor an Farbe. Hektisch leckte sie mit der Zungenspitze über ihre Lippen und schmeckte die salzigen Schweißperlen, die sie von der Oberlippe geholt hatte. »Du willst mich eingliedern. Wie kann ich als Mensch in deiner Welt…?«
»Der Mensch ist ein Teil der Natur. Er gehört in den Kreislauf zwischen Pflanze und Tier als ein drittes Bindeglied. Du wirst eine von uns werden.«
»Zur – Pflanze?«
»Ja, Jane Collins, denn erst dann besitze ich die Macht über dich. Dann kann der Teufel dich nicht mehr holen. Es sei denn, er gibt mir meine drei Waldhexen zurück, die er mir damals stahl. Aber wie ich ihn kenne, läßt er sich darauf nicht ein. Tut mir fast leid für dich, Jane, aber ich konnte nicht anders handeln.«
Das war genau der Zeitpunkt, als die Furcht in Jane Collins hochstieg wie eine heiße Flamme…
***
Er stand vor uns! Er hatte es tatsächlich gewagt, zu erscheinen. Asmodis, der Teufel, der Satan – und mein Todfeind schon seit vielen Jahren. Es kümmerte ihn nicht einmal, daß ich dabei stand, denn ich besaß durch das Kreuz eine Waffe, die er fürchtete.
Noch war sie verdeckt…
Die drei Frauen waren sprachlos, verständlich, sie erlebten ihn zum erstenmal.
Ich nicht, trotzdem war auch ich überrascht davon, in welch einer Verkleidung sich Asmodis zeigte. Ich hatte von dem großen Gesicht gehört, das die gesamte Türfüllung einnahm und in einem dunklen Rot geschimmert hatte. Diese Farbe herrschte auch jetzt vor. Nur jetzt besaß der Teufel die Größe eines normalen Menschen.
Sein Gesicht hätte ich unter Tausenden herausgefunden, weil es eben so unverkennbar war.
Ein Dreieck, das unten zum Kinn hin sehr spitz zulief. Dieser breite, schon eckige Mund, ein Feuermaul, die kalten Augen, die Spott und Grausamkeit ausstrahlen konnten, gleichzeitig auch lockten, in den Menschen die Gier nach Macht, Geld und ewiger Jugend hochpeitschten, das alles gehörte zu ihm.
Satan führte wieder einmal den Reigen an!
Er war in schwarz gekleidet. Ob enger Anzug oder Trikot, das konnte ich nicht feststellen. Als Kontrast dazu mußte ich die dunkelrote Haut ansehen.
Er grinste uns an, genoß im Augenblick das Gefühl der Überlegenheit. Die Frauen standen hinter mir. Ich hörte, wie sie atmeten. Es war kein normales Luftholen, mehr ein. Stöhnen, das über die Lippen drang.
»Nun, Geisterjäger, was sagst du? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, nicht?«
»Stimmt. Du hattest wohl genug im eigenen Lager zu tun. Beelzebub und Baphometh haben dir Sorgen bereitet. Wer von
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