0555 - Consuelas bitteres Sterben
müssen.
Suko sah ich nicht mehr. Er hielt sich in guter Deckung verborgen.
Aber Jane konnte ich erkennen. Sehr konzentriert schaute sie auf die Sternen-Prinzessin, allerdings auch voller Mißtrauen, und sie hatte sich so aufgebaut, daß sie von Consuela so leicht nicht entdeckt werden konnte.
Consuela streckte die Arme vor und breitete sie aus. »Gerechtigkeit«, wiederholte sie sich. »Es wird die Gerechtigkeit geben. Ich will nicht mehr, daß irgendwelche Menschen durch andere Menschen sterben. Die Welt ist schlimm geworden, Kriege haben Teile von ihr in ein Chaos gestürzt, doch das soll jetzt vorbei sein. Ich bin gekommen, ich will euch helfen, und ihr werdet mir helfen.«
Wieder klatschten die Menschen. Kraftvoll prallten ihre Handflächen aufeinander. Da war nichts gespielt, das war echt. Sie würden für Consuela durch eine Hölle gehen.
»Aber auch ihr müßt etwas tun. Im großen Kreislauf der Zeiten ist nichts umsonst. Ich kann leben, ich kann existieren. Ihr seht mich als menschliche Kreatur. Auch ich bin geschaffen worden. Man formte mich in den Tiefen des Alls aus Sternenstaub. Das geschah zu einer Zeit, wo es noch keine Menschen auf der Erde gab. Schon damals benötigte ich eine Seele. Es war der Lebensfunke, der bei mir immer erneuert werden muß, damit ich meine alte Kraft behalten kann. Er soll nicht verlöschen, er darf nicht verlöschen. Wollt ihr mir etwas von euch mitgeben, damit wir das neue Zeitalter gemeinsam erleben können?«
Sie wartete auf Antworten, die folgten auch prompt. Es gab keinen ihrer Diener, der nicht zugestimmt hätte.
»Ja, Consuela!« rief der erste. »Wir werden dir etwas von uns geben, damit du bleiben kannst. Zusammen mit uns werden wir der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen.«
Abermals stimmte man ihr zu. Die Versammelten waren aus dem Häuschen. Um mich kümmerte sich niemand, auch Regine nicht.
Ihre Aufmerksamkeit galt einzig und allein Consuela.
Jane Collins näherte sich mir. Ihr Gesicht zeigte einen ungewöhnlich harten Ausdruck. »Es sind Idioten«, flüsterte sie. »Lassen sich durch die Worte dieser Frau trunken machen. Die fallen doch rein, ohne daß sie es merken.«
»Wem sagst du das?«
»Und was willst du tun, John?«
»Noch nichts.«
»Suko kümmert sich um den Jungen«, flüsterte Jane. »Ich hoffe, er schafft es.«
»Wenn alles so bleibt, bestimmt.«
»Sie wird auf den Lebensfunken zurückkommen«, hauchte Jane.
»Hast du eine Ahnung, wie das vor sich geht?«
»Nein.«
»Dann könntest du dich melden.«
Ich hob die Schultern. »Du wirst lachen, Jane, daran habe ich sogar gedacht. Ich will nicht in den Ablauf eingreifen. Wir werden warten, wie es weitergeht. Zudem möchte ich Kevin nicht in Gefahr bringen. Er ist noch immer ihr Trumpf und steht außerdem sehr nahe bei ihr.«
Jane deutete ein Nicken an. »Jedenfalls werde ich sie im Auge behalten. Du kannst dich auf meine Rückendeckung verlassen.«
»Spürst du denn etwas?«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Wie meinst du das?«
»Du besitzt außergewöhnliche Kräfte, die in dir schlummern. Normalerweise müßtest du was merken. Wie Consuela selbst sagte, besteht sie aus Sternenstaub. Man hauchte ihr eine Seele ein. Stellt sich die Frage, wer das getan hat!«
»Wer hat damals bereits existiert?«
»Zumindest gab es zwei Seiten, so wie heute. Einmal die, auf der wir stehen, zum anderen die des Bösen.«
»Der Teufel!«
»Auch, Jane. Wobei ich noch eine Etage höher gehen würde.«
»Luzifer etwa?«
»Vielleicht…«
»Das wäre ein Ding.«
»Und würde außerdem ihre Furcht vor dem Kreuz erklären. Schließlich haben dort die Erzengel ihre Insignien hinterlassen.«
»Mich wundert dann nur, daß sie noch nicht bemerkt hat, welches Kuckucksei man ihr ins Nest gelegt hat. Sie müßte doch merken, daß wir nicht zu ihr gehören.«
»Vielleicht hat sie es auch und zeigt es nur nicht.«
»Kann sein. Gib acht.« Jane Collins zog sich wieder zurück. Sie hatte soeben noch einen günstigen Zeitpunkt gewählt, denn das Stimmengemurmel war leiser geworden. Eine Unterhaltung zwischen uns beiden wäre bestimmt aufgefallen.
Noch hatte sich nichts getan, was mir wiederum überhaupt nicht gefiel. Die Sternen-Prinzessin stand vor ihrem ungewöhnlichen Fluggerät, das ich als gefährliche Mordwaffe ebenfalls nicht unterschätzen durfte, und schaute auf ihre Diener. Wieder ergriff sie das Wort und sprach vom Lebensfunken.
»Wer von euch ist bereit, den ersten Schritt zu wagen? Wer kommt
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