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0555 - Consuelas bitteres Sterben

0555 - Consuelas bitteres Sterben

Titel: 0555 - Consuelas bitteres Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehörten.
    Spekulationen, hatte man hoch vor einigen Jahren gesagt und darüber gelächelt. Heute wurden diese Gruppen ernst genommen, weil sie eine Macht darstellten.
    Die Gemeinsamkeit macht stark. Das erlebte ich in den folgenden Sekunden. Regine Dumont neben mir machte den Anfang. Sie stieß beide Arme schräg gegen den Himmel. Ein Schrei drang aus ihrem Mund, der sich zu einem Wort formte.
    »Consuela!«
    Ihr Ruf war nur der Beginn, in den alle anderen einstimmten. Aus zahlreichen Kehlen drang der Name und schmetterte gegen den halbrunden künstlichen Himmel.
    Mich umgab ein Rauschen. Ich war ehrlich und gab zu, daß es mich beeindruckte. Es kam wie gewaltige akustische Wellen, die auch mich mit fortreißen wollten.
    Im genau abgecheckten Rhythmus bewegten die Frauen und Männer ihre Arme. Vor und zurück – vor und zurück. Dabei teilten sie den Namen der Sternen-Prinzessin in drei Silben auf.
    »Con-su-ela!«
    Der Ruf hallte gegen den Himmel, als wollte er die Zeichnung der Gestirne dort oben zerstören.
    Er blieb nicht ungehört.
    Sie erschien.
    Urplötzlich war sie da. Während eines Lidschlags bekam sie normale Körpergröße, stand auf dem Messer und hatte einen Begleiter: Kevin.
    Der Junge umklammerte ihre Hüften. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht erkennen, jedenfalls war er noch bei ihr, und ich hoffte, daß er nicht mehr gealtert war.
    Das breite Messer beschrieb eine Schleife über unseren Köpfen.
    Der Raum zwischen dem Halbrund und dem Boden reichte für derartige Kapriolen sicher aus.
    Auf dem Messer stehend schwang die Sternen-Prinzessin auf und nieder, als würde sie über unsichtbare Wellenkämme und -täler hinweggleiten. Die Arme hatte sie angewinkelt, die Fäuste dabei in die Hüften gestemmt. Auf ihrem Gesicht lag der Glanz der Sterne, vermischt mit einem ebenso kalten Lächeln.
    Dann landete sie.
    Noch einmal wischte sie über uns hinweg. Der Luftzug ließ einige Haare flattern.
    Genau in der Mitte des Sitzkreises, wo ihn ein breiter Gang in zwei Hälften teilte, senkte sich das gewaltige Messer zu Boden.
    Kaum hatte es Kontakt bekommen, als uns die Stille überkam. Es war eine unnatürliche Ruhe, mit Hochspannung aufgeladen, weil jeder wissen wollte, wie es weiterging.
    Sie betrat den festen Boden, während der Junge noch auf dem Messer stehenblieb.
    Ich konzentrierte mich auf ihn. Viel konnte ich nicht erkennen, das Licht war einfach zu schwach. So kam mir das Gesicht des Jungen vor wie ein Gemälde aus hellen und dunklen Grautönen, die sich an ihren Seiten ineinander schoben.
    Zu Consuela gehörte dieses ungewöhnliche Fluggerät einfach. Sie war kaum vorstellbar ohne dieses Messer. Anders sah es bei dem Jungen aus. Er fühlte sich sichtlich unwohl, was ich wiederum auch verstehen konnte.
    Für mich war er ebenso wichtig wie die Sternen-Prinzessin. Ich hatte versprochen, Kevin seinen Eltern zurückzubringen und wollte alles daransetzen, dieses Versprechen zu halten. Im Moment war er außen vor. Eigentlich eine günstige Gelegenheit, ihn zu schnappen und mit ihm aus der Gefahrenzone zu laufen.
    Jemand berührte mich an der Hüfte. Als ich mich drehte, sah ich in Sukos Gesicht. Unhörbar und auch unbemerkt hatte er sich an mich herangeschlichen.
    »John…« Er brachte seinen Mund dicht an mein Ohr. »Ich denke an den Jungen …«
    »Ja, ich auch.«
    »Dann hole ich ihn. Du hast das Kreuz und solltest dich auf Consuela konzentrieren.«
    »Einverstanden.«
    »Okay, dann drück uns die Daumen.«
    Suko war schon verschwunden. Wenn er wollte, konnte er sich so gut wie lautlos bewegen. Zudem fand er zwischen den aufgebauten Drehstühlen noch genügend Deckung.
    Als günstiges Moment kam auch hinzu, daß sich die Versammelten um andere Dinge kümmerten als um Suko. Sie warteten darauf, die Stimme der Sternen-Prinzessin zu hören.
    Consuela enttäuschte sie nicht. Als sie die ersten Worte sprach, tat sie dies mit einer hellen, klaren Stimme, die in den Himmel oder das künstliche All hineinschallte und irgendwo zwischen den Dimensionen allmählich verhallte.
    »Ich bin gekommen, weil ich euren Ruf hörte. Ihr habt mich erwartet, ich wollte und konnte euch nicht enttäuschen. Jetzt bin ich da und werde Zeichen für das neue Zeitalter, das der Gerechtigkeit, setzen.«
    Tosender Beifall belohnte ihre Worte, die sich gut anhörten, aber bestimmt nicht ohne Hintergedanken waren. Hinzu kam das Problem mit dem Lebensfunken, und da mußte sich einfach etwas tun, die Jünger würden zahlen

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