0555 - Consuelas bitteres Sterben
geschaffen. Seine Seele war es, seine Seele ist es, die mich am Leben erhält. Ich bestehe aus dem Staub der Sterne, bin zum Menschen geworden, um nicht aufzufallen und…«
»Dann willst du Gerechtigkeit?« höhnte Jane. »Das paßt überhaupt nicht zusammen.«
»Für mich ja.«
»Welche Ziele verfolgst du wirklich, Consuela?«
Sie lachte Jane an. »Hast du nicht achtgegeben? Der Lebensfunke ist es, der mich interessiert. Wer ihn mir gibt, dem öffnen sich die Augen für ganz andere Dinge.«
»Das weiß ich. Deshalb bin ich hier. Auch ich möchte die Dinge sehen. Du kannst dir meinen Lebensfunken holen, Consuela.«
Mir gefiel die Entwicklung der Dinge überhaupt nicht. Die Sternen-Prinzessin besaß die Seele Luzifers, des absolut Bösen. Sie würde auch so handeln. Das Wort gut konnte aus ihrem Repertoire gestrichen werden. Wenn alles so stimmte, wie sie es gesagt hatte, dann begab sich Jane in eine Gefahr, aus der sie nur schwerlich wieder herausfinden würde. Der Ansicht war ich.
Sollte ich eingreifen?
Ich war nahe dran, es zu tun, als Jane sich noch einmal drehte.
Wahrscheinlich galt ihr warnender Blick mir, so genau konnte ich es in der Dunkelheit nicht feststellen, jedenfalls ging ich davon aus, daß sie es allein versuchen wollte.
Ich hielt mich zurück und dachte nur darüber nach, daß Consuela so haßerfüllt und abfällig von meinem Kreuz gesprochen hatte. Seine positive Strahlung war ihr aufgefallen, als wir in Lady Sarahs Wohnung am Dachfenster gestanden hatten. Weshalb reagierte sie jetzt nicht darauf?
Oder ließ sie mich einfach in dem Glauben, meine Anwesenheit noch nicht bemerkt zu haben?
Jane Collins überwand auch die letzte trennende Distanz. Sie blieb so vor der Sternen-Prinzessin stehen, wie es die Chefredakteurin zuvor getan hatte.
»Da bin ich, Consuela! Laß mich teilhaben an der Sicht der Dinge, die dem normalen Menschen verschlossen bleibt. Nimm meinen Lebensfunken und gib mir…«
»Sei still. Wie heißt du?«
»Jane Collins!«
Consuela dachte nach, ob sie den Namen schon einmal gehört hatte. Die übrigen Anwesenden rührten sich nicht. Stumm und regungslos wie Statuen standen sie auf ihren Plätzen, hielten die Augen weit geöffnet und starrten auf die beiden Frauen.
»Gut, Jane, ich nehme dein Angebot an. Ich fühle mich stark genug, dir entgegentreten zu können.«
»Wie siehst du mich? Als eine Feindin?«
»Ich weiß es noch nicht.«
Sollte ich eingreifen, oder nicht? Jane war ein erwachsener Mensch, der wußte, was er tat. Nur fragte ich mich, ob sie in diesem Fall den Bogen nicht überspannt hatte.
Consuela bewegte sich. Sie hob die Hände an, bis sie die Kopfhöhe der Detektivin erreicht hatte. Noch berührten die Handflächen nicht Janes Haare. Irgend etwas schien die Person dabei zu stören. Merkte sie möglicherweise, daß vor ihr eine besondere Person stand? Gewissermaßen ein Zwitter, mal Mensch, mal Monster.
»Nun mach schon!« Jane trieb es auf die Spitze. Sie wollte endlich Bescheid wissen.
»Ja, Jane Collins, du kommst auch an die Reihe, aber ich möchte dich zuvor um einen Gefallen bitten.«
»Sprich ihn aus.«
»Komm auf das Messer!«
»Weshalb?«
»Komm schon.« Sie drehte sich um und deutete auf den Jungen.
»Schau ihn an, auch ihm ist nichts passiert. Ich fühle mich dort wohler.«
Jetzt trat Jane den Rückzug an. »Nein, ich bleibe hier. Keine Ausnahme. Mache es so wie bei Regine.«
»Nun gut, du hast es nicht anders gewollt.« Consuela senkte ihre Hände, um die Flächen auf Janes Kopf zu legen.
Das war der Augenblick, in dem ich buchstäblich erstarrte. In den nächsten Sekunden kam es darauf an, ob Jane das Spiel überreizt hatte oder ihre Karten genau kannte.
Sie tat nichts. Starr wie ein Brett stand sie auf dem Fleck. Die Augen hielt sie halb geschlossen.
Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht. Hoffentlich wußte sie, was sie da tat. Bei Jane mußte man mit allem rechnen. Sie trug ihr Schicksal als eine schwere Last, unter der sie seelisch zusammengebrochen war, wenn sie sich verwandelte.
Was bezweckte sie mit ihrer Aktion?
»Ja, ja!« Ein jeder von uns hörte sie flüstern. »Ja, mach weiter. Es ist ein wunderbares Gefühl. Ich habe dir vertraut, du wirst mir helfen können. Herrlich, Consuela! Ich spüre, wie du es schaffst, wie du es mir herausholst…«
Das hatte die Sternen-Prinzessin nicht erwartet. Janes Worte machten sie unsicher. Sie wußte nicht, wie sie antworten oder reagieren sollte. Bei Regine oder einer anderen
Weitere Kostenlose Bücher